Altona mit einem „glücklich-unglücklichen" Unentschieden!

Der AFC wirft am Ende alles nach vorne und profitiert von dieser Taktik

19. April 2016, 20:58 Uhr

Altonas Nick Brisevac (M.) sieht sich gleich zwei Gegenspielern ausgesetzt. Patrik Papke (l.) ist bemüht, dem Mittelfeldakteur des AFC, das Leder vom Fuß zu spitzeln. Foto: Klaas Dierks

Im Zuge seines Aufwärtstrends aus den letzten Wochen ging der SV Curslack-Neuengamme auch auf der Adolf-Jäger-Kampfbahn früh in Führung, verspielte diese allerdings in einer zähen Begegnung kurz vor dem Schlusspfiff, da den 93ern eine Minute vor Ablauf der regulären Spielzeit der Treffer zum umjubelten Ausgleich gelang. AFC-Trainer Berkan Algan stufte das Endergebnis allerdings eher als unglücklich" ein und lobte die von ihm wahrgenommene Überlegenheit seiner Mannschaft während der 90 Minuten. Spannung kam aber nur in der Nachspielzeit auf, in der sich beide Torleute nochmal auszeichneten.

Curslacks Abwehrhüne Marvin Schalitz (r.) in großer Aufruhr. Foto: Klaas Dierks

Die Begegnung war für die lediglich 371 zahlenden Zuschauer wahrlich kein Leckerbissen, auch wenn AFC-Trainer Algan die Meinung nicht teilte: „Im Grunde genommen haben wir heute richtig guten Fußball gespielt. Wir hatten sehr viel Ballbesitz und sehr gute Angriffe, die wir einfach nicht zu Ende gebracht haben." Dennoch fehlten die großen Torchancen. Eben diese herausgespielten Gelegenheiten, die einen Fan mitreißen und ihn fast schon verzweifeln lassen. Was das anging, hatten beide Teams eine Menge Luft nach oben, weshalb es auch immer wieder laute Rufe der Anhänger gab, die ihrer Enttäuschung Luft machten.

Nichtsdestotrotz erwischten die Deichkicker einen Traumstart und gingen nach einer knappen Viertelstunde in Führung. Gäste-Keeper Gianluca Babuschkin, der sich bis zum letzten Sommer noch die Handschuhe beim AFC überzog, schlug einen weiten Abstoß in die Mitte der gegnerischen Hälfte, wo Christoph Hammel sich gut durchsetzte und mit dem Kopf auf Landau weiterleitete. Der Curslacker legte sich den Ball auf den rechten Fuß und traf aus 16 Metern links unten zum 1:0 in der 14. Minute! Da geriet selbst Algan ins Schwärmen: „Das war ein Lichtblick von Landau! Den hat er stark gemacht. Erstmal haben wir die Zwischenräume für den tiefen Ball bei der Entstehung erlaubt. Das war ein kleiner taktischer Fauxpas von uns, den er dann überragend bestraft. Aber gut: er ist eben ein riesen Kicker, so dass man das nicht immer verteidigen kann.“  Auch wenn im weiteren Verlauf der ersten Halbzeit viele Angriffe auf beiden Seiten rollten, wurden diese zumeist spätestens von der Abwehr des Gegners zunichte gemacht. Allerdings hätte der AFC in der 25. Minute ausgleichen müssen, als Ricardo Balzis von links einen flachen Ball in den Strafraum brachte, der Moslehe am ersten Pfosten allerdings über den Schlappen rutschte, aber weiter auf Nick Brisevac rollte. Vier Meter vor dem Tor bot sich dem ehemaligen Oberhausener die Riesenchance, die er jedoch nicht nutzte, da er am Ball vorbei trat! Was den Ballbesitz anging, so hatten die Hausherren zwar mehr davon, dennoch gelang ihnen bis zur Pause keine Ergebniskosmetik.

Beide Torleute waren zur Stelle, wenn sie gebraucht wurden

... und hier mit einer rustikalen Grätsche gegen Altonas Hakki Celik. Foto: Klaas Dierks

Auch nach Wiederanpfiff erkämpfte sich Altona mehr Spielanteile, was aber hauptsächlich daran lag, dass sich der SVCN tief hinten rein stellte und stets auf Konter lauerte. Demnach überließen sie dem Gastgeber das Feld. Kevin Trenel rannte und wirbelte von Beginn an über das ganze Feld und belohnte sein Engagement fast selbst mit einem Treffer, scheiterte allerdings mit einem Hackentrick drei Meter vor dem Tor an den schnellen Reflexen des Schlussmannes Babuschkin (49.)! Immer wieder baute sich die Algan-Elf ihre Angriffe auf, doch bevor es gefährlich wurde, versprang entweder der Ball oder sie wurden durch Fehlpässe im Mittelfeld gestoppt, was dem Henke-Team aber nicht anders erging.

In den letzten 30 Minuten kam 93 dann besser ins Spiel und kombinierte hin und wieder sehenswert von einem bis zum anderen Strafraum, schaffte es aber weiterhin nicht, den letzten Punch zu setzen. Das änderte sich jedoch, als sich einige Anhänger bereits mit dem Heimgang befassten. Brisevac tankte sich auf rechts durch die Abwehr und spielte von der Grundlinie einen Querpass auf Ronny Buchholz, der unbedrängt aus vier Metern den Ball in den Maschen versenkte (89.)! Doch wer glaubte, dass dies der Schlusspunkt war, der irrte sich. Denn in der Nachspielzeit gelang Brisevac für Altona und Christian Degener für Curslack-Neuengamme fast noch der entscheidende Treffer. Aber Babuschkin und du Preez verhinderten durch ihr Können einen weiteren Einschlag. Vor allem Joshua du Preez hielt den Ausgleich mit einer Parade fest, die schon fast das Prädikat "Weltklasse" verdient gehabt hätte. Da waren sie dann auch: die "Oooooohs" und "Aaaaaaahs" der Zuschauer.

„Das ist wie bei Boxern, die auf den Lucky-Punch setzen"

Die Pille liegt im Tor, der Ausgleich fällt kurz vor Ultimo und sorgt für Jubelstürme beim AFC. Foto: Klaas Dierks

Über vier Minuten waren drüber, als Referee Alexander Teuscher die Partie beendete - sehr zur Freude von SVCN-Trainer Torsten Henke, der nicht dem vergebenen Sieg hinterher trauerte, sondern sich eher freute: „Natürlich ist das Gegentor vom Zeitpunkt her ärgerlich. Über 90 Minuten gesehen ist es sicherlich auch für Altona verdient. Am Ende haben wir noch spannende fünf Minuten erlebt, in denen beide das Siegtor auf dem Fuß hatten. Aber wir können sicherlich mit einem Punkt bei Altona leben. Wir waren diejenigen, die die ganze Zeit in der Defensive standen und versucht haben, das 1:0 mitzunehmen. Das hat leider nicht ganz gereicht, aber das passiert im Fußball", analysierte der Trainer und fügte an: „Wir freuen uns jetzt erstmal über die letzten Spiele. Zuletzt haben wir bei Dassendorf gewonnen und heute einen Punkt bei Altona mitgenommen. Hätte mir einer vor diesen beiden Partien gesagt, dass wir vier Punkte holen, hätte ich das sofort unterschrieben."

Berkan Algan bilanzierte: „Ich fand, dass das auf jeden Fall ein gutes Spiel war. Am Ende sind wir volles Risiko gegangen und haben alles nach vorne geschmissen. Dass wir zum Schluss noch gedrückt haben, hat nichts mit einer zweiten Luft zu tun, sondern das ist Fußball. Das ist wie bei Boxern, die in der zwölften Runde pari gehen und dann auf den Lucky-Punch setzen. Wenn wir die eine oder andere Situation glücklicher abgeschlossen hätten, wären wir heute verdient als Sieger vom Platz gegangen." Auf die Frage, ob der Übungsleiter den Ausgleich kurz vor Ultimo als glücklich bezeichnen würde, entgegnete er: „Ich finde das Unentschieden eher unglücklich, weil wir einen guten Ball gespielt haben. Wir sind gute Angriffe gefahren und haben gute Bälle in die Tiefe gespielt. Wir hatten so viele Situationen, die wir bestrafen hätten müssen. Aber es war kein Spiel, in dem es um leben oder sterben ging. Klar wollen wir noch in der Tabelle klettern und ich denke, das werden wir!"

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Autor: Mathias Merk

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