Albertis Aussetzer macht Krasniqi zum coolen Knipser

Tor in der Nachspielzeit sorgt für Kosovas 2:1-Sieg gegen Cordi

20. November 2016, 16:22 Uhr

Der Moment der Entscheidung: Agonis Krasniqi (re.) hat den Ball im Netz versenkt und dreht jubelnd ab. Foto: noveski.com

So schnell kann's gehen: Eine eigene Unachtsamkeit und die Wachsamkeit des Gegners im richtigen Moment bescherten Concordia im Auswärtsspiel beim Klub Kosova eine bittere Niederlage und einen wütenden Trainer. „Ich frage mich, wie wir hier gewinnen wollen. Wir treten so auf, dass der Gegner herankommen kann. Das ist nicht die richtige Einstellung der Spieler“, ärgerte sich „Aki“ Cholevas, während auf der Gegenseite Co-Trainer Kai Oder dank des Sieges einen überaus freudigen Geburtstag begehen dürfte...

Muhamed Hodolli sollte recht behalten. Als vor dem Heimspiel des Klub Kosova gegen Concordia der große Regen über dem Areal an der Dratelnstraße einsetzte, stand Kosovas derzeit wegen eines Kreuzbandrisses außer Gefecht gesetzter Außenverteidiger gemeinsam mit seiner Freundin sowie dem wegen einer Erkältung ausgefallenen Max Groenhagen und dem ebenfalls fehlenden Visar Galica gut geschützt unter dem Vordach des Kabinentraktes. Das Gespräch drehte sich um Gegner Cordi, immerhin Spitzenreiter der Oberliga. „Warum sollte heute keine Überraschung für uns drin sein!? Ich glaube an uns...“, sinnierte Hodolli schließlich und erinnerte an das Heimspiel gegen die eigentlich favorisierte TuS Dassendorf, das Kosova letztlich für sich entscheiden konnte.

Wenn der Keeper unter Druck gerät...

Achtung Gegenspieler: Kosovas Viktor Streib (li.) sieht sich Benjamin Bambur gegenüber. Foto: noveski.com

Mehr als eineinhalb Stunden später stand fest: Die Vorahnung sollte Hodolli nicht getäuscht haben. Irgendwo neben dem Kunstrasen an der Dratelnstraße dürfte sich in jener 91. Minute des Spiels zwischen dem Klub und Cordi auch das Quartett aus dem anfänglichen Gespräch gefreut haben, doch im Mittelpunkt stand in diesem Moment ein anderer. Agonis Krasniqi. Jubelnd drehte der „Mini-Ronaldo“ der Hausherren zu diesem Zeitpunkt ab, streckte in seiner großen Freude die Zunge heraus und war von seinen Mitspielern kaum noch einzufangen. Auch die komplette Besetzung der Kosova-Ersatzbank hielt es nicht mehr auf den Sitzen. Coach Thorsten Beyer, seine Assistenten Ahmet Kücükler und Kai Oder, sämtliche Spieler, die nicht auf dem Platz standen – sie alle lagen sich in den Armen.

Was war passiert? Nun, ganz einfach: Alles rechnete just in diesem Moment wohl damit, dass die Partie vor den rund 110 Zuschauern mit einem Remis enden würde. Kosova wehrte einen Ball lang nach vorne ab, Cordis Alexandar Mucunski köpfte die Kugel zurück zu seinem Keeper Briant Alberti. Zumindest in dessen Richtung. Von draußen ertönte plötzlich die Stimme von Kosovas Co-Trainer Ahmet Kücükler, der Angreifer Krasniqi ermutigte, draufzugehen und den Schlussmann der Concorden druckvoll anzulaufen. Krasniqi tat, was ihm empfohlen wurde – und der Ratschlag Kücüklers stellte sich als goldrichtig heraus. Alberti produzierte einen kapitalen Bock, Krasniqi kam an den Ball, schlug einen Haken, ließ Alberti ins Leere laufen und schob die Kugel zum 2:1 für die Hausherren über die Linie. Drei weitere Minuten mussten Krasniqi und Co noch zittern, dann war klar: Der coole Knipser hatte seinem Team dank Albertis Aussetzer den Sieg beschert.

Cholevas: „Ich frage mich, wie wir hier gewinnen wollen“

Mit vollem Einsatz: Mert Kepceoglu setzt gegen Theodoros Ganitis zur Grätsche an. Foto: noveski.com

„Aki“ Cholevas war ob des finalen Aktes in diesem Spiel nach dem Abpfiff alles andere als erfreut. Ganz im Gegenteil: Cordis Coach wurde im Kreis seiner um ihn herum versammelten Spieler richtig laut und deutlich in seiner Wortwahl, sprach unter anderem von einem hirnlosen Auftritt seiner Mannschaft. Minuten später hörte sich das im offiziellen Teil beim Gespräch mit der Presse zwar schon etwas anders, aber mindestens genau so klar an. „Es ist wie gegen Osdorf: Da gehen wir zwei Mal in Führung und wir gewinnen das Spiel nicht. Hier gehen wir wieder in Führung, fangen uns dann in einer Überzahlsituation einen Elfmeter ein und machen obendrein auch unsere Chancen nicht rein. Ich frage mich, wie wir so gewinnen wollen“, wütete der „Griechen-Vulkan“.

Es gab also einiges, was dem Übungsleiter der Concorden missfiel. Doch der Reihe nach: Die erste wirklich zwingende Szene seiner Schützlinge sah Choevas nach 33 Minuten. Timo Stegmann legte sich den Ball zum Freistoß bereit, zog anschließend ab und fand seinen Meister in Kosova-Keeper Sebastian Menzel, der den Ball mit den Fingerspitzen an die Latte lenkte (33.). Vier Minuten später geriet Cordis Theodoros Ganitis im Duell mit Viktor Streib im Kosova-Strafraum ins Straucheln und fiel, doch Schiedsrichter Thorsten Bliesch (Niendorfer TSV) deutete trotz der Proteste der Concorden richtiger Weise nicht auf den Elfmeterpunkt. Danach hieß das Duell dann erneut Stegmann gegen Menzel. Dieses Mal versuchte es der Concorde flach, doch Menzel blieb abermals Sieger und wehrte das Spielgerät zur Ecke ab. Die brachte nichts ein und so gab es erst in der 45. Minute den nächsten Aufreger: Kosovas Christopher Hoff hatte im Laufduell Matthias Cholevas überholt, als dieser zur Grätsche ansetze und Hoff „fällte“. Cholevas hatte bei dieser Aktion auf dem rutschigen Plastikgrün soviel Fahrt aufgenommen, dass er bei der Aktion in den Zaun neben dem Spielfeld rutschte und zur Pause verletzt ausgewechselt werden musste.

Vasco Zawada egalisiert Cordis Führung vom Punkt

Der Ausgleich: Cordi-Keeper Briant Alberti ist gegen den Elfmeter von Vasco Zawada machtlos. Foto: noveski.com

Seine Teamkollegen auf dem Feld erwischten im zweiten Durchgang den immer wieder gern zitierten Auftakt nach Maß: Drei Minuten waren gespielt, als Benjamin Bambur auf Kevin Zschimmer passte und dessen anschließender Schuss vom Innenpfosten ins Netz prallte – 1:0 für Cordi. Die Freude über die Führung auf Seiten der Gäste dauerte jedoch nur knapp zehn Minuten, dann folgte die Elfmetersituation, die „Aki“ Cholevas in seiner Spielanalyse erwähnte. Kosovas Vulnet Sinani drang mit dem Ball am Fuß von links in den Strafraum ein. Überall um ihn herum waren nur Concorden zu sehen, die die Szene womöglich hätten klären können. Doch Ganitis packte trotzdem die Grätsche aus und brachte Sinani zu Fall. Referee Bliesch zögerte nicht lange und entschied auf Elfmeter. Berechtigt. Vasco Zawada schnappte sich das Spielgerät und jagte es unterhalb der Latte zum 1:1-Ausgleich in die Maschen (60.).

Anschließend schlüpfte Sebastian Menzel zwei Mal in die Rolle des Mannes, der seinen Farben vorerst das Unentschieden erhielt. Zunächst rettete er stark per Fußabwehr gegen Alexandar Mucunski (64.), danach war er auch gegen Benjamin Bambur (65.) auf dem Posten. Eine weitere Zeigerumdrehung später war Kosovas Torwart dann mit Fortuna im Bunde: An den Schuss von Mucunski kam er nicht mehr heran, doch das runde Leder ging an den Pfosten und es blieb weiterhin beim 1:1. Zu wenig für den Spitzenreiter – und so reagierte „Aki“ Cholevas: Cordis Coach brachte mit Enrik Nrecaj und dem wiedergenesenen Bazier Sharifi zwei zusätzliche Offensivkräfte, die das Spiel zugunsten der Gäste entscheiden sollten. Taten sie aber nicht.

Beyer: „Diese Punkte sind für die Moral richtig gut“

Freuden-Faust: Martin Krefta (Zweiter v. re.) und seine Teamkollegen vom Klub Kosova bejubeln den Sieg. Foto: noveski.com

Das Ende ist bekannt und erregte Cholevas negativ. „Wir treten so auf, dass der Gegner herankommen kann. Das ist nicht die richtige Einstellung der Spieler. Sie müssen selbst Leistung bringen und das Spiel gewinnen wollen. Ich kann nicht erst dann Leistung bringen, wenn ich in Rückstand bin oder in der 90. Minute dem Gegner ein Tor schenken. Es liegt an den Spielern selbst: Sie müssen intelligent und diszipliniert sein. Hier 1:0 gewinnen wollen, das kann nicht der Weg sein, den wir gehen wollen“, echauffierte sich Cordis Übungsleiter, während bei Thorsten Beyer auf der anderen Seite natürlich Freude pur angesagt war.

„Der Gegner ist so stark, da kann man nicht nur taktisch agieren. Der Kampf stimmte, das war nach den letzten Wochen so nicht zu erwarten. Ich bin sehr froh und sehr stolz, dass wir das so gemacht haben.“, erklärte der Kosova-Trainer, „wir nehmen die drei Punkte gerne mit. Ich hatte gestern eigentlich schon ein schlechtes Gefühl. Süderelbe war vier Punkte weg, da denkt man schon: die gehen so ein bisschen aus unserer Reichweite. Aber diese Punkte heute sind für die Moral richtig gut.“ Sein Team und das Team hinter dem Team würden „jetzt erstmal richtig schön feiern. Unser Co-Trainer Kai Oder wird heute 53 Jahre alt und hat uns alle zum Essen ins Restaurant eingeladen“, berichtete Beyer. Das dürfte nun wohl richtig gut schmecken. Und vielleicht überredet ja der eine oder andere im Rahmen dessen „Mo“ Hodolli, schonmal die Ergebnisse der nächsten Spiele vorauszusagen. Darin hat dieser jetzt erstmal ja schließlich eine richtig gute Quote...

Jan Knötzsch