Ahrensburg am Ziel angekommen – aber mit „kleinem Schönheitsfehler“

Rumänischer Ex-Profi erzielt goldenes Tor - und schießt sich die Füße wund

20. Mai 2017, 01:13 Uhr

Glückwunsch zum Aufstieg an den Ahrensburger TSV! Die Mannschaft feiert den 1:0-Sieg und die Vize-Meisterschaft mit den Fans.

Die Meisterschaft ist es am Ende nicht gewonnen – und so stellte Ahrensburgs Co-Trainer Jan Fricke unmittelbar nach Schlusspfiff auch fest: „Es ist ein Aufstieg mit einem kleinen Schönheitsfehler.“ Der Ein-Tore-Vorsprung, mit dem der ATSV ins letzte Saisonspiel ging, auf Verfolger Hoisbüttel war schnell aufgebracht. Denn der Lokal-Nachbar lieferte zum Abschluss eine 7:1-Gala gegen Welle II ab und fing die Ahrensburger auf den letzten Drücker noch ab. „Hoisbüttel klebte die Saison über an uns wie ein Kaugummi an einem Schuh. Glückwunsch zur Meisterschaft“, gratulierte ATSV-Coach Matthias Nagel sportlich-fair, schickte aber nur Sekunden später eine Kampfansage raus: „Darüber sollen sie sich heute freuen und nächstes Jahr warm anziehen!“

Als der Abpfiff ertönte, öffnete der Himmel seine Pforten – und zwar so richtig. Im strömenden Regen ließen es sich Spieler und Funktionäre des Ahrensburger TSV aber nicht nehmen, das Erreichte gebührend zu feiern. „Ein riesen Dank und ein großes Lob an die Truppe, die sich durch eine hohe Trainingsbeteiligung ausgezeichnet und immer zusammengestanden hat. Dafür einen riesigen Respekt! Diese Truppe hätte auch die Meisterschaft verdient gehabt. Aber hauptsächlich ging es uns um den Aufstieg – und den haben wir geschafft“, dankte Matthias Nagel seiner Mannschaft, die im „Finale furioso“ gegen den bereits abgestiegenen TSV DuWo 08 leicht „zittrige Füße“ hatte, wie Pressewart Jens Gohlke hinterher befand. Vor allem der rumänische Winter-Zugang Mihai-Vladut Bitez hätte zum tragischen Helden avancieren können.

Rumänischer Ex-Profi schießt sich die Füße wund

Der Jubel bei den Hausherren nach dem Führungstreffer.

Der Angreifer deutete gleich in den ersten Minuten des Spiels an, über welche Klasse er verfügt. Technisch hochgradig anspruchsvolle Ballannahmen aus der Luft oder auch spektakuläre Fallrückzieher: Bitez sprühte vor Spielfreude. Da überraschte es kaum, dass er auch derjenige war, der das goldene Tor des Abends erzielte. Nach einem Einwurf von Lennart Thunecke, den Andreas Bechthold im gegnerischen Sechzehner ablegte, drehte sich Bitez – stand mit dem Rücken zum Tor – blitzschnell um seinen Gegenspieler und schloss per Linksschuss ab. 1:0 (12.)! Zu diesem Zeitpunkt schien es eigentlich nur um die Höhe des Sieges zu gehen – und darum, wie viele Treffer der ehemalige Zweitliga-Spieler von Dinamo Bukarest II in dieser Begegnung erzielen würde. Um es vorweg zu nehmen: Es blieb nicht nur bei seinem einzigen Torerfolg, sondern auch bei diesem einen Treffer seines Teams. Der Grund: Die mangelnde Chancenverwertung – insbesondere auch von Bitez selbst – sowie der überragende DuWo-Schlussmann Daniel Jaschinski.

DuWo-Keeper Jaschinski verriegelt sein Tor

„Es zieht sich bei uns durch die letzten Spiele so durch, dass wir unsere Chancen einfach nicht nutzen – auch heute wieder. Deren Torwart hat aber auch sensationell gehalten und ist über sich hinaus gewachsen“, erkannte Nagel, dessen Angreifer Mihai Bitez im weiteren Verlauf gleich fünf Hochkaräter nicht an Jaschinski vorbei bekam (8., 60., 74., 86., 87.). Wobei: Ein weiteres Mal zappelte das Runde im Eckigen – doch das alles in allem äußerst unsichere Gespann um Philipp Wilkens erkannte das Tor aufgrund einer vermeintlichen Abseitsstellung nicht an. Da auch Andreas Bechthold (27., 68., 70.), Marius Timm (26., 54.), Serkan Dede (67.) und Joschka Grunwald (90.) nicht gerade vom Abschlussglück verfolgt waren, blieb es beim knappen 1:0-Erfolg gegen den Absteiger, der sich tapfer währte und keinesfalls kampflos geschlagen gab. „Einen großen Respekt an DuWo! Die haben nochmal richtig Gas gegeben. Ich weiß nicht, wie es drüben war. Aber bei einem 7:1 hört es sich jetzt nicht unbedingt danach an, als wenn da große Gegenwehr herrschte“, so Nagel. Sein Gegenüber gab zu Protokoll: „Wir wollten uns nicht abschießen lassen und haben alles gegeben. Ich bin stolz auf die Jungs! In gewisser Weise haben wir Hoisbüttel damit zum Meister gemacht“, erklärte Nenad Horvatic mit einem kleinen Augenzwinkern.

„Wir sehen Hoisbüttel in der Bezirksliga wieder – dann stehen wir vor ihnen“

„Wenn du die ganze Zeit vorne bist, willst du auch Erster werden. Aber wir haben die Meisterschaft nicht heute verspielt, sondern letzte Woche in Stapelfeld – und auch in Hoisbüttel, wo wir definitiv einen Punkt verdient gehabt hätten. Trotzdem überwiegt ganz klar die Freude über den Aufstieg“, so Nagel, der im Vorfeld bereits wusste, dass ihm und seinem Team ein Punkt zum Aufstieg reichen würden. „Es ist immer eine schmale Gradwanderung, alles nach vorne zu schmeißen, da das Risiko ja auch da ist, dass man so ein Spiel irgendwie verliert und dann steht man plötzlich mit ganz leeren Händen da.“ So gab es schlussendlich sowohl für den ATSV als auch für den „kleinen“ HSv allen Grund zum Feiern. „Wir sehen Hoisbüttel nächstes Jahr in der Bezirksliga – und ich glaube, da werden wir das bessere Ende auf unserer Seite haben und vor denen stehen!“ Die Rückkehr in die Bezirksliga war indes nur der erste Schritt einer lang andauernden Etappe. „In einigen Jahren wollen wir durchaus die Landesliga in Angriff nehmen. Aber oberste Priorität hat jetzt erst einmal der Klassenerhalt in der Bezirksliga. Vielleicht ist auch ein einstelliger Tabellenplatz möglich“, gab der Ex-Coach des TSV Sasel abschließend schon mal einen kleinen Einblick auf das, was in der kommenden Saison ansteht.

Der LIVE-Ticker zum Spiel mit allen Höhepunkten

Die Spieler des ATSV feiern direkt nach Schlusspfiff den Aufstieg



Trainer Matthias Nagel als Stimmungsanheizer



Die Mannschaft feiert mit Familie und Fans

Autor: Dennis Kormanjos