Abpfiff – Die FussiFreunde-Kolumne

Arlts „Aufmüpfige“ und coole Concorden

05. Oktober 2020, 13:23 Uhr

Foto: KBS-Picture.de

In unserer Kolumne „Abpfiff“ greifen wir die wichtigsten Themen der vergangenen Woche im Hamburger Amateur-Fußball auf und kommentieren diese. In dieser Woche geht es um die bisherigen Auftritte von Concordia und vom FC Süderelbe.

Drei Spieltage sind in der Oberliga bereits abolviert. Klar: Vieles ist bei manchen Mannschaften aktuell noch Stückwerk und die Tabelle – machen wir uns nichts vor – hat auch noch nicht die große Aussagekraft, wie sie sie zu einem späteren Zeitpunkt in einer normalen Saison hätte. Wie es in der Spielzeit 2020/2021 um die Aussagekraft von Spielen, Punkten und Tabellenbild bestellt sein wird, weiß man noch nicht abschließend – das für den hetuigen Montagabend (5. Oktober) anberaumte und mit Spannung erwartete Meeting zwischen den Vertretern des Spielausschusses des Hamburger Fußball-Verbandes (HFV) lässt grüßen. Die Hoffnung auf Änderung ist vielerorts zwar gering, aber wer weiß: Vielleicht tut sich in Sachen Punkte-Mitnahme ja am Ende doch noch was.

Man kann derzeit nicht genügend Hüte vor dem ziehen, was am Kiesbarg Positives passiert

In seinem Element: Süderelbe-Trainer Stefan Arlt an der Seitenlinie. Foto: Knötzsch

Gepunktet jedenfalls hat bisher der FC Süderelbe – und zwar verhältnismäßig gut, wenn man die Unkenrufe noch in den Ohren hat, die seit dem Corona-bedingten Ende und dem Abbruch der Vorsaison auf den Club vom Kiesbarg einprasselten. Wir erinnern uns kurz: nahezu eine ganze Mannschaft, die dem Verein den Rücken kehrte. Rücktritte im Vorstand. Negative Äußerungen von Ex-Spielern, Ex-Trainern und Ex-Funktionären über die neuen handelnden Personen im Vorstand und im Traineramt. Ein angeblicher Streit zwischen dem alten und neuen Vorstand. Einige, die dabei waren, sprachen sogar von einem Riss, der mitten durch den Verein gehe und nicht zu kitten sei. Nun, lange Rede, kurzer Sinn: Es gibt wahrscheinlich bessere Vorzeichen, die man sich wünscht, wenn man beim FC Süderelbe neu für die Zukunft in Amt und Würden ist. Aber: Es geht eben auch so – mit all diesen Vorzeichen aus der Vergangenheit.

Die nämlich hat der „neue FCS“ innerhalb von nur wenigen Wochen da beantwortet, wo es am wichtigsten ist: auf dem Platz! Und das mit Nachdruck. Denn seien wir ehrlich: Es gibt nur wenige, die den Kiesbarg-Club nach dem dritten Spieltag der Oberliga mit sieben Punkten auf vierten Platz vermutet hätten. Doch genau dort steht die Mannschaft von Stefan Arlt derzeit – vor der TuS Dassendorf übrigens. Als eine Art „Aufmüpfige“ der Liga geben die Kiesbarg-Kicker getreu dem Motto „nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird“ nichts auf Gerüchte und Worte, die von draußen kommen. Coach Arlt stellt und stellte sich immer wieder vor seine Spieler, wenn deren Können aufgrund dessen kritisiert wurde, dass sie ja zum Teil aus unteren Klassen kommen. Das Liga-Management um Seweryn Malyk strafte all jene Lügen, die davon sprachen, dass der FCS vielleicht gar keinen Kader zusammen bekommen würde. Am Kiesbarg ist in den letzten Wochen und Monaten genau dieses Feeling entstanden, das die Mannschaft und den Verein nun trägt: Lasst die anderen reden, wir zeigen es ihnen! Man kann aktuell nicht genig Hüte vor den „Aufmüpfigen“ und dem „Team ums Team“ ziehen. Chapeau, FCS – auch wenn weitere große Kaliber erst noch kommen

Ruhe und Geduld als Grundsteine um das zu erreichen, was man erreichen muss!?

Das Team von Concordia beim kollektiven Jubel nach dem Siegtreffer im Spiel gegen den HEBC. Foto: noveski.com

Und dann gab es da ja noch einen Verein, dem in der vergangenen Saison nicht unbedingt Positiv-Schlagzeilen in den Schoß fielen. Die Rede ist von Concordia. Mit großen Ambitionen gestartet – das (Un-)Wort Regionalliga schwebte wie ein Damoklesschwert über dem Bekkamp –, riss Cordi nicht unbedingt so viel, wie man sich das vielleicht bei den handelnden Personen im Vorfeld der Spielzeit gewünscht hatte. Der Traditionsverein drohte im Mittelmaß zu versinken. Ein Umstand, auf den der Club und sein neuer Ligamanager Mato Mitrovic mit spekakulären Transfers antworteten. Nun garantierten Namen allein freilich auch weiterhin im Fußball nicht von selbst den gewollten Erfolg, aber: Aktuell liefert die Truppe, die HEBC-Coach Özden Kocadal am vergangenen Freitagabend im Anschluss an das Gastspiel der Eimsbütteler am Bekkamp als „Star-Ensemble“ bezeichnete. Zwei Mal gewann Cordi, zwischenzeitlich fiel das Spiel gegen BU aufgrund des dortigen Corona-Falls ins Wasser. Nun werden einige sagen: Klar, mit den Spielern, die Cordi hat, musst du gegen Meiendorf und den HEBC jeweils dreifach punkten. Ja, richtig. Dennoch: Beide Male drehte die Mannschaft einen Rückstand in einen Sieg. Coole Concorden also! Ein Umstand, für den nicht nur fußballerisches Können, sondern auch Mentalität notwendig ist.

Es gab beiden Freitagabenden nach den Siegen nicht wenige, die da einen ganz neuen Teamspirit auf Seiten der Concorden ausgemacht hatten – angeblich ein anderer und besserer als noch in der Vorsaison. Nun, wir Außenstehende stecken, was das angeht, sicher alle nicht im Detail, aber es war doch zweifelsohne bemerkbar, dass sowohl gegen Meiendorf als auch im Kräftemessen mit dem HEBC in Reihen der Concorden neben individueller Klasse vor allem Folgendes regierte: Ruhe und Geduld. Keine negativen Worte, kein Anpflaumen untereinander, wenn mal etwas schief ging – und mit Umut Kocin als Kapitän ein Lautsprecher, der seine Mitspieler positiv pushte. Selbst dann, als der Stürmer in den letzten Minuten des HEBC-Spiels schon ausgewechselt an der Seitenlinie stand, wo er als „Verbal-Motivator“ fast schon lauter war, als Cordi-Coach Frank Pieper-von Valtier selbst. Der wiederum hat gemeinsam mit seinem „Co“ Jens Schadewaldt und Manager Mitrovic offenbar an den richtigen Stellschrauben gedreht. Aber wie positiv die ersten Entwicklungen nun sein mögen: Sie sind eine Momentaufnahme. Genauso wie beim FCS. Cordi wird in den kommenden Wochen und Monaten den Eindruck bestätigen müssen. Die Truppe steht angesichts ihrer Klasse nicht nur im Blickpunkt, sondern ist irgendwie fast schon gezwungen, oben mitzuspielen. Wenn nicht jetzt, wann dann!?


Jan Knötzsch