Abstiegskampf wird zum Krimi: Youness Sbou lässt Elazig Spor hoffen!

1:0-Sieg im Nachholspiel gegen Mitkonkurrent Juventude

16. Mai 2018, 21:54 Uhr

Der Jubel des FC Elazig Spor nach dem Abpfiff war riesig. Foto: Knötzsch

Vor dem heutigen Nachholspiel der Landesliga Hansa zwischen dem FC Elazig Spor und Juventude do Minho konzentrierte sich alles auf die Frage, ob für den einen der beiden Kontrahenten nach dem Match der Abstieg feststehen würde und der andere sich womöglich gerettet hat – doch die Antwort nach den 90 Minuten auf dem staubigen Grandplatz an der Wendenstraße ist eine ganz andere: Gleich drei Mannschaften dürfen nun am letzten Spieltag, der am letzten Mai-Wochenende steigt, noch auf den Klassenerhalt hoffen. Oder müssen, wenn man es andersherum betrachtet, noch zittern, dass sie das Abstiegsgespenst nicht in die Bezirksliga reißt!

Die Wende im Abstiegskampf – sie geschah in der 86. Minute der Begegnung zwischen Elazig Spor und Juventude. Bis dahin hatte es vor knapp 100 Zuschauern 0:0 gestanden. Beide Teams hatten zu diesem Zeitpunkt je einen Punkt in der Tasche – zu wenig zum Leben. Und zum Sterben zu viel, wie man so schön sagt. Doch dann kam Tarik Sbou an den Ball. Nahe des Strafraums. Fast in Höhe der Grundline. Elazig Spors Nummer 19 legte sich das Spielgerät vor und flankte nach innen auf den zweiten Pfosten. Und da schlug der nächste Sbou zu: Youness Sbou nahm die Kugel an und versenkte den Ball aus Nahdistanz in den Maschen des Gehäuses. Danach gab es kein Halten mehr. Nahezu alle Spieler der Hausherren folgten dem jubelnd abdrehenden Torschützen bis zurück in die eigene Hälfte, wo die Teamkameraden dann Youness Sbou schließlich eingeholt hatten und man sich feiernd in den Armen lag.

Stürmer Zagre trifft für Juventude nur die Querlatte

Nach dem 1:0 von Youness Sbou feierten die Gastgeber den Treffer in ihrer eigenen Hälfte. Foto: Knötzsch

„Ein Unentschieden hätte uns nicht weitergebracht. Wir wollten es lieber selbst in der Hand haben. Jetzt müssen wir gegen Buxtehude mindestens einen Punkt holen“, erklärte der Siegtorschütze nach dem Abpfiff, während Tarik Sbou als Vorlagengeber konstatierte: „In der zweiten Halbzeit waren wir stark. Von daher sind die drei Punkte für uns meiner Meinung nach verdient.“ Und auch Hüseyin Aydin, in dieser Saison wiederholt selbst als Chefcoach und im Match gegen Juve draußen an der Linie an der Seite von Coach Metin Dogan, blickte nach vorne auf den 30. Spieltag, an dem Elazig Spor am Freitag, 25. Mai (Anstoß: 19 Uhr) auswärts beim Buxtehuder SV ran muss. „Wir brauchen da mindestens einen Punkt. Oder einen Sieg von Dersimspor“, so Aydin. Die Freude über den Sieg stand auch Metin Dogan ins Gesicht geschrieben, doch der Übungsleiter der Equipe von der Wendenstraße bemängelte: „Unsere Standards haben in diesem Spiel nicht so funktioniert, wie ich mir das vorgestellt hatte.“

Sei's drum. Elazig hat nun weiterhin die Chance auf den Klassenerhalt – und neben der heute unterlegenen Elf von Juventude ist auch der Klub Kosova plötzlich wieder mittendrin statt nur dabei im Abstiegskampf. Während Elazig Spor nun auf Platz 13 mit 29 Punkten und einem Torverhältnis von -22 über dem Strich steht, liegt Juve mit 27 Punkten und einem Torverhältnis von -39 Treffern auf dem 14. Rang – dem ersten Abstiegsplatz. Kosova hat als Zwölfter 30 Punkte und ein Torverhältnis von -32. Damit haben die Wilhelmsburger zwar die beste Ausgangsposition, doch eine hohe Niederlage im Heimspiel gegen den VfL Lohbrügge (Sonntag, 27. Mai, 15 Uhr) könnte es noch einmal mehr als nur brenzlig machen, wenn Juventude zeitgleich bei Dersimspor gewinnt und das momentan noch schlechtere Torverhältnis ausgleichen kann. Dass nicht alle drei Begegnungen – was zur Verhinderung einer Wettbewerbsverzerrung eigentlich logisch wäre – zeitgleich angesetzt sind, liegt daran, dass der Buxtehuder SV sein letztes Heimspiel bereits Ende des Jahres 2017 für eben jenen Freitag angemeldet hatte. Da die Anlage des BSV damit am 27. Mai frei war, hat die Stadt Buxtehude als kommunaler Eigentümer das Jahnstadion ebenso wie den Ausweichplatz auf der gleichen Anlage an den Norddeutschen Fußballverband für ein ganztägiges Jugend-Sichtungsturnier vergeben.

Starker Schiri Eckstein-Staben bewahrt Elazigs Ermis vor Tätlichkeit

Duell im Mittelfeld: In der zweiten Halbzeit des Spiels wurde es zunehmend hektischer. Foto: Knötzsch

Doch damit zum sportlichen Geschehen des Nachholspiels: Vom Hocker riss dieses Match lange Zeit kaum einen. Zwar probierte sich Habib Zagre für die Gäste nach elf Minuten mit einem Schuss, doch er hatte ebenso wenig Erfolg wie auf der anderen Seite Youssef Sbou, dessen Versuch aus der zwölften Minute Juves Keeper Lukas Andresen um den Pfosten lenken konnte. Nach etwas mehr als einer halben Stunde hätten die Gäste dann in Führung gehen können – wenn nicht gar müssen: Bilal Dahche – nach 27 Minuten für Cem Taser ins Spiel gekommen, der ebenso wie zuvor Maurizio Scalisi angeschlagen raus musste – schlug einen langen Diagonalball in den Strafraum der Hausherren. Zagre nahm die Kugel volley und hämmerte die Pille ans Quergestänge. Da wäre Elazig-Schlussmann Adnan Aslan nicht mehr rangekommen. Noch vor dem Seitenwechsel vergab dann Hamilton Alvarez Sanchez für Juventude, als er von links im Strafraum verzog (42.).

Nach dem Seitenwechsel erhöhte Elazig Spor dann die Schlagzahl und das Spiel lief weitestgehend nur noch in Richtung Gästetor ab – vorerst aber ohne Erfolg. Beinahe wäre es sogar für die Gastgeber ganz schlimm gekommen, doch Alvarez Sanchez traf nach 68 Minuten rechts aus dem Strafraum nur das Aluminium. Drei Minuten später folgte ein großer Aufreger: Zagre und Elazigs Gökhan Ermis gerieten nach einem Zweikampf aneinander. Ermis schubste Zagre, der zurück schubste. Einen Moment lang sah es so aus, als ob Ermis nun auf Zagre losgehen würde, doch Elazigs Innenverteidiger konnte von Referee Jorrit Eckstein-Staben (SC Wentorf), der sich als exzellenter Leiter der Partie erwies, beherzt zurückgehalten werden. Nur drei Zeigerumdrehungen später vergab eben jener Ermis per Kopf freistehend, als er am glänzend reagierenden Andresen scheiterte. Doch da war ja zum Leidewesen Juves noch die 86. Minute...

Jan Knötzsch 

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