Kreisklasse B4

Aus der Regionalliga in die Niederungen des Amateurfußballs: Batuhan Evren will „den Spaß am Fußball zurückgewinnen“

16. März 2023, 12:03 Uhr

Sieben Mal lief Batuhan Evren in der Regionalliga für Eintracht Norderstedt auf. Aktuell macht er sich in der "Vierten" von Bramfeld fit für höhere Aufgaben. Foto: noveski.com

Seine ersten sportlichen Schritte machte er beim Bramfelder SV. Über den Niendorfer TSV schaffte er schließlich den Sprung zum FC St. Pauli, wo er mit starken Leistungen sogar das Interesse des VfL Wolfsburg auf sich zog und den nächsten „Step“ in Angriff nahm. Bei den „Wölfen“ gelangen ihm in lediglich zwölf Einsätzen für die B-Bundesliga-Mannschaft sechs Tore und fünf Vorlagen. Die Türen standen ihm weit offen! Im Sommer 2019 kehrte er jedoch in die Hansestadt zurück, schloss sich der U19 von Eintracht Norderstedt an – und wurde nach drei Partien in der Saison 2020/21 für die Regionalliga-Mannschaft fest in den Liga-Kader hochgezogen. Insgesamt absolvierte er sieben Spielen (ein Tor/eine Vorlage) in der vierthöchsten deutschen Spielklasse. Im vergangenen Sommer trennten sich aber die Wege zwischen den Garstedtern und Batuhan Evren. Seither war es ziemlich still um den einstigen Jugend-Goalgetter…

Für die Eintracht durfte Evren (Mi.) einen Torerfolg bejubeln - für Bramfeld IV sind es bereits 21 Treffer in sechs Einsätzen. Foto: noveski.com

04. Dezember 2022 – Vogt-Kölln-Straße: Die „Vierte“ des Bramfelder SV gastiert beim SV West-Eimsbüttel III. Batuhan Evren wird eingewechselt und entscheidet die Begegnung per Dreierpack zugunsten der Mannen von der Ellernreihe (4:1). Mittlerweile bestritt der 20-Jährige sechs Begegnungen für das Team, das in den tiefsten Niederungen des Hamburger Amateurfußballs um Punkte kämpft, und erzielte stolze 21 (!) Tore. Darunter: Drei Hattricks, ein Fünferpack und beim 10:1-Schützenfest bei Stellingen II gar sieben Treffer – die ersten fünf Buden seines Teams binnen 36 Minuten – in einer Partie. Aus der Regionalliga in die Kreisklasse B – die besondere Reise des Batuhan Evren!

Mit gerade einmal 16 Jahren verließ er die Hansestadt, um beim VfL Wolfsburg durchzustarten. „Das war für mich eine komplette Umstellung. Ich war noch nie so lange von meiner Familie getrennt“, blickt Evren auf die Zeit zurück. Obwohl er sportlich zu überzeugen wusste, packte ihn das Heimweh. „Mir ist es sehr wichtig, meine Familie in der Nähe zu haben.“ Und so kehrte er nach einem Jahr in die Heimat zurück. Erste Anlaufstelle: Eintracht Norderstedt. „Natürlich hatte ich den Traum, Profi zu werden. Aber ich war noch sehr jung“, so Evren, der gesteht: „Würde ich jetzt den Schritt nach Wolfsburg machen, hätte ich auf jeden Fall alles anders gemacht. Ich war damals 16 Jahre jung. Mit meinen jetzt 20 Jahren wäre ich das vom Kopf her ganz anders angegangen.“

"Mein Körper hat mir häufig Probleme bereitet"

Viele Rückschläge und Verletzungen sorgten dafür, dass Evren den Spaß am Fußball verlor. Nun will er wieder durchstarten. Foto: noveski.com

In Norderstedt kickte er zwei Jahre lang für die U19 und sammelte bereits in seiner zweiten Saison die ersten Regionalliga-Minuten. Schließlich wurde er fest in den Kader der Liga-Mannschaft hochgezogen. Aber: „Mein Körper hat mir häufig Probleme bereitet, ich war oft verletzt und bin gar nicht richtig reingekommen“, erinnert er sich. „Wenn ich gerade erst wieder dabei war, folgte der nächste Rückschlag – das ging ein Jahr lang so“, macht Evren mit etwas Abstand auch keinen Hehl daraus, dass die ständigen Verletzungen bei ihm dazu führten, dass er „den Spaß am Fußball verloren hat“.

Im vergangenen Sommer trennten sich die Wege – und Evren legte eine fußballerische Pause ein. Um wieder Fuß zu fassen, „dachte ich mir, dass ich ein halbes oder auch ein Jahr lang bei meinem großen Bruder und Onkel in der Mannschaft spiele“, verrät er – und meint damit den Bramfelder SV IV, wo Bruder (zunächst Spieler) und Onkel die Truppe coachen. „Ich wollte mich einfach wieder ein bisschen fit machen, den Spaß am Fußball zurückgewinnen und mal wieder Tore schießen.“ Aber: „Mein großer Bruder war zunächst vollkommen dagegen und wollte mich nicht in seiner Mannschaft spielen lassen. Er hat immer gesagt, dass es fußballerisch keinen Sinn macht.“ Doch am Ende siegte die Überzeugungskraft des jüngeren Sprösslings. Und siehe da: „Es bringt mir wieder richtig viel Spaß!“

Aufstieg als Ziel, "Trymacs" als Konkurrenz

Immer mit vollem Einsatz bei der Sache: Batuhan Evren (li.) will in der kommenden Saison wieder höherklassig auf sich aufmerksam machen. Foto: noveski.com

21 Tore in sechs Spielen – eine stolze Ausbeute. „Ein festes Ziel habe ich mir nicht gesetzt. Ich möchte einfach so viele Tore machen, wie möglich“, haben Evren und seine Teamkollegen ein ganz anderes Vorhaben ins Auge gefasst. Als Tabellendritter möchte man den Aufstieg in die A-Kreisklasse schaffen. „Das ist auf jeden Fall unser Ziel!“ Doch die Konkurrenz schläft nicht. Spitzenreiter Eintracht Fuhlsbüttel darf zwar nicht aufsteigen, dafür aber der SC Victoria VIII. Die Mannschaft von „YouTuber“ Trymacs rangiert einen Punkt vor Bramfeld IV und hat unter anderem mit Leon Kroiß (ehemals SC Weiche Flensburg 08 und FC Teutonia 05) ebenfalls höherklassige Erfahrung im Team. Es bleibt also ein spannendes Rennen.

Evren will im Sommer wieder durchstarten

Sein größerer Bruder sei erst gegen ein Engagement von Batuhan Evren beim B-Kreisklassisten gewesen, wie der Torjäger verrät. Foto: noveski.com

Und wie geht es für Evren im Sommer weiter? „Ich denke, dass ich dann wieder höher angreifen werde“, ist der Ehrgeiz zurück. „Noch gibt es aber nichts Konkretes“, lässt er uns wissen. Und wo soll die Reise dann hingehen – zurück in die Regionalliga? „Der einfachere Weg wäre natürlich der, erstmal in die Oberliga zu gehen. Der Schritt aus der Mannschaft, für die ich gerade spiele, in die Regionalliga wäre zu groß und ist zu weit entfernt“, bleibt er realistisch. Und obwohl er mit seinen gerade einmal 20 Jahren schon viel erlebt hat, ist „Batu“ Evren immer noch erst am Anfang seiner Laufbahn. „Mein Ziel ist, so hoch wie möglich zu spielen“, hat er den Traum von höheren Gefilden noch nicht aufgegeben.

Autor: Dennis Kormanjos