LOTTO-Pokal

Aus Spaß wird Ernst: Der FC Hamburger Berg und die Pokal-Sensation!

09. August 2021, 12:53 Uhr

Patrick Antwi (re.), Torhüter des FC Hamburger Berg, pariert in jener Szene den dritten von vier Elfmetern. Foto: privat/Screenshot

Selbst der Eimsbütteler TV sprach von einer „Pokal-Sensation“ und übertrieb damit keineswegs. Waren es vor gut zehn Jahren die Mannen vom Lokstedter Steindamm noch selbst, die im damaligen Pokal-Wettbewerb für den ganz großen Coup sorgten, bekam der ETV nun am eigenen Leib zu spüren, wie es sich anfühlt, als haushoher Favorit vorzeitig die Segel zu streichen. Der FC Hamburger Berg sorgte nämlich für eine der größten Überraschungen und Sensationen in der Hamburger Pokal-Historie!

„Es ging nicht nur darum, Spaß zu haben“, rechnete sich Gerd Kruspe, Trainer des Kreisklassisten, von vornherein etwas aus. „Ich habe die Mannschaft darauf vorbereitet und ihr gesagt, dass sie es zwar als Fußballspiel ansehen, aber auch ernst nehmen soll. Das war unsere große Chance, ein paar Körner rauszuholen.“ Und weiter: „Ich habe es der Mannschaft zugetraut!“ Der Grund für Kruspes Zuversicht: „Letztes Jahr haben wir ja auch schon mit Glashütte eine Bezirksliga-Mannschaft mit 3:0 rausgekickt. Natürlich geht man als Trainer mit gemischten Gefühlen in solch ein Spiel rein. Aber diese Gefühle müssen positiv auf die Mannschaft übertragen werden – und die Jungs haben das angenommen“, strahlte der Übungsleiter.

"So ging es nach vorne und nicht nach hinten los"

Nach dem historischen Triumph kannte der Jubel beim FC Hamburger Berg keine Grenzen mehr. Foto: privat/Screenshot

Denn: 90 Minuten lang hielt sein Team hinten die Null. Die Mannen vom Hamburger Berg legten sämtliche Tugenden, die in einer solchen David vs. Goliath-Konstellation von Nöten sind, an den Tag – und trieben den ETV zur Verzweiflung. Um ein Haar hätte der krasse „Underdog“ die Partie bereits während der regulären Spielzeit für sich entschieden. Schlussendlich musste aber das Elfmeterschießen einen Sieger ermitteln. „Wir haben uns intensiv darauf vorbereitet und hatten alle Spieler an Bord. So ging das Ding nach vorne und nicht nach hinten los“, jubelte Kruspe

Er sei „schon lange genug im Geschäft“ und war einst sogar in Mittelamerika tätig, wo er „organisierte Schiffsmannschaften aus Holland mit großen Spielerpersönlichkeiten“ betreute, berichtet Kruspe von spannenden Reisen über Curaçao die Niederländischen Antillen, Port of Spain und Puerto Cabello. Bei all seinen Abenteuern sammelte Kruspe neue Erfahrungen. „Ich weiß schon, wie man so eine Mannschaft ärgern kann, wo man sein Team anfassen sollte und wie man das machen muss. Das habe ich meiner Mannschaft zu verstehen gegeben – und sie hat es umgesetzt.“ Hinzu kommt, dass Krupse von den Fähigkeiten seiner Schützlinge absolut überzeugt ist: „Meine Mannschaft ist stark!“

Keeper Antwi hält alle vier Elfer

So stark, dass sie dem ETV vom Punkt aus tatsächlich das Nachsehen gab. Der Kreisklassist kegelte den ambitionierten Landesligisten aus dem Pokal! Vor allem, weil die Kruspe-Kicker einen Mann zwischen den Pfosten hatten, der an jenem Nachmittag an der Wichmannstraße unbezwingbar schien: Patrick Antwi. „Ich wusste, dass er ein guter Torwart ist. Er kommt aus Ghana und hat dort ganz oben gespielt. Er könnte ohne weiteres ganz woanders spielen, ist jetzt aber schon länger bei uns und hält auch sonst solche Sachen. Er gibt uns die Sicherheit“, lobhudelte der Coach seinen Rückhalt, der alle (!) vier Elfmeter der Gäste parierte. Lukas Wenzel, Mert Erdal, Lukas Raphael und Jeffrey Ekue Mensah – sie alle fanden im herausragenden Antwi ihren Meister!

"Bleiben auf dem Boden und werden nicht größenwahnsinnig"

Da Karim Mohammed und Najimu Mohammed ihre Hausaufgaben erledigten, sich nicht aus der Ruhe bringen ließen und eiskalt verwandelten, setzte sich der Hamburger Berg mit 2:0 durch und machte die Pokal-Sensation perfekt! „Ich habe den Jungs immer wieder eingebläut, dass Egoismus bei uns nichts bringt. Das hat sich heute gezeigt“, hob Erfolgsmacher Kruspe, der seine aktive Laufbahn aufgrund einer schweren Verletzung frühzeitig beenden musste, die Geschlossenheit hervor. Auch wenn er ungemein „stolz“ auf seine Truppe sei, erklärte er: „Wir bleiben mit beiden Beinen auf dem Boden und werden nicht größenwahnsinnig. Aber es soll auch an den Hamburger Fußball-Verband ein Zeichen sein, dass es uns gibt. Und uns geht es ja nicht nur um Fußball, sondern auch um viele wohltätige Sachen, die wir schon gemacht haben.“ Denn: „Wir wollen Menschen helfen“, so Kruspe, der abschließend in Bezug auf die Drittrunden-Auslosung am Abend anmerkte: „Wir nehmen, was kommt.“

Patrick Antwi pariert einen von vier Elfmetern

Der FC Hamburger Berg bejubelt die Pokal-Sensation

Autor: Dennis Kormanjos