31-Pflichtspiel-Siegesserie endet: Wandsetal II schafft Historisches!

Cordi II kassiert erste Pleite, der Trainer hadert, Pokal-Traum geplatzt

09. Mai 2017, 23:29 Uhr

Die Mannschaft des TSV Wandsetal II feiert den Finaleinzug im Holsten-Pokal.

25 Spiele, 25 Siege und 174:10 Tore: Kaum verwunderlich, dass die Zweitvertretung von Concordia bei diesen Werten schon vor Wochen die Meisterschaft in der Kreisklasse B2 und den damit verbunden Aufstieg fix gemacht hat. Im Holsten-Pokal kommen weitere sechs Erfolge hinzu – darunter Triumphe gegen die starken Bezirksligisten TSV Buchholz 08 II (4:2), HR II (2:1) sowie BU II (4:0). Heißt: Cordi II ist im gesamten Saisonverlauf noch ohne jede Niederlage. Mehr noch. Nicht mal einen Punktverlust musste die Elf von Reiner Pump bisher einstecken – doch nun hat diese famose Serie ein Ende!

Er brauchte einen Moment, räumte im Stillen die Hütchen, welche die Coaching-Zone markierten, zusammen – und stand dann Rede und Antwort: Die Rede ist von Reiner Pump, dem Erfolgstrainer von Concordia II. Mit ganz offenen und überaus ehrlichen Worten fasste er zusammen: „Wir haben nicht zu unserem Spiel gefunden. Nicht zudem, was uns die ganze Saison über eigentlich ausgezeichnet hat. Das ist unglaublich schade, denn es steckt so viel mehr Potential in dieser Truppe. Heute haben wir einen ganz schlechten Tag erwischt“, musste Pump ernüchternd feststellen und nahm einem neutralen Beobachter die Spielanalyse ab – zumindest versuchte er es: „Das Niveau war – wie soll ich das jetzt beschreiben, ohne dabei verletzend zu sein? Sagen wir es mal so: Es war kein gutes Niveau!“

"Die Ansetzung war für uns völlig unverständlich"

Im Grunde genommen war es noch deutlich weniger als das, was beide Teams auf dem staubigen Grand am Neumarkt darboten. „Mir war schon klar, dass es ein dreckiges Spiel werden würde. Auf dem Platz ist es ohnehin nicht einfach und beide Mannschaften wollten unbedingt gewinnen“, befand Adebayo Tchalla, Trainer der Hinschenfelder. Apropos Platz: Damit haderten auch die Hausherren, wobei Pump deutlich betonte, dass dies keineswegs als Entschuldigung für das Ausscheiden herhalten soll: „Eigentlich sind wir es ja gewohnt, auf Kunstrasen zu spielen. Deshalb war die Ansetzung für uns schon sehr unverständlich. Aber es ist leider so, dass äußere Personen mehr Einfluss auf den Sport haben, als man es gerne hätte. Damit müssen wir leben. Man weiß nicht, wie es unter normalen Umständen gelaufen wäre. Aber Fakt ist: Wir haben es nicht geschafft, unser Spiel durchzusetzen, hatten auch in der zweiten Halbzeit viel zu wenig Torchancen, viele Fehler bei Ballan- und mitnahme und haben nur hohe Bälle gespielt.“

Rote Karte und grober Torwart-Schnitzer bringen Cordi-Pleite auf den Weg

Je mehr Zeit von der Uhr ging, umso bewusster wurde jedem, dass eine einzige Aktion dieses Pokal-Semifinale entscheiden würde. Und diese eine Situation passte leider zum Niveau des Spiels: Denn in der 73. Spielminute schlug Wandsetals Erol Siegert einen Freistoß fast von Höhe der Mittellinie vor das gegnerische Tor. Der Ball war eine gefühlte Ewigkeit in der Luft – und dennoch konnte ihn Cordi-Keeper Tom Wietzke nicht festhalten, sondern ließ die Bogenlampe durch die Hände flutschen, so dass die Kugel über die Torlinie kullerte! „Er ist eigentlich kein Torwart, aber da wir keinen anderen haben und die drei Torhüter der Liga alle schon im Oddset-Pokal gespielt haben, müssen wir seit November Woche für Woche wechseln“, verriet Pump, der dem 23-Jährigen – damit sage und schreibe ältester Cordi II-Akteur in der Startformation – keinen Vorwurf machen wollte. „Er sitzt völlig geknickt in der Kabine.“ Natürlich hätte jener Fehler nicht passieren dürfen, aber ebenso wenig ist das entschuldbar, was sein Mitspieler Luka Seidel-Whitelaw wenige Augenblicke zuvor tat. Für ein Nachtreten, das so überflüssig wie ein Kropf war, erhielt er nämlich die Rote Karte und erwies seinem Team, das in der zweiten Halbzeit nur am reklamieren war, damit einen wahrhaftigen Bärendienst (66.)!

„Die Karte war wohl berechtigt, auch wenn ich es selbst nicht gesehen habe. Aber das ist nun mal das Temperament, was bei den jungen Spielern noch drin ist. Da sind wir nicht abgebrüht genug“, so Pump, dessen Equipe zu keiner Sekunde das zeigen konnte, was eigentlich in ihr steckt. „Wir haben einfach keinen Zugriff gefunden. In den runden davor gegen die Bezirksligisten war viel mehr Tempo drin, viel mehr Ballstafetten und viel mehr Abschlüsse. Wir haben einfach den Kopf verloren und dann war es vorbei. Kein Spielaufbau, nichts Konstruktives, keine Ideen! Die haben geschickt verteidigt und waren auch von der Staffelung her sehr gut“, lobte Pump die Defensivarbeit der Gäste. „Ich muss erstmal durchatmen. Das war kein einfaches Spiel! Wir haben Cordi beobachtet, die haben gute Spieler und eine gute Spielphilosophie. Deshalb war es wichtig, dass wir erstmal gut und kompakt stehen“, erklärte Tchalla anschließend und sprach auch von einem „Glückstor“ in einem „dreckigen Spiel“.

"Für die Jungs ist es unheimlich bitter, die hängen jetzt voll durch"

Der Kreisligist steht also im Finale, wo es zum Duell mit RW Wilhelmsburg II – oder besser gesagt RWW I – kommen wird. „Das wäre die Krönung und Belohnung dieser grandiosen Saison! Schade, dass wir in der Liga drei Spiele hintereinander verloren und damit ein wenig den Anschluss verloren haben“, so Tchalla, der für den Zeitraum des Endspiels bereits seinen Urlaub gebucht hat und noch hofft, dem großen Showdown beiwohnen zu können. Während sein Gegenüber die Mannschaft nach der allerersten Pleite des gesamten Saisonverlaufs – Liga und Pokal – nun wieder aufrichten muss. „Ich bin jetzt 18 Jahre lang als Trainer tätig und kenne dieses Gefühl. Für mich ist es nur doppelt bitter, weil es sich die Jungs eigentlich verdient hatten. Wir haben eine klasse Saison gespielt und wenn wir die Pokalspiele mal durchgehen, dann war zu diesem Zeitpunkt die Option, ins Finale zu kommen, durchaus gegeben. Von daher ist es für die Truppe unheimlich bitter. Die hängen jetzt voll durch!“