Bezirksliga Ost

Ahrensburg „mit dem Glück des Tüchtigen“: „Für den Sieg müssen wir uns aber nicht entschuldigen“

29. Februar 2020, 20:47 Uhr

DIe Spieler des Ahrensburger TSV ließen nach ihrem Sieg ihrer Freude freien Lauf. Foto: Knötzsch

Mirko Petersen probierte alles. Sogar sich selbst in der Rolle als Hellseher. „Fertig machen zum Jubeln“, raunte der Coach des SV Börnsen in der Endphase des Spitzenspiels der Bezirksliga Ost gegen den Ahrensburger TSV (Hier gibt’s den Liveticker zum Nachlesen) seinen Spielern und Co-Trainer Marco Wyrwinski gleich mehrfach zu. Doch die prophetischen Fähigkeiten von „Naddel“, wie der SVB-Übungsleiter mit Spitznamen gerufen wird, verliefen im Sande. Es wollte einfach kein Ball mehr durchrutschen und über die Linie gehen – und so waren es am Ende dann doch die Gäste aus Ahrensburg, die beim Schlusspfiff des exzellenten Schiedsrichters Maurits Weigand (TSV Buchholz 08) nach 90 regulären und vier Nachspielminuten die Arme jubelnd in die Hähe reißen konnten. Es waren merkbar doch einige Steine, die auf Seiten des ATSV da in diesem Moment vom Herzen fielen.

Umso enttäuschter war Mirko Petersen auf der anderen Seite nach dem Schlusspfiff. Seine Spieler hatten den Kunstrasenplatz des Escheburger SV längst allesamt verlassen, als „Naddel“ noch die Hütchen, die zuvor die Coaching-Zone vor den beiden Bänken abgegrenzt hatten, zusammensammelte und dann endlich Worte für das fand, was er da zuvor gesehen hatte. „Ich finde schon, dass wir ein 2:2 auf jeden Fall verdient hätten – davon bin ich felsenfest überzeugt. Aufgrund der zweiten Halbzeit sowieso. Da hatten wir einen Ballbesitz von 80:20-Prozent zu unseren Gunsten und viele Chancen. Der ATSV ist nur mit einer Standard und einem Einwurf zu einer Chance gekommen. Das war schon sehr toll, was meine Mannschaft da in der zweiten Halbzeit abgeliefert hat“, sagte Börnsens Trainer schließlich und ergänzte: „Allerdings war auch die erste Hälfte nicht schlecht. Nur, dass wir da bei Standards und Einwürfen hinterhergelaufen sind. Wir haben mit unseren 1,90-Meter-Männern nicht das richtige Timing gefunden. Ich weiß gar nicht, wie das sein kann. Aber das haben wir dann in der Pause besprochen und in der zweiten Hälfte entsprechend eine Antwort darauf gegeben.“

Petersen: „Ich mache der Mannschaft keinen Vorwurf – die Jungs haben Charakter beweisen“

Börnsen-Coach Mirko Petersen hoffte an der Seitenlinie – aber es sollte in der Schlussphase nicht mehr zum Ausgleichstreffer reichen. Foto: Knötzsch

Und die sah, da hatte „Naddel“ recht, nicht schlecht aus. Einziger Haken: Das Hinterherlaufen bei Standards und Einwürfen, das Petersen zuvor angesprochen hatte, war dem SVB zu diesem Zeitpunkt längst zwei Mal zum Verhängnis geworden: Zunächst, als Metehan Erdem in der zehnten Minute einen Freistoß aus dem rechten Halbfeld direkt verwandelte. Und dann 18 Minuten später, als Malte Kohlsaat einen seiner weiten Einwürfe in Richtung Börnsener Tor schleuderte, Marco Philipp Vogler an den Ball kam, von der Verteidigung nicht attackiert wurde und auch Keeper Lars Stephan, der später dann nach 34 Minuten ausgewechselt wurde, nicht energisch genug herauskam. So hatte Vogler leichtes Spiel, sein Team wieder in Führung zu bringen, nachdem Börnsen zuvor in Person von Bennet Ohrt nach einer Vorlage von Patrik Papke ausgelichen hatte (18.). 


„Ich mache der Mannschaft keinen Vorwurf. Die Jungs haben Charakter beweisen. Das ist eine tolle Truppe. Wir werden sehen, wo uns der Weg hinführt. Wir wollten dieses Spiel gegen Ahrensburg unbedingt spielen“, sagte Petersen nach dem Match, das kurzfristig von Börnsen – dort war der Rasenplatz unbespielbar – nach Escheburg verlegt wurde. „Am Ende hat Ahrensburg das Glück auf seiner Seite gehabt, Aber wir bleiben entspannt“, so Petersen mit Blick auf den Rückstand des Tabellenzweiten auf den Ligaprimus. Abschließend warf der Börnsener Trainer auch noch einen Blick auf die beiden Gegentreffer. „Die waren beide unglücklich. Das ist schade. Ich weiß nicht, was mit Lars los war. Ich glaube, das geht in den privaten Bereich. Er hätte mir auch sagen können, dass es nicht geht“, konstatierte Petersen, der nach der Auswechselung des Keepers Feldspieler Christopher Kleinert zwischen die Pfosten beorderte: „Der war Mal Torwart in der Hamburger Auswahl!“

Nagel: „Es hätte zur Pause auch 3:1 oder 4:1 stehen können, dann wäre das Ding gelutscht gewesen“

Der Ahrensburger Marco Philipp Vogler (vo.) führt in der gegnerischen Hälfte den Ball am Fuß. Foto: Knötzsch

Auf der anderen Seite analysierte Matthias Nagel: „Wir hatten nach dem 1:1 in der ersten Hälfte eine Phase, wo wir zehn Minuten unsicher waren. Dann sind wir wieder in Tritt gekommen und haben drei riesige Chancen, die wir nicht nutzen. Auch in der zweiten Hälfte hatten wir nochmal eine riesige Gelegenheit. Von den Chancen her würde ich meinen, das unser Sieg schon in Ordnung geht.“ Hinten raus, so der ATSV-Trainer weiter, „sind wir allerdings schon ein bisschen ins Schwimmen gekommen. Wir standen tief, haben uns zu weit rein drücken lassen. Börnsen hat mit vielen ohen Bällen agiert. Klar kann so ein Ding immer mal durchrutschen, aber insgesamt kann ich sagen: Wir müssen uns für diesen Sieg nicht entschuldigen! Wir hatten das Glück des Tüchtigen.“ Auch Nagel war allerdings nicht entgangen, dass seine Equipe nach dem Seitenwechsel doch durchaus eine Stufe passiver agierte als noch in der aus Ahrensburger Sicht sehr aktiven ersten Hälfte. 


„Ja, wir hatten nur eine Chance und die hatten zwei. Die zweite Halbzeit geht mehr an Börnsen. Aber: Es hätte zur Pause auch 3:1 oder 4:1 für uns stehen können, dann wäre das Ding gelutscht gewesen. So hat Börnsen stark gefightet. Das ist eine geile Truppe, die immer eklig zu bespielen ist, aber gegen die es Spaß macht. Es war ein mega faires Spiel“, sagte er. Aber war es auch eine weitere Vorentscheidung in Sachen Aufstieg? „Wir sind dann durch, wenn wir durch sind“, lachte Nagel bei genau dieser Frage und gab zu Protokoll: „Wir haben noch acht Spiele, treten jetzt gegen drei Mannschaften an, die in der Tabelle unten stehen und um jeden Punkt kämpfen. Am nächsten Wochenende müssen wir zu HT 16 und spielen auf Grand. Das ist ein Belag, der uns nicht so scmeckt. HT 16 hat zuletzt gegen Bergedorf gewonnen und sich gegen Vier- und Marschlande unter Wert verkauft. Da kicken viele ehemalige Spieler von mir, die top-motiviert sind. Im Hinspiel haben wir mit 11:2 gewonnen – das liegt denen sicher noch im Magen. Das wird ein schwieriges Spiel, ein Schweine-Spiel.“

Jan Knötzsch