Vom Fußballplatz in den Boxring: Dassendorfs Louca schlägt seine Gegner K.o.

„Ich habe mein Ziel erreicht und Blut geleckt“

19. Dezember 2017, 16:28 Uhr

Samuel Louca (re.) feiert in seinem ersten Boxkampf einen vorzeitigen Sieg durch technischen K.o. in der zweiten Runde gegen Mohammed Namo. Foto: KBS-Picture

Samuel Louca dürfte der wohl schlagfertigste Oberliga-Fußballer sein – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Der Mittelfeldakteur der TuS Dassendorf feierte am vergangenen Wochenende sein Debüt im Ring – und zwar als Boxer! Mit seinem Gegner kannte der 23-Jährige kein Erbarmen: Bereits in der zweiten Runde schickte der für den TV Fischbek kämpfende Louca seinen Kontrahenten, Mohammed Namo (SC V/W Billstedt), in der Boxsporthalle Hamburg auf die Bretter. Demnach fiel das Urteil klar und deutlich aus. Sieger durch technischen K.o.: Samuel Louca!

So kennen wir Samuel Louca als Aktiver auf dem Fußballplatz. Foto: KBS-Picture

„Das erste Mal geboxt habe ich mit 17, als ich vom Halleschen FC in die Landesliga zum FC Süderelbe gewechselt bin“, verrät uns der Mittelfeldallrounder, der vor dieser Saison vom Kiesbarg an den Wendelweg wechselte und in der Hinrunde 15 Einsätze für die TuS absolvierte. Doch wie kam er überhaupt dazu? Hasan Kiraz, achtmaliger Hamburger Box-Meister, „ist seit Kindheitstagen einer meiner besten Freunde“, so Louca, der anfügt: „Als ich angefangen habe, konnte ich absolut nichts – nicht mal eine gerade Linke schlagen, ohne dabei den Stand zu verlieren. Ich habe in jedem Training etwas dazu gelernt, was in mir die Motivation ausgelöst hat, weiterzumachen. Ich wollte den Sport lernen und mich boxerisch verbessern, das war in jedem Training mein Ziel.“ Allerdings erklärt Louca auch, dass er „die Jahre über immer nur Fußball im Kopf“ hatte, weshalb das Boxtraining oft zu kurz kam. „Es war immer so ein ‚On-/Off-Ding‘. Mal war ich zwei Monate am Stück so motiviert, dass ich auch regelmäßig trainiert habe. Dann waren aber wieder ‚englische Wochen‘ dabei, sodass sich die Motivation in Grenzen gehalten hat.“

"Nach dem letzten Spieltag habe ich zweieinhalb Wochen lang viermal in der Woche trainiert"

Louca (li.) wird von seinem Trainer Hasan Kiraz in den Ring geführt. Foto: KBS-Picture

Bereits als Kind und Jugendlicher habe er „Boxen immer gerne geschaut, es aber nie selbst gemacht. Aber ich wollte schon immer mal kämpfen.“ Diesen Traum hat sich Louca nun erfüllt. Doch bevor es soweit war, musste er sich erstmal den ärztlichen Untersuchungen unterziehen, Blutwerte etc. durchchecken lassen, um sich dann beim Verein, dem TV Fischbek, anzumelden. Nach dem letzten Punktspiel am 2. Dezember gegen Buchholz 08 (1:0) unterrichtete er das Trainerduo der TuS von seinen Plänen „in einem Sechs-Augen-Gespräch“, wie er sagt. „Ich habe ihnen gesagt, dass ich seit meinem 17. Lebensjahr boxe und die Pause gerne nutzen will.“ Die Reaktion? „Sie haben es sehr locker aufgenommen.“ Vielleicht auch, weil: „Ich glaube, sie dachten, es würde nur um Training gehen.“ Doch Louca machte ernst und trainierte mit seinem guten Freund und Trainer Hasan Kiraz hart für seinen ersten Kampf. „Ich wohne in Harburg, er arbeitet im Haus der Jugend in Wilhelmsburg. Am Montag und Mittwoch, genau die beiden Tage, an denen wir in Dassendorf kein Training haben, war ich bei ihm und habe dort Privatunterricht bekommen.“ Insgesamt habe er sich zwei Monate lang auf den Kampf vorbereitet. „Nach dem letzten Spieltag am 2. Dezember habe ich zweieinhalb Wochen lang viermal die Woche trainiert – jeweils zweimal mit dem Team und zweimal privat. Im Boxen hilft mir die Schnelligkeit vom Fußball, andersherum sicher die Koordination vom Boxen.“

"Er kam unter Tränen zu mir und bedankte sich"

Dort angekommen, ließ er eindrucksvoll die Fäuste sprechen. Foto: KBS-Picture

Als der Tag der Tage näher rückte, stiegen Vorfreude und Anspannung gleichermaßen. „Ich habe den ganzen Tag davor gezittert – nicht aus Angst, sondern vor Aufregung und Nervosität.“ Doch als es soweit war, lief Louca zur Höchstform auf, war seinem Gegner haushoch überlegen und triumphierte vorzeitig. „Es ist ein komplett anderes Gefühl, als ein Fußballspiel zu gewinnen – allein schon, weil man nicht als Mannschaft, sondern allein im Ring steht“, fasst der gebürtige Winsener seine Emotionen zusammen. „Ich wollte es ausprobieren und wissen, wie es ist. Jetzt habe ich natürlich mein Ziel erreicht und Blut geleckt.“ Und obwohl er seinem Widersacher in allen Belangen überlegen war, findet Louca: „Ich kriege fast Tränen in den Augen, wenn ich mir das Video von meinem Kampf anschaue und im Vergleich dazu sehe, was mein Trainer im Ring kann und macht. Dann bin ich noch zu 100 Prozent davon entfernt.“ Apropos Tränen: Beim TV Fischbek trainierte Louca regelmäßig mit dem gerade mal 12-jährigen Nico K., der am letzten Samstag zwei Kämpfe vor ihm selbst in den Ring steigen musste. „Er hat gegen jemanden geboxt, der nicht nur größer war, sondern zuvor auch noch ungeschlagen. In der ersten Runde sah es noch nicht so gut aus, aber am Ende hat er den Kampf gewonnen und kam danach unter Tränen zu mir und bedankte sich für meine Hilfe und Unterstützung. So etwas gibt und bedeutet mir als Mensch unglaublich viel. Zumal ich mir im Training viel von ihm abgucke.“

"Fußball ist und bleibt die Nummer eins"

Das Urteil: Samuel Louca (re.) siegt durch technischen K.o. in der zweiten Runde. Foto: KBS-Picture

Unter den circa 150 Zuschauern weilten auch die Futsaler des TV Fischbek Ninjas. Eine Mannschaft, die erst im letzten Jahr gegründet wurde. Louca selbst ist ein Teil des Teams und kickt dort mit vielen Freunden zusammen. „Wir verbringen viel Zeit miteinander und da nutzt man die wenigen Hallenzeiten, die man bekommt, auch schon mal zum Boxtraining.“ Der nächste Kampf sei derzeit noch nicht in Planung, wie er uns erzählt. Aber nach der anstrengenden, wenngleich auch übermäßig erfolgreichen Hinrunde mit der TuS Dassendorf, dem Futsal sowie dem intensiven Box-Training ist nun sowieso erst einmal Zeit, etwas kürzer zu treten. „Jetzt brauche ich erstmal zwei bis drei Wochen Pause.“ Und dann geht’s wieder los mit der Vorbereitung auf die Rückserie beim Oberliga-Primus. „Fußball ist die Nummer eins und die Vorbereitung das A und O. Ich will mir meinen Platz im Team erarbeiten.“ Und wie es dann in Sachen Boxen weitergeht, wird sich zeigen. „Was ich tue, tue ich, weil ich 100 Prozent Spaß dabei habe. Nach meinem ersten Kampf freue ich mich auf den nächsten und trainiere dafür, dass Go von meinen Trainern zu kriegen, mal an den Meisterschaften teilzunehmen. Denn die sind immer im September und da läuft die Saison.“

Autor: Dennis Kormanjos