Auch Henke-Tochter trifft – Karchs „Rothöschinnen“ jubeln im Pokal

Papa Henke: „Toller Abschluss nach einem Moment, der in diesem Alter prägt“

10. Mai 2018, 16:19 Uhr

So sehen Siegerinnen aus! Die B-Bundesliga-Mädchen des HSV bejubeln den ODDSET-Pokalsieg. Foto: Christian Küch

Gerade unkte Torsten Henke, der beim ODDSET-Pokalfinale der B-Juniorinnen an der Hoheluft unter den Zuschauern weilte: „Mit dem Kopf? Das kann ja nichts werden“, als seine Tochter Laura, die vor der Saison aus der Jugend des SC Vier- und Marschlande zum Bundesligisten HSV wechselte, einen Kopfball neben das Tor setzte. Doch wenige Augenblicke später strafte Laura Henke ihren Papa Lügen. Denn: Nach einer Flanke der stark aufspielenden Larissa Mühlhaus erzielte Henke das zwischenzeitliche 7:0 für die „Rothöschinnen“ – und zwar per Kopf (52.).

Auch Laura Henke (li.), Tochter von SVCN-Coach Torsten Henke, gehörte zu den Torschützinnen. Foto: Christian Küch

„Ich freue mich wirklich für alle Mädels. Gerade die letzten Wochen, was sie da erlebt haben, sind Erfahrungen, die in diesem Alter prägen“, so Papa Henke, der damit auf den eigentlichen Abstieg der B-Bundesliga-Mädels des HSV ansprach. Eigentlich deshalb, weil man schlussendlich doch den Klassenerhalt schaffte, da der Osnabrücker SC sein Team zurückzog. Nach der abschließenden Niederlage in Jena, als die von Ex-HSV III-Coach Felix Karch trainierten Hamburgerinnen sportlich abgestiegen waren, flossen jedoch erst einmal die Tränen. „Umso schöner für die Mannschaft, dass man so etwas nun mit einem Happyend gut verarbeiten kann“, befand auch Henke, der anfügte: „Besonders freue ich mich auch für Felix, der kein leichtes Jahr hatte, heute aber einen unheimlich positiven Abschluss hat. Insgesamt ein tolles Ende für die ganze Mannschaft, das sind wirklich durch die Bank weg tolle Mädels. Das haben sie sich verdient.“

Henke: „Natürlich ist man da ein Stück weit stolz“

Der Pokal wird in die Höhe gereckt. Foto: Kormanjos

Im Finale gegen den SC Eilbek, dessen B-Mädels eigentlich in der Kreisklasse zu Hause sind, runde für runde aber Gegner für Gegner aus dem Wettbewerb warfen und als klarer „Underdog“ ins Endspiel gingen, brauchten die HSV-Mädchen fast eine halbe Stunde, bis der Knoten endlich geplatzt war. Zuvor verhinderte Eilbeks glänzend aufgelegte Torfrau, Yara Yasmin Jbara, einen Rückstand. Am Ende stand allerdings ein standesgemäßes 11:0 für die „Rauten-Deerns“ auf der Anzeigetafel. Larissa Mühlhaus (29.), Elma-Lena Tanudjaja (39., 73.), Julijana Mavrak (40. +3, 61.), Alina Siegel (43., FE), Antonia Fischer (45.), Mari Stier (46., 58.), Laura Henke (52.) und Emelie Rohmann (79.) erzielten die Treffer. „Gott sei Dank – dann ist der Tag ja gerettet“, freute sich auch SVCN-Coach Henke, als seine Tochter, die jüngerer Jahrgang ist und sogar noch in der C-Jugend spielen könnte, „endlich“ ins Schwarze traf. „Meine Tochter hat natürlich keinen einfachen Weg eingeschlagen. Deshalb freue ich mich natürlich, dass sich das so positiv entwickelt hat – und natürlich ist man auch ein Stück weit stolz.“

„Wir hatten kein leichtes Jahr - deshalb bin ich unglaublich stolz auf die Mädels“

Foto: Christian Küch

Die größte Möglichkeit für die aufopferungsvoll kämpfenden Eilbekerinnen auf den Ehrentreffer hatte Lisa Marie Hautz, die in einer Situation beim Stand von 0:6 gleich dreimal an HSV-Fängerin Aryanna Naward scheiterte (47.). Siegertrainer Karch befand: „Es ist nach so einem Jahr, indem du sportlich fast nur auf die Fresse bekommen hast, ein schöner Abschluss, wenn man mit einem Titel dasteht. Klar, wir sind der einzige Bundesligist in diesem Wettbewerb. Da ist die Grunderwartung, dass du das Ding auch gewinnst – und man kann sich eigentlich nur blamieren. Eine halbe Stunde haben wir auch daran gearbeitet, es uns sehr schwer zu machen. Es war nicht das, was wir wollten. Nichtsdestotrotz war uns klar, dass es hintenraus ein Kraftproblem für den Gegner werden müsste. Das haben wir so einkalkuliert. Trotzdem haben wir es nicht sauber gespielt. Nachher sind die Räume größer geworden und die konnten wir dann gut und clever ausspielen.“ Und weiter: „Ich bin mega stolz auf die Mädels. Wir haben kein leichtes Jahr hinter uns. Deshalb fühlt sich das wirklich unwahrscheinlich gut an, jetzt noch einen Pokal in den Händen zu halten. Und viel mehr Titel kannst du erstmal nicht holen. Denn der Abstand in der Bundesliga ist relativ groß – den versuchen wir in den kommenden Monaten ein Stück weit zu verringern.“

„Hier darfst du mit den Top-Talenten des Jahrgangs und Nationalspielerinnen arbeiten“

Foto: Christian Küch

Mit einem Schmunzeln meinte der einstige Erfolgscoach des HSV III, der die „Rothosen“ aus der Bezirks- und die Oberliga führte: „Das Feiern müssen die Mädels noch ein bisschen lernen. Aber dafür haben sie den richtigen Trainer“, so Karch, der auch noch einmal auf sein plötzliches Aus bei der HSV-Dritten einging: „Es ist ja kein Geheimnis, dass mir das unheimlich schwer gefallen ist – und auch Dinge passiert sind von Leuten, denen ich eigentlich vertraut habe, die ich niemals erwartet hätte. Aber daraus lernt man. Ich fühle mich wohl in der Frauen-Abteilung des HSV. Da wächst was und da bauen wir etwas auf. Wir wollen Nachhaltigkeit schaffen, dafür war es unglaublich wichtig, auf Teufel komm raus den Klassenerhalt zu realisieren. So ein Pokalsieg rundet das Ganze ab.“ Allerdings warnte er auch zugleich: „Wir dürfen jetzt aber nicht den Fehler machen, dass dieses schöne Gefühl die Fehler und die schlechten Spiele überschattet, sondern dass wir auch daraus lernen.“ 


Der größte Unterschied zwischen dem Herren- und dem Juniorinnen-Fußball? „Man darf eins nicht vergessen: Hier hat man das absolute Top-Niveau in dieser Altersklasse. Im Herrenbereich ist die Oberliga auch etwas Feines, aber es ist eben nicht das top Leistungsniveau. Der Lernprozess ist hier ein ganz anderer. Sie verstehen es schneller, sie setzen es schneller um. Natürlich haben sie körperlich manchmal Schwierigkeiten mit der Geschwindigkeit und im Zweikampf, aber da arbeiten wir dran und versuchen, diese Defizite weitestgehend abzustellen“, erklärte Karch – und verriet abschließend: „Es ist etwas anderes, emotionaler mit den Mädels, weil sie häufiger auch mal zweifeln – und auch da finden wir einen guten Weg, um das rauszubekommen. Der Spaß ist allein deshalb schon größer, weil du mit den Top-Talenten des Jahrgangs und mit Nationalspielerinnen arbeiten darfst.“

Autor: Dennis Kormanjos