Regionalliga-Meister

Aufstiegs-Dilemma: Ein aufgeschobenes und verlagertes Problem...

06. Dezember 2022, 07:23 Uhr

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Seit Einführung der 3. Liga und der darunterliegenden fünfteiligen Regionalliga rumort es immer wieder, wenn es um die Aufstiegsfrage geht. In schönster Regelmäßigkeit einigen sich Vereine wie Fans auf die Forderung „Meister müssen aufsteigen“. Aktuell sind es die Vereine der Regionalliga Nordost, die einen Verbandstag einfordern, um eine Neuregelung der Aufstiegsfrage zu schaffen. Ihr Vorschlag wurde jedoch in Absprache mit Vertretern der ebenfalls vom nicht direkten Aufstieg betroffenen Regionalligen Bayern und Nord veröffentlicht.

Zwei direkte Drittliga-Plätze mehr in der ersten DFB-Pokalrunde? Foto: KBS-Picture.de

Das Ergebnis, welches mit großen Erwartungen mit ebenso großer Skepsis erwartet wurde: Die 3. Liga soll zur Saison 2024/2025 von derzeit 20 auf 22 Mannschaften aufgestockt werden, dafür dürfen alle fünf Regionalliga-Meister aufsteigen. Um den Vereinen der 3. Liga entgegen zu kommen, sollen diese danach sechs statt wie bisher vier direkte Plätze in der 1. Hauptrunde des DFB-Pokals bekommen. Woher diese Plätze kommen sollen und wer dafür auf seine verzichtet? Offen. Naheliegendste Variante wäre von den größten Landesverbänden Bayern, Niedersachsen und/oder Westfalen, die als einzige Verbände zwei Teilnehmer am DFB-Pokal melden dürfen. Aber warum dann zwei und nicht alle drei Plätze, wer behält seinen und wer verzichtet? Bereits hier dürfte sich der erste Widerstand an den geäußerten Plänen regen. Bis zum 31.05.2023 will man sich nun Zeit lassen, um Klinken zu putzen und für Mehrheiten zu werben.

Doch dieser Vorschlag verdeutlicht einmal mehr das Hauptproblem, welches es in diesem Dauer- Thema gibt: Jeder erwartet Änderungen. Diese sollen doch bitte aber nur die anderen vollziehen, bei uns bleibt alles so wie es ist.

Probleme? Vorprogrammiert!

Die 3. Liga war und ist für den DFB ein Prestige-Projekt. Foto: KBS-Picture.de

Dass es immer wieder zu Problemen kommen würde, war vorprogrammiert:

Zur Saison 2012/2013 übertrug der DFB die Hauptverantwortlichkeit für die vierte Liga-Ebene auf seine fünf Regionalverbände und weitete diese hierdurch von drei auf fünf Regionalliga-Staffeln aus. Bei dieser Änderung wurde ein entscheidender Fehler gemacht, den es nun zu reparieren gilt: Trotz der Ausweitung auf fünf Regionalligen wurde die vorherige Regelung mit drei Aufsteigern in die 3. Liga zunächst bei behalten. Diese wurden in einer Aufstiegsrunde mit den Meistern der fünf Regionalligen sowie dem zweiten der Regionalliga Südwest als Verband mit den meisten Vereinen und Mitgliedern im DFB ausgespielt.

Wobei es auch hier eine Sonderlösung gab, die bis heute von vielen kritisiert wird und Ansatzpunkt der Forderung einer Reduzierung auf vier Regionalligen ist: Während sich die dem Süddeutschen Fußball- Verband angehörigen Verbände aus Baden, Württemberg und Südbaden den Vereinen des Fußball- Regional-Verband Südwest zur Regionalliga Südwest anschlossen, bekam der Bayerische Fußball- Verband mit der Regionalliga Bayern als einziger Verband eine Sonderrolle. Man munkelt, dass dies dem mächtigen (damaligen) DFB-Vizepräsidenten und gleichzeitigem Präsidenten des Bayerischen Fußball-Verbandes, Dr. Rainer Koch, zu verdanken war, der seine Zustimmung zur gemeinsamen „Regionalliga Süd“ verweigerte.

Zwischenlösung zähneknirschend akzeptiert

Die Aufstiegsrunde wurde in der Folge unter dem Slogan „Meister müssen aufsteigen“ weitreichend kritisiert, so dass weitere Änderungen ins Haus standen. Da aber keiner der unterbreiteten Reform- Vorschläge eine Mehrheit fand, schuf man zur Saison 2018/2019 eine für drei Jahre geplante Zwischenlösung. Die 3. Liga akzeptierte zähneknirschend einen vierten Abstiegsplatz unter der Voraussetzung, dass die Regionalligen unter sich eine Lösung für den fünften Meister finden. Diese sah so aus, dass der Meister der Regionalliga Südwest direkt aufsteigt, da man im Gegenzug auf den bisherigen zweiten Platz in der Aufstiegsrunde verzichtete. Die anderen vier Verbände sollten rollierend zwei feste Aufstiegsplätze vergeben, der vierte Aufstiegsplatz würde zwischen den beiden Verbänden ohne festen Aufstiegsplatz in der jeweiligen Saison ausgespielt. Zur Saison 2020/2021 erhielt auch die lautstarke Regionalliga West einen festen Aufstiegsplatz, während die Regionalligen Nord, Nordost und Bayern nun im Wechsel einen festen Aufsteiger bekamen und die anderen beiden Regionalligen den vierten Aufsteiger unter sich ausspielen. Damit stellte man die Regionalliga West ruhig, schuf aber gleichzeitig immer mehr eine Zwei-Klassen-Gesellschaft zwischen den Regionalligen mit festen Aufsteigern und denen mit rollierenden Aufsteigern. Nachdem es während der Corona-Zeit ruhig um das Aufstiegsthema wurde, bestand insbesondere bei den Vereinen der Regionalliga Nordost der Eindruck, dass sich aus der Übergangslösung stillschweigend eine Dauerlösung zu Lasten der Regionalligen Nordost, Nord und Bayern entwickelte, weshalb man sich nun noch einmal ins Zeug legte, eine Regelung zu finden.

Viele Ideen, keine Lösung: Die Gründe

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Dass Meister aufsteigen müssen – oder zumindest die Möglichkeit haben müssen, sportlich aufsteigen zu können – liegt auf der Hand. Es wird zwischen Bundesliga und Kreisklasse wohl auch niemanden geben, der das anders sieht. Dementsprechend werden in den Foren und sozialen Medien immer wieder – allerdings zumeist wenig fundierte – Vorschläge unterbreitet, wie das aussehen könnte. „Vier Regionalligen, fertig“ Ist sicherlich die verbreitetste Idee. Gerne kommen auch Vorschläge, wie eine zweigeteilte vierte Liga einzuführen oder die 3. Liga wieder in zwei Staffeln auszutragen.


Dass es trotz eines klar definierten gemeinsamen Ziels und zahlreicher sinnvoller Ideen zu keiner Lösung kommt, hat viele Gründe, angefangen mit der Einführung der 3. Liga im Jahr 2008 unter der Leitung des DFB.

Die 3. Liga war und ist für den DFB ein Prestige-Projekt, von dem man sich „eine höhere Leistungsdichte für die 2. Bundesliga mit besseren Förder- und Entwicklungsmöglichkeiten für junge Spieler“ sowie eine bessere Vermarktung gegenüber der zweigeteilten Regionalliga versprach.

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