Alles Müller – oder was!? Buchholz liegt „T05“ schwer im Magen

Gäste aus der Nordheide feiern 3:0-Sieg an der Kreuzkirche

29. Oktober 2017, 21:04 Uhr

Gleich schlägt der Ball wieder ein: Der Buchholzer André Müller erzielte gegen Teutonia 05 gleich zwei Treffer. Foto: KBS-Picture

Am Anfang war er noch voller Optimismus: „Ich gönne dem TSV Buchholz 08 alles. Nur nicht heute gegen uns“, erklärte Sören Titze, der vor Spielbeginn durch eine tolle Geste auffiel: Der Coach des FC Teutonia 05 klatschte kurz vorm Anpfiff von Referee Stephan Timm (SC Egenbüttel) nicht nur mit den Akteuren auf der eigenen Ersatzbank ab, sondern auch mit denen der Gäste aus der Nordheide, wo Titze „seit ich fünf Jahre alt war, immer gespielt habe.“ 90 Spiel- und einige weitere Minuten später war die gute Laune des Teutonen-Trainers jedoch vollkommen verflogen. Die positive Stimmung machte sich nach einem 3:0-Erfolg dagegen auf Seiten seines Ex-Clubs breit...

Spätestens in dem Moment, als André Müller den Ball etwas mehr als eine Minute vor Abpfiff des Spiels im Anschluss an einen Pass von Philip Mathies zum dritten Buchholzer Treffer an diesem Vormittag über die Linie bugsiert hatte, da war es um Simon Beecken geschehen. Der Manager der Gäste ballte die Fäuste und schrie seine Freude lautstark heraus. Rund um ihn ging es in dieser zweiten Minute der „Overtime“ kaum einem, der zur Belegschaft des TSV Buchholz 08 gehörte, anders. Kurzum: An der Kreuzkirche war in diesem Moment der kollektive Jubel ausgebrochen. Über den dritten und letzten Treffer des Matchs, aber auch über den Buchholzer „Dreier“ den Spielleiter Timm mit seinem finalen Pfiff Augenblicke später perfekt machte. Ausgerechnet die in der unteren Region der Tabelle herumkrebsenden Gäste hatten dem Top-Team der Teutonen ein Bein gestellt. Ausgerechnet der TSV Buchholz hatte seinem Ex-Spieler Sören Titze das Wiedersehen vermiest. Ausgerechnet der TSV Buchholz brachte den sechs Mal daheim unbesiegten „Kreuzkirchlern“ die erste Heimniederlage bei und schoss sich so selbst von den Abstiegsrängen herunter.

Schneider: „Dass wir ausgerechnet hier zu Null gewinnen – damit hab' ich nicht unbedingt gerechnet“

Pure Freude nach dem 3:0: Buchholz-Manager Simon Beecken (li.) und Trainer Thorsten Schneider. Foto: KBS-Picture

„Vergangenheit hin oder her: Wir wollten drei Punkte holen“, erklärte Titze nach dem Spiel, „aber man muss neidlos anerkennen: Diese Niederlage ist völlig verdient. Wir haben einfach 90 Minuten nicht das umgesetzt, was ich mir vorgestellt habe. Die erste Halbzeit war eine Katastrophe, die zweite war einen Tick besser.“ Sein Widerpart Thorsten Schneider stellte derweil fest: „Wir wollten zunächst aus einer gesicherten Abwehr heraus Chancen von Teutonia verhindern. Dass wir ausgerechnet hier am Ende zu Null gewinnen, damit hab' ich nicht unbedingt gerechnet.“ Dass für die Gäste allerdings etwas drin sein könnte, zeichnete sich bereits früh ab. „Wir haben in der ersten Halbzeit nicht stattgefunden. Sechs Mal haben wir vor eigenem Publikum überragend den Ball laufen lassen, uns Chancen herausgespielt und sind mit Leidenschaft und Selbstbewusstsein aufgetreten. Davon war dieses Mal nichts zu sehen. Wir hatten in den ersten 45 Minuten nicht eine richtige Chance. Da war nichts. Wenn, dann ist mal was aus dem Zufallsprinzip entstanden, aber herausgespielt haben wir uns keine Möglichkeit. Wir können froh sein, dass wir zur Halbzeit nur 0:1 hinten lagen“, resümierte Titze.

In der Tat. Denn Durchgang eins gehörte ganz klar den „08ern“ und die Gäste aus der Nordheide hatten anders als die Teutonen, die nur durch Veli Sulejmani (9.), Aytac Erman (25.) und Felix Dieterich (39.) Annäherungen an den Buchholzer Kasten zustande brachten, jede Menge teils hochkarätige Chancen. Müller, der erst verzog (4.), dann angeschossen wurde (6.), später an Torwart Mirko Oest scheiterte (23.) und schließlich auch noch von Timo Ehlers geblockt wurde (30.), stellte die Hintermannschaft der Hausherren immer wieder vor Probleme. Und so war es auch keine große Überraschung, dass jener André Müller nach Lukas Kremers verpasster Gelegenheit (36.) am 1:0 für den TSV beteiligt war. Allerdings als Vorlagengeber. Nachdem Niklas Jonas rechts auf dem Flügel im Zweikampf den Ball behauptete und dann weiterleitete, flankte Müller ihn scharf nach innen vor das Teutonen-Tor, wo Julian Kühn in der Mitte problemlos den Fuß hinhielt und so dafür sorgte, dass Oest an diesem Tag erstmals hinter sich greifen musste (45.).

Titze: „Wir hatten in den ersten 45 Minuten nicht eine richtige Chance – da war nichts!“

Anweisungen in der Pause: Teutonen-Trainer Sören Titze (li.) instruiert Stefan Winkel, der nach 46 Minuten eingewechselt wurde. Foto: KBS-Picture

Die zweite, von Titze als aus Teutonen-Sicht etwas besser eingestufte Hälfte begann mit der nächsten Chance für die Buchholzer: Jakob Schulz scheiterte an Oest (49.). Nur drei Zeigerumdrehungen später kam dann Kühn im Duell mit Ehlers im Strafraum zu Fall. Schiedsrichter Timm bewertete den Zweikampf jedoch als ein nicht elfmeterreifes Foul und pfiff keinen Strafstoß (52.). Dafür kamen jetzt die Gäste etwas mehr in Fahrt: Vincent Boock traf nach 54 Minuten nur den Pfosten, auch Seyhmus Atug hatte im Nachschuss kein Glück. „Bis zu dieser Szene haben wir in der Defensive sehr gut gestanden. Danach fing es wieder an, in den Köpfen meiner Spieler zu arbeiten. Das hat man gemerkt. Wir sind unsicherer geworden, haben die Positionen nicht mehr so gut gehalten und zu viel zugelassen“, stellte „08“-Übungsleiter Schneider nach der Begegnung fest und trauerte den vergebenen Gelegenheiten hinterher: „Teutonia hätte sich nicht beschweren können, wenn wir da schon mit 2:0 oder 3:0 geführt hätten.“ Das 2:0 aber legten die Nordheider dann nach 74 Minuten nach: Der frisch in die Partie gekommene Mathies nutzte es aus, dass Teutonia den Ball hinten nicht weg bekam und passte die Kugel auf Müller, dessen Schuss vom linken Innenpfosten über die Linie sprang.

Beinahe wäre es danach noch einmal eng geworden: Erst vergab Erman per Kopf (79.), dann wurde der Stürmer der Gastgeber im Sechzehner umgerissen – Elfmeter! Doch Vincent Boock, der zum Duell „Schütze gegen Torwart“ antrat, hatte seine Rechnung ohne Buchholz-SchlussmannPhilipp Wilke gemacht, der in die richtige Ecke abtauchte und den Schuss des Teutonen abwehrte. „Für mich war das der Knackpunkt. Wenn da das 1:2 fällt, dann weiß ich nicht, ob wir als Sieger den Platz verlassen“, bekannte Gäste-Trainer Thorsten Schneider, „letztlich ist das Spiel glücklich aber verdient zu unseren Gunsten ausgegangen.“ Sören Titze wollte ihm da nicht so ganz beipflichten: „Ich glaube nicht, dass der verschossene Elfer der Knackpunkt war. Wir haben von der ersten Minute der ersten Halbzeit nicht wie gewollt stattgefunden. Wenn Buchholz früher das 2:0 macht, dann ist das Spiel schon früher durch. Mit der ersten Hälfte bin ich sehr unzufrieden. Der Gegner hat seine Chancen genutzt, wir unsere nicht. Zum Beispiel die von Erman in der Schlussphase. Viel besser als er sieben Meter vorm Tor kann man nicht zum Kopfball kommen. Ich bin enttäuscht, dass es nicht geklappt hat, drei Punkte zu holen“, so der Teutonen-Trainer abschließend.

Jan Knötzsch   

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