An der richtigen Schraub(e) gedreht: Altengammes Angriff knackt Kosova

Den Gastgebern gelingt ein souveräner 5:2-Sieg gegen den Klub

16. September 2017, 19:12 Uhr

Jubel nach dem ersten Treffer des Spiels: Sandro Schraub freut sich mit Ersatzspieler Tobias Czech. Foto: Knötzsch

Die Resultate hatten eine klare Sprache gesprochen. Mit 0:6 (gegen den TuS Berne) und 1:3 (gegen den SV Bergstedt) hatte der SV Altengamme seine letzten beiden Spiele verloren. Der Klub Kosova wiederum feierte am vergangenen Sonntag einen 5:1-Erfog bei der Reserve des SC Condor und reiste als Tabellenzweiter zum Gastspiel zum SVA. Eine klare Sache eigentlich. Denkste! Nicht Kosova jubelte letztlich am Gammer Weg, nein: Die Hausherren hatten mit 5:2 das bessere Ende für sich. Und das, weil gleich beide Stürmer einen richtig guten Tag erwischten. Allen voran aber Sandro Schraub...

Und so konnte sich Dennis Herzberg die kleine, spaßig gemeinte verbale Spitze in Richtung des Stürmers nicht verkneifen. Irgendwann in der Schlussphase – Herzberg hatte soeben auf dem Feld Platz für Fru Jeff Nde gemacht – schaute er seinen Mitspieler an und sagte in Richtung Schraub, der nach 66 Minuten von Philipp Zeyns abgelöst worden war: „Dich haben wir doch nur runter genommen, damit du kein viertes Tor mehr machst und völlig abhebst.“ Herzberg grinste, Schraub lachte – kurzum: Die Stimmung beim SVA war bestens. Konnte sie auch, denn: Nach den beiden Rückschlägen in der letzten und vorletzten Woche meldete sich die Mannschaft des frisch in den Hafen der Ehe gelaufenen Daniel Andrade-Granados eindrucksvoll zurück.

Andrade-Granados: „Der Sieg geht absolut in Ordnung, da gibt es nichts zu diskutieren“

Traf doppelt: Altengammes Philipp Heitmann. Archivfoto: noveski.com

Und dabei avancierte Sandro Schraub zum „Man of the match“. Das Spiel hatte kaum begonnen, da hatte das Duo, das sich später auf der Bank so freute, seinen ersten Auftritt: Dennis Herzberg bediente von links im Strafraum Sandro Schraub – 1:0 (2.). Vier Minuten später durfte Altengammes Stürmer schon wieder jubeln. Diesmal war es Timo Ludwig, der für Schraub auflegte und der vollendete frei vor Kosova-Keeper Sulejman Hoxha zum 2:0 (6.). Wiederum nur vier Zeigerumdrehungen danach zappelte der Ball erneut im Netz. Zur Abwechselung allerdings auf der anderen Seite: Kosovas Bruno Beqiri setzte sich auf der rechten Bahn schön durch und flankte punktgenau auf den zweiten Pfosten, wo Mahir Jernane zur Stelle war. Darauf, dass dieser Treffer für seine Equipe einen Effekt hatte, wartete Gästetrainer Daniel Sager anschließend aber vergebens. Denn: Nach 28 Minuten ging das altbekannte Spielchen weiter: Der Ball lag im Kosova-Kasten – und wieder hatte Sandro Schraub es geschafft, ihn über die Torlinie zu bugsieren. Dieses Mal war dem Treffer von Altengammes Nummer 19 ein Zuspiel von Philipp Heitmann vorausgegangen.

Zuvor hatte Schraub nach elf Minuten vergeben. Kosova war bis dato abgesehen vom Treffer nur ein Mal in Erscheinung getreten, als ein Kopfball von Burhan Bedrolli abgeblockt wurde. Doch die größte Chance der Gäste sollte erst noch folgen: In der 45. Minute köpfte Dorin Balla Richtung SVA-Gehäuse, der Ball trudelte an Keeper Alexander Golinske vorbei und schickte sich an, die Torlinie zu überqueren. Doch dann kam Sebsatian Pietsch ins Spiel. Der Altengammer Abwehrmann war durchgelaufen, erwischte den Ball tatsächlich und schoss ihn an den Pfosten des eigenen Tores. Damit war die Situation vorerst entschärft, aber noch nicht ganz: Die Kugel landete wieder bei einem Kosova-Spieler, der im Zweikampf zu Boden ging. Referee Omar Amarkhel entschied jedoch auf Freistoß für die Hausherren statt auf Elfmeter für die Gäste. Glück für Altengamme, das zuvor bereits durch Heitmann hätte auf 4:1 erhöhen können (44.).

Altengammes sechster Treffer will einfach nicht fallen

Wenn überhaupt, dann konnte SVA-Coach Daniel Andrade-Granados nur die Chancenauswertung in der Schlussphase kritisieren. Archivfoto: noveski.com/Bode

Doch aufgeschoben bedeutet ja nicht aufgehoben. War die erste Halbzeit aus SVA-Sicht die des Sandro Schraub, so wurde der zweite Durchgang der des Philipp Heitmann. Nach 58 Minuten schlug „Hubi“, wie er im Mannschaftskreis genannt wird, zum ersten Mal zu: Nachdem es so aussah, dass er den Ball gegen zwei Klub-Abwehrspiele rund Schlussmann Hoxha schon verloren hatte, blieb Heitmann cool, verdaddelte die Kugel nicht, sondern haute sie halbhoch zum 4:1 für seine Farben in die Maschen. Danach hätte Schraub mit einem Heber noch einmal treffen können, doch das Spielgerät flog übers Tor (61.). Stattdessen war es Heitmann, der das 5:2 erzielte. Auf Vorlage von Schraub, der Cihad Karakas unter Druck setzte, ihm die Kugel abluchste und dann im Sechzehner perfekt quer auf seinen Sturmpartner legte (63.).

Beinahe hätte der eingewechselte Kevin Ketelhohn danach das halbe Dutzend an Treffern für die Gastgeber voll gemacht, als er allein auf Torwart Hoxha zusteuerte. Doch der Youngster bekam es mit den Nerven zu tun, zielte zu ungenau und blieb so mit seinem Schussversuch an Hoxha hängen (82.). Stattdessen fiel der nächste Treffer auf der anderen Seite: Rathwan Al Radi verkürzte auf 2:5 aus Kosova-Sicht (83.). Die Hausherren verpassten es danach noch zwei weitere Male, den sechsten Treffer nachzulegen. Erst zielte Heitmann rechts am „Fünfer“ nach einer Nde-Flanke von links drüber (87.), in der Nachspielzeit war es dann Zeyns, dem es nicht gelang, das Spielgerät an Hoxha vorbeizubringen.            

Sager: „Letzte Woche waren wir ein Kollektiv, heute nicht“

Auch Berat Ademi konnte die Kosova-Niederlage nicht abwenden. Archivfoto: noveski.com

Dann war Schluss – und Daniel Sager versammelte seine unterlegene Mannschaft zu einer ersten Spielanalyse im Kreis um sich. „Das war vom ersten Trainingstag an bis heute die schlechteste Leistung, die wir gezeigt haben“, konstatierte der Coach des Vereins von der Dratelnstraße. „Wir waren meilenweit von der Leistung der letzten Woche entfernt“, bilanzierte der 38-Jährige, der irgendwann in der Endphase des zweiten Durchgangs offenbar resigniert hatte und sich, nachdem er zuvor auf einem Stuhl am Spielfeldrand sitzend oder in der Coaching-Zone stehend immer wieder eingegriffen hatte, still auf die Ersatzbank zurückgezogen hatte. „Gegen Condor II in der vergangenen Woche waren wir ein Kollektiv. Heute nicht“, gab Sager seinen Mannen abschließend noch mit, ehe sie den Weg in Richtung Kabine antreten durften.

Daniel Andrade-Granados stand zu diesem Zeitpunkt noch mitten auf dem Feld. „Ich freue mich, dass wir es endlich geschafft haben, mal die ersten Bälle zu verwerten und nicht wieder zehn Chancen bis zum ersten Tor brauchten. Wenn uns das gelingt, sind wir durchaus in der Lage, guten Fußball zu zeigen. Der Sieg geht absolut in Ordnung, da gibt es nichts zu diskutieren. Die Gegentore sind bitter und unnötig. Da müssen wir dran arbeiten“, gab der Altengamme-Coach zu Protokoll und erklärte mit Blick auf Dreifach-Torschütze Schraub: „Ich bin sehr happy, das freut mich für Sandro. Ich muss aber auch ganz deutlich sagen, dass er noch nicht bei 100 Prozent ist. Da gab es einige Situationen, die er nicht so gelöst hat, wie er sollte.“

Jan Knötzsch