Oberliga
Algan singt ein Loblied auf den Gegner und die Gier – HEBC „stirbt in Spielkultur“
Fabio Parduhn (re.) ballt die Faust und schreit seine Freude heraus. Während Führungstorschütze Lesley Karschau (Mi.) ein verschmitztes Grinsen übers Gesicht huscht. Foto: noveski.com
Das 1:0: Lesley Karschau (2. v. re.) zieht an HEBC-Keeper Meins vorbei und trifft. Doch dem Tor ging eine umstrittene Entscheidung voraus. Foto: noveski.com
Kocadal sieht "mutigen Auftritt" - aber ohne Durchschlagskraft
Besonders bitter: Das 0:1 aus HEBC-Sicht. Nach einem Foulspiel von Hamajak Bojadgian an Johann Buttler zeigte Schiedsrichter Thomas Bauer (Rahlstedter SC) Vorteil an. Ein Vorteil, der aber keiner war und zum Nachteil wurde. Denn: Unter Bedrängnis von zwei, drei Gegenspielern konnte Piet Oldag den Ball tief in der eigenen Hälfte – fast am eigenen Sechzehner – nur noch schlagen. Die Kugel landete bei Marcel Andrijanic, der prompt durchsteckte. Kevin Houndjame rutschte vorbei und Lesley Karschau marschierte mit Tempo an Patrick Meins vorbei – 1:0 (8.)!
Die Kocadal-Kicker berappelten sich aber schnell und zeigten sich gut erholt von dem Schock. Das Manko: „Wir sind heute in Spielkultur gestorben. Wir hatten ganz viel Ballbesitz, allerdings in Bereichen, wo wir keine Gefahr ausgestrahlt haben. Besonders im letzten Drittel hat der ETSV griffiger gewirkt, war wacher und hat uns den Schneid abgekauft. Da sind wir heute einfach nicht durchgekommen und komischerweise haben wir da auch nicht mehr so kultiviert gespielt, sondern da gingen die Bälle plötzlich baden und viel zu scharf oder zu hoppelig nach links oder rechts raus. Das ist die hohe Kunst. Trotzdem haben wir gegen ein hochdekoriertes Team mit einem super Trainer sehr mutig gespielt.“
"Am Ende kann das Spiel auch 6:0 ausgehen, wenn du Pech hast"
Yannick Siemsen (Mi.) steigt in die zweite Etage und köpft ohne große Gegenwehr zum 2:0 für die Eisenbahner ein. Foto: noveski.com
Mit der Führung im Rücken sei „die taktische Devise ein bisschen anders“ gewesen, so Algan, der auf die taktische Veränderung der Gäste – spätestens mit dem Dreifachwechsel in der 56. Minute („Eine ganz interessante Idee“) – reagierte. „Wir haben dagegen gesteuert und das Zentrum in der Tiefe doppelt besetzt. Hätten wir das nicht gemacht, wäre es nochmal ein stressiges Spiel geworden, weil HEBC eine wirklich tolle Mannschaft hat.“ So aber gelang in Minute 73 die Vorentscheidung, als Yannick Siemsen am ersten Pfosten einen Andrijanic-Eckball nahezu ohne Gegenwehr schulbuchmäßig einschädelte – 2:0!
Am Ende „kann das Spiel auch 6:0 ausgehen, wenn du Pech hast“, sprach Kocadal auf den Chancenwucher der Eisenbahner in der Schlussphase an. „Und wenn wir ganz ehrlich sind: Wir haben keine 100-prozentige Torchance im gesamten Spiel verzeichnen können.“ Aber: „Ich mache der Mannschaft keinen Vorwurf. Mir war das schon ein bisschen klar. Ich habe schon am Sonntag ein Stück weit damit gerechnet, weil das ETV-Spiel natürlich in den Köpfen und Knochen steckt. Man hat jetzt dreimal in Folge vor gefühlt 800.000 Zuschauern gespielt, dann kommen am Sonntag 30 Zuschauer – und du gewinnst das mit Ach und Krach (3:0 gegen Rugenbergen, Anm. d. Red.). Da haben wir auch nicht geglänzt. Ich wusste, dass es spätestens heute härter wird – mit nur einem Tag Regeneration und vielen Jungs, die familien- oder berufsbedingt heftige Pakete zu schleppen haben. Trotzdem kommen sie her – das macht uns aus. Wir sind eine Familie und lassen niemanden im Stich. Wir können mal mit so einer Niederlage leben.“
"Haben immer noch nicht den Fußball gespielt, den die Mannschaft irgendwann spielen wird"
Elfmeter oder Freistoß? In der Nachspielzeit spitzelt Tjorven Köhler (Mi.) den Ball an die Hand des an der Strafraumkante stehenden Yannick Siemsen. Es gab Freistoß. Foto: noveski.com