„Alles ist schneller!“ – Hetlingen unterliegt Kiel im Testspiel mit 0:10

Fünf Kieler Tore pro Halbzeit sorgen für zweistelliges Endergebnis

05. Juli 2018, 12:54 Uhr

Ein Gruppenfoto als Erinnerung: Zweitligist Holstein Kiel (rote Trikots) gab sich am Mittwochabend bei Bezirksliga-Aufsteiger Hetlinger MTV die Ehre. Foto: Schnell

Wie schon im vergangenen Jahr, als der FC St. Pauli zu Gast war, hatte der Hetlinger MTV auch in dieser Saison-Vorbereitung einen hochklassigen Testspiel-Gegner an Land gezogen. Im heimischen Deichstadion hatte man diesmal den Fast-Bundesliga-Aufsteiger Holstein Kiel zu Gast. Und Neu-Trainer Tim Walter hatte durchaus bekannte Namen im Gepäck. So standen unter anderem Johannes van den Bergh (86 Erstligaspiele) und David Kinsombi (bestritt im vergangenen Jahr 31 von 34 Kieler Zweitligaspielen) im Kieler Aufgebot. Ergebnistechnisch wurde es die erwartet deutliche Nummer – durch den zehnten Gegentreffer in der Schlussminute stand am Ende ein zweistelliges Resultat –, doch Hetlingen zeigte einige Nadelstiche durch Konter und verteidigte leidenschaftlich.

Kiel machte zwar gleich zu Beginn Druck, doch zunächst hielt die Hetlinger Hintermannschaft den Laden dicht! Ein Schuss von Janni Serra wurde von einem Abwehrbein neben das Tor abgelenkt (3.). Dann gab es sogar eine gute Konterchance für die Gastgeber: Maximilian Wichern schloss von der Strafraumkante ab. Der Schuss war aber zu unplatziert, und Holstein-Keeper Reimann hielt sicher. Das Publikum war sofort da, feuerte die Hetlinger bei gelungenen Aktionen immer wieder an und sorgte so für eine tolle Atmosphäre. Langsam aber sicher mehrten sich die Kieler Gelegenheiten. Nach einer knappen Viertelstunde setzte Mühling einen Freistoß knapp über das rechte Kreuzeck (14.), und Lewerenz schoss nach starkem Dribbling durch den Sechzehner weit über das Tor (19.).

„Es kommen Pässe an Stellen, von denen man gar nicht weiß, dass dort Spieler frei sind!“

Der Kieler Mannschaftsbus macht Halt im Deichstadion. Foto: Hetlinger MTV

Drei Minuten später war die Hetlinger Gegenwehr dann das erste Mal gebrochen. Lewerenz bediente mit einem Pass in den Strafraum Utku Sen, der den Ball gut mitnahm und an Keeper Wolff vorbei einschob (22.). So gingen die „Störche“ genannten Kieler Fußballer in Führung, die von einigen echten Störchen – auf der neben dem Stadion gelegenen Wiese stehend und zeitweise auch darüber fliegend – begutachtet wurden.

Der Zweitligist legte direkt den zweiten Treffer nach: Janzer sorgte per Hacke für den Doppelschlag (24.). Nachdem Keeper Wolff zwischendurch gegen Lewerenz pariert hatte (28.), erzielte Janni Serra per Kopfball in die lange Ecke nach van den Bergh-Flanke das 0:3 (34.). Kurz vor der Pause gelang Holstein ein weiterer Doppelpack. Das 0:4 war ein weiteres Kopfball-Tor: Peitz durfte aus fünf Metern Torentfernung unbedrängt einköpfen (44.). Direkt mit dem nächsten Angriff nagelte Serra den Ball zum 0:5 in die Maschen (45.). Dann war Pause. In dieser tauschte Hetlingen einmal komplett durch, sodass sich alle Akteure mit den Spielern des Profi-Kontrahenten aus Kiel messen konnten.

In der Schlussminute macht Kiel es noch zweistellig

Das Warmmachen der Hauptprotagonisten vor dem Spiel. Foto: Schnell

Und Hetlingen kam gut aus der Halbzeit! Eine gute Chance zehn Minuten nach Wiederanpfiff ließen die Hausherren aber ungenutzt. Ein langer Ball wurde von keinem Kieler Verteidiger abgefangen und rutschte zu Heilborn durch. Der schoss jedoch am Gehäuse vorbei (56.). Kiel kam lange nicht mehr durch und brauchte einen Elfmeter, um den sechsten Treffer zu erzielen. Lewerenz wurde gefällt, und Schiedsrichter Kevin Rosin zeigte auf den Punkt. Kinsombi verwandelte ganz sicher in die linke Ecke und machte so das halbe Dutzend voll (64.). Keeper Kleinwort war stehengeblieben.

Kurz darauf hatte Hetlingen nochmal eine Möglichkeit. Doch Fatih Simsek schoss knapp rechts vorbei (66.). So machte Kiel auf der Gegenseite den nächsten Treffer durch Heinz Mörschel (67.). In der Schlussphasen schwanden bei den Hetlingern dann die Kräfte. So musste man drei weitere Gegentore hinnehmen. Torhüter Kleinwort wehrte erst noch per Fußparade gegen Kinsombi ab, doch Fleckstein traf im Nachschuss zum 0:8 (79.). Dann stand Lewerenz nach einer Flanke frei und traf per Kopf zum 0:9 (82.). Fast hätte es zum einstelligen Ergebnis gereicht, doch in der Schlussminute hielt Girth nach einer flachen Hereingabe den Fuß rein und machte noch den zehnten Kieler Treffer (90.). Direkt danach pfiff Rosin ab.

„Wenn man gegen einen Profi einen Zweikampf gewinnt, ist das schon geil!“

Am Ende machten es die „Störche“ vor der tollen Kulisse deutlich und siegten zweistellig. Foto: Schnell

Hetlingens Fabian Ecke beschrieb nach der Partie das Gefühl gegen eine Profi-Mannschaft zu spielen: „Das ist ziemlich geil! Sonst muss man sich vor den Spielen manchmal selbst motivieren, aber hier ist man sofort da. Man hat automatisch mehr Spannung beim Aufwärmen. Wenn man dann gegen einen Profi einen Zweikampf gewinnt, ist das schon geil! Auf meiner Seite hatte ich Steven Lewerenz als direkten Gegenspieler. Darauf habe ich mich gefreut. Auch die Kopfballduelle gegen Dominic Peitz, wenn er bei Ecken mit nach vorne gekommen ist, waren cool!“

Ecke machte einen wesentlichen Unterschied zum Hetlinger Liga-Alltag fest: „Alles ist schneller! Das merkt man sofort. Es kommen Pässe an Stellen, von denen man gar nicht weiß, dass dort Spieler frei sind!“
Auch wenn das Ergebnis eine untergeordnete Rolle spielte, hätte Ecke natürlich gerne auf eine zweistellige Zahl an Gegentoren verzichtet: „Es war ärgerlich, dass wir mit dem Abpfiff noch das 0:10 kassiert haben! 0:9 war unser Ziel, am besten 1:9 mit einem eigenen Treffer. Wir hatten ja sogar ein-, zweimal die Chance, vielleicht einen Treffer zu erzielen. Aber wir sind trotzdem zufrieden!“

Zufrieden sein konnte man in Hetlingen auch mit der vergangenen Spielzeit. Das Team schaffte den Aufstieg von der Kreis- in die Bezirksliga. „Das Ziel ist, uns zu etablieren und in der Liga anzukommen. Wir wollen nicht viel mit dem Abstieg zu tun haben. Wir sind motiviert, eine gute Saison zu spielen!“, so Ecke.

Autor: Josa Schnell