Bezirksliga Süd

Als Frau in der Männerdomäne Fußball: „Vorurteile treffen mich nicht mehr persönlich“

17. Juli 2020, 11:00 Uhr

Natürlich gibt's auch den einen oder anderen, der Vorurteile gegenüber Frauen in Männerdomänen hat. Wie begegnest du diesem Thema?

Im Interview mit uns spricht die SCVM II-Co-Trainerin auch über die Vorurteile von Männern gegenüber Frauen im Herren-Bereich. Foto: Nele von Malottki

Berendes: Wenn mich keiner drauf anspricht, ist es mir eigentlich fast schon egal, was die Leute, die Vorurteile haben, machen und tun. Man darf sowas sowieso nicht zu persönlich nehmen. Als Frau brauchst du in diesem Bereich ein gewisses Selbstvertrauen, musst dir Respekt verschaffen und darfst nicht kleinlaut sein. Ich weiß, was ich kann und was nicht. Ich komme vielleicht vor einem Schrank an irgendwas nicht ran, weil ich nicht groß genug bin, oder kann keine Flanke über das ganze Feld schlagen, aber ich kann dafür andere Dinge gut. Vorurteile treffen mich nicht mehr persönlich. 

Lass uns aufs Sportliche mit der Mannschaft kommen: Wie schätzt du eure künftige Truppe ein?

Berendes: Wir haben eine Truppe, bei der viele Spieler schon über einen längere Zeitraum zusammen in der Mannschaft spielen. Dazu kommen jetzt einige Spieler, die bislang in der eigenen A-Jugend am Ball waren. Insgesamt haben wir eine junge Truppe, die sich gerade findet, aber über viel Ehrgeiz und Einsatzwillen verfügt.   

Wo soll mit dieser Mannschaft der Weg des SCVM II in der neuen Bezirksliga-Saison hinführen?

Berendes: Ich glaube, dass wir uns im Vergleich zur vergangenen Saison noch steigern und etwas weiter nach vorne gucken können. Das heißt, dass wir oben mitspielen wollen. Wir wollen unter die Top Fünf.

Mit Imke Wübbenhorst und Inka Grings gibt und gab's schon weibliche Chef-Trainerinnen im Herren-Fußball. Wie verfolgst du das: Sind das Vorbilder für dich, würdest du dir zutrauen auch in solchen Sphären zu landen?

Hamburgs Amateurfußball, so findet Indre Berendes, wäre auch bereit für eine Chef-Trainerin. Foto: Nele von Malottki

Berendes: Das sind zwei tolle Frauen, die etwas erreicht haben und dabei unaufgeregt geblieben sind. Ich mag Menschen, die so etwas in ihrem Aufrteten nicht an die große Glocke hängen. Ich finde es beeindruckend, wenn man sich treu bleibt. Imke hat ja zum Beispiel nach ihrer ersten Station erstmal den wichtigen Schritt gemacht, ihre Fußball-Lehrer-Ausbildung zu absolvieren. Dass ich auf die Ebene komme, auf der die beiden sind, glaube ich bei meinem Alter nicht mehr (lacht). Was mich betrifft denke ich, dass der Schritt, Co-Trainerin beim SCVM II zu werden, ein toller Anfang ist. Ich freue mich sehr auf die Aufgabe und die neue Saison. 

Abschlussfrage: Wann ist der Hamburger Herren-Amateurfußball reif für die erste Chef-Trainerin?

Berendes: Ich glaube, dass der Hamburger Amateurfußball bereits so weit ist. Allerdings musst du ja auch erstmal eine Frau finden, die das auch wirklich machen will. So einfach ist das Ganze nicht. Es ist ja nicht nur das Trainieren oder die Tatsache, dass man bei den Spielen an der Seite steht. Da steckt schon viel Arbeit hinter. Das muss man wissen und wollen, wenn man die Chance nutzen will. Ich denke, dass es im Endeffekt auch mit den Spielern kein Problem gibt, wenn sie von einer Frau trainiert werden. Das Problem sind eher die Leute, die in den Vereinen in den Gremien sitzen...