BZ Nord

Assmann: „Es war nie mein Ziel, wieder als Trainer an der Seitenlinie zu stehen“

Sperber-Interimscoach mit offenen Worten zur aktuellen Situation

15. November 2019, 08:23 Uhr

Knut Assmann hatte "nie vor, auf die Trainerbank zurückzukehren". Nun will und muss er beim SC Sperber die Kohlen aus dem Feuer holen - womöglich aber nur bis zum Winter... Foto: KBS-Picture.de

Der Heubergredder: Eine kultige „Adresse“ im Hamburger Amateurfußball. Ein Platz, der viel Charme versprüht, eine besondere Historie hat und schon viele Fußball-Feste erlebt hat. Beheimatet ist dort der SC Sperber. Nach jahrelanger Landesliga-Zugehörigkeit „dümpeln“ die Alsterdorfer nun in den Niederungen der Bezirksliga umher. Es droht sogar der Absturz in die Kreisliga. Um diesen zu verhindern, zog der Club Anfang Oktober die Reißleine und trennte sich von seinem Chefcoach Ingo Glashoff. Der im Sommer erst neu zum Funktionsteam hinzu gestoßene und zuvor viele Jahre beim SV Rugenbergen als Co-Trainer von Ralf Palapies tätig gewesene Knut Assmann (Sportlicher Leiter) übernahm interimsweise die Nachfolge – zusammen mit dem spielenden „Co“ Josef Obermeier.

Nach dem „dreckig erkämpften Punkt im Abstiegskampf, in dem wir uns ganz klar befinden“, wie Assmann nach dem 2:2 gegen den aufstrebenden FC Alsterbrüder betonte, sprach der Interimstrainer ganz offen über die aktuelle Situation beim SC Sperber. „Die Mannschaft hat Potenzial und auch Qualität – nur sie ist noch keine Mannschaft.“ Das habe vor allem „damit zu tun, dass in der Bezirksliga der eine mal im Urlaub ist, der andere dann wiederum arbeitstechnisch unterwegs.“ Hinzu kommt, dass einige seiner Spieler so ausgelastet seien, dass sie „nur einmal die Woche beim Training“ sein könnten. „Gut, es ist nur Bezirksliga und damit muss man dann leben – aber zufrieden bin ich mit der Situation auch nicht“, gesteht Assmann, ehe er erklärend ausführt: „Letztendlich hat die Mannschaft diesen Trainerwechsel forciert und wollte es so. Daraufhin habe ich mein Okay gegeben und gesagt, dass ich übernehme. Aber ich habe für mich natürlich auch mehr Punkte erwartet und vor allem eine Aufbruchsstimmung. Aber die ist in meinen Augen nicht da – auch wenn wir jetzt immer 16, 17 Leute beim Training haben. Trotzdem sprechen die Ergebnisse gegen mich.“

"Ich werde die Jungs auch weiter bei der Ehre packen"

Anfang Oktober trennten sich die Wege zwischen Ingo Glashoff und dem SC Sperber. Foto: Bode

Als er angefangen habe, so Assmann, „habe ich eine Umfrage gestartet“, wie er verrät. „Jeder Spieler musste mir einen Fragebogen ausfüllen, indem es darum ging, was er von mir erwartet, was bisher gut und was schlecht lief – aber auch, was jeder einzelne Spieler dafür tun will, um unten rauszukommen. An die getätigten Aussagen erinnere ich die Jungs bei jedem Training. Ich werde sie auch weiter bei der Ehre packen.“ Auch wenn er auf die Frage zu den größten Unterschieden zwischen der Station beim SV Rugenbergen und der jetzigen Aufgabe beim SC Sperber zunächst entgegnet: „Das würde zu lange dauern“, ist er dann doch der Meinung: „Es gibt keine Unterschiede, weil der Platz genau so groß ist wie in Rugenbergen, hier auch zwei Tore stehen, Elf gegen Elf spielen, der Ball rund ist und in das Eckige muss.“

Sperber wieder eine Hausnummer? "Dann werde ich mit Sicherheit kein Trainer mehr sein"

In den bisherigen fünf Partien unter seiner Regie warten die „Raubvögel“ noch immer auf den ersten Sieg, verloren aber auch nur gegen Falke und Paloma II – beide Male jedoch relativ deutlich (0:5/1:6). Generell wartet der SCS nun schon seit dem 28. August, als man in Duvenstedt mit 4:3 die Oberhand behielt, auf einen Sieg. Seither sind zehn Partien ohne einen „Dreier“ ins Land gegangen. „Kämpfen tun die Jungs immer und sie versuchen auch immer alles. Aber wir machen noch zu viele individuelle Fehler, die zu Gegentoren führen.“ Sollten die nicht abgestellt werden, droht ein Kampf auf Biegen und Brechen – und das bis zum Schluss. Aktuell ist der SCS rein sportlich betrachtet jedenfalls ein gutes Stück davon entfernt, (wieder) zu einer echten Adresse in der Hamburger Amateurszene zu werden. „Das dauert – und dann werde ich mit Sicherheit kein Trainer mehr sein“, kontert Assmann – nachdem er sich ein anfängliches Lächeln nicht verkneifen konnte.

"Ich tendiere eher dazu, im Winter nicht weiterzumachen"

Josef Obermeier (li.) fungierte auch schon unter Glashoff als spielender Co-Trainer. Foto: Bode

Für den 52-Jährigen, der selbst auf eine Vergangenheit als Spieler am Heubergredder zurückblicken kann, steht fest, dass schnellstmöglich ein neuer Mann auf der Kommandobrücke her muss: „Wir sind in vielversprechenden Gesprächen mit Trainern. Aber die sind teilweise auch noch bei anderen Vereinen in Amt und Würden. Deshalb muss man mal gucken, ob eine kurzfristige Lösung im Winter möglich ist, was ich sehr begrüßen würde, weil ich eigentlich nicht bis zum Sommer zur Verfügung stehe. Das weiß auch jeder. Sollte es aber doch nicht anders funktionieren und wir unseren Wunschtrainer erst zum Sommer bekommen, dann müssen wir uns was überlegen.“ Im Moment tendiere er „eher dazu, im Winter nicht weiterzumachen“, wie er ganz offen zugibt. „Es hatte ja einen Grund, weshalb ich damals in der Oberliga aufgehört habe.“ Allerdings werde er dem Verein als Liga-Manager erhalten bleiben – schließlich ist man das Projekt mit klaren Zielen angegangen: „Jens Stümpel (PR-Sprecher, Anm. d. Red.), Lennart Ekelund (Sportlicher Leiter) und ich haben gesagt, dass wir hier etwas für das Umfeld machen, den Kunstrasen-Bau forcieren und die Jugendarbeit wieder sukzessive nach vorne bringen wollen. Dass wir jetzt in der Sportlichen Leitung sind, das war nie der Plan.“ Deshalb sei es nun von großer Bedeutung und „umso wichtiger, dass wir Ruhe reinkriegen und schnellstens einen Trainer präsentieren können, der die Mannschaft die nächsten Jahre hoffentlich erfolgreich trainiert.“

"Habe ein bisschen Angst, nach Poppenbüttel zu fahren"

Nun aber wartet zunächst einmal die nächste Liga-Hürde auf Assmann und sein Team – und zwar der SC Poppenbüttel. Da Sperber zuletzt nach einem Unentschieden – wie dem 2:2 gegen die Alsterbrüder – zumeist „hoch verloren“ hat, so Assmann, „habe ich ein bisschen Angst, nach Poppenbüttel zu fahren“, wie er mit einem leichten Augenzwinkern anmerkt. Aber: Serien sind ja da, um irgendwann gebrochen zu werden…