Zum Kukuk: Ein „Kack-Tor“ versaut Vicky die Kunstrasenpremiere

Niendorf siegt vor 337 Zuschauern an der Hoheluft mit 1:0

01. Dezember 2017, 23:27 Uhr

Niendorfs Tevin Tafese schirmt den Ball gegen Vicky-Stürmer Nick Scharkowski (li.) ab. Foto: KBS-Picture

Die Heim- und Kunstrasenpremiere des SC Victoria in der Oberliga-Saison 2017/2018 ist missglückt: Nachdem die Mannschaft von Coach Jean-Pierre Richter zwar schon am vergangenen Woche auf dem Kunstrasen der „Area 52“ gegen den FC Türkiye ihr erstes Heimspiel bestritt und gewann, gab es im ersten Spiel nach der Fertigstellung des neuen Kunstrasenplatzes im Stadion Hoheluft vor 337 Zuschauern eine 0:1-Niederlage gegen den Niendorfer TSV. Und nicht nur das: Vicky verlor auch einen Spieler vorzeitig und vermochte es nicht, in Unterzahl dem NSTV etwas Zählbares abzuringen. Zum Leidwesen von Trainer Richter, der davon sprach, dass „das sicher kein Tag war, wie wir ihn uns gewünscht haben.“ Beim Gegner war die Laune natürlich besser. 

Und so stand der Held des Spiels direkt an der kleinen steinernen Treppe, die vom Spielfeld an der Hoheluft in Richtung Kabinen führt. Die Hände in die Hüften gestützt und ein Grinsen auf den Lippen. „Dafür gebe ich gerne mal einen aus. Eine Kiste in die Kabine – das passt“, lächelte Niko Kukuk trocken. Genauso trocken hatte der 20-Jährige Offensivmann des NTSV in der 59. Minute des Spiels reagiert, als eine Flanke von rechts in den Vicky-Strafraum flog und die Hintermannschaft der Gastgeber einfach nicht Herr der Lage werden wollte. Der Ball fiel vor die Füße von Kukuk – und der legte den Victorianern ein „Kuckucksei“ ins Nest: Niendorfs Nummer acht zog mit rechts ab, Sekundenbruchteile später zappelte die Kugel im Netz. „Den hab ich dreckig reingemacht, aber so ein Kack-Tor mach ich gerne, so lange der drin ist“, konstatierte Kukuk und ergänzte: „Wir haben das sehr clever gemacht: Wir haben den Gegner das Spiel machen lassen und dann unsere Stiche gesetzt. Das war effektiv und gut. Es macht eine Menge Spaß, wenn man gewinnt. Wir haben einen Lauf, den wir soweit wie möglich ausbauen wollen. Auch im Pokal gegen Altona (am 17. Dezember, Anm. d. Red.). Wenn wir wüssten, warum es gerade bei uns so gut läuft, dann würden wir es jede Saison so machen.“ Eine Erklärung für den Aufschwung fand Kukuk dann allerdings dennoch: „Wir sind als Team richtig gut zusammengewachsen, haben Glück und machen auch mal so einen dreckigen Ball rein.“

Farhadi: „Wir haben die richtige Reaktion auf das 0:3 gegen Osdorf gezeigt“

Victoria-Kapitän Felix Schuhmann (re.) überspringt im Kopfballduell seinen Gegenspieler. Foto: KBS-Picture

Bevor es so weit war, ist die Geschichte der ersten Halbzeit schnell erzählt – so arm an Höhepunkten war der Kick auf dem neuen Kunstrasen in den 45 Auftakt-Minuten. Nachdem Niendorf den angeschlagenen Tim Philipp Krüger nach gerade einmal zwölf Minuten durch Necati Agdan ersetzen musste, dauerte es bis zur 21. Minute, ehe die Zuschauer am Lokstedter Steindamm den ersten Torabschluss der Partie sahen: SCV-Stürmer Nick Scharkowski hatte im Abschluss allerdings kein Glück. Nur zwei Minuten später war es erneut Scharkowski, der an der linken Strafraumgrenze an die Kugel kam und in den Sechzehner eindrang, wo er anschließend NTSV-Schlussmann Marcel Kindler aussteigen ließ, aber noch ein Stück abgedrängt wurde. Als er schließlich freie Bahn hatte, zog Scharkowski ab. Seinen Schuss allerdings konnte Fynn Huneke kurz vor der Linie noch stoppen. Danach blieb – so wie schon zuvor – vieles nur Stückwerk: Marc Lange feuerte einen Freistoß direkt in die Mauer (26.), Luca Ernsts Flanke von rechts wurde im Strafraum von der Niendorfer Defensive geklärt (31.).

Die einzige weitere nennenswerte Szene ereignete sich nach 42 Minuten, als der bereits verwarnte Vincent Ermisch kurz vorm Sechzehner ein weiteres Foulspiel produzierte. Spielleiter Björn Krüger (SV Börnsen) zückte daraufhin folgerichtig die Gelb-Rote Karte gegen den Victorianer und schickt den Abwehrspieler frühzeitig zum Duschen in die Kabine. Nach dem Seitenwechsel besaßen die Gäste vom Sachsenweg noch vor Kukuks Treffer die Möglichkeit, bereits fünf Minuten nach der Pause in Führung zu gehen. Simon Windhoff wurde Richtung Tor geschickt, scheiterte im Abschluss dann an Vicky-Keeper Dennis Lohmann, doch der Ball war nach der Abwehr des „Goalies“ weiterhin „heiß“, senkte sich in seiner Flugbahn schließlich nach unten und prallte auf die Latte des SCV-Gehäuses. Im Anschluss an das „Tor des Tages“ geschah auf beiden Seiten nicht mehr viel, so dass es letztlich beim knappen Erfolg der Gäste gegen die numerisch dezimierten Hausherren blieb.

Richter: „Die Enttäuschung darüber, wie wir gespielt haben, ist groß“

Ausgebremst: Niendorfs Keeper Marcel KIndler (am Boden) funkt SCV-Torjäger Nick Scharkowski dazwischen. Foto: KBS-Picture

„Das Spiel war wirklich nicht zum Erwärmen“, befand Niendorfs Trainer Ali Farhadi nach dem Schlusspfiff und lieferte die Erklärung für seine Einschätzung direkt nach: „Es war relativ schwierig, den richtigen Rhythmus zu finden. Wir hatten eine nicht so angenehme und schwierige Phase in der ersten Hälfte, in der wir die Bälle nicht so zielstrebig nach vorne gespielt haben, wie wir uns das vorgenommen hatten. Es gab einiges, das nicht funktioniert hat. Aber man muss beim letzten Ligaspiel des Jahres vielleicht auch mal die Kirche im Dorf lassen.“ Im Moment sei es, so Farhadi, „schwierig, mit den Jungs zu arbeiten. Wir haben viele Verletzte, obwohl wir einen großen Kader besitzen. Es ist einfach eine sehr anstrengende Serie, die gerade hinter uns liegt. Aber wir haben nochmal richtig Gas gegeben und die richtige Reaktion auf das 0:3 gegen Osdorf gezeigt. Es war heute ein 50:50-Spiel, bei dem wir im Strafraum letztlich mehr Druck gemacht haben.“ So wie beim einzigen Tor der Begegnung, das Farhadi als „schönes Tor“ adelte und feststellte: „Unser Sieg ist schlussendlich nicht unverdient, Man hat phasenweise gemerkt, dass wir ein Mann mehr waren. Vicky hat stark gekontert, war aber in einigen Situationen überhastet. Unterm Strich sind wir froh und stolz, jetzt 38 Punkte zu haben. So kann es gerne weitergehen.“

Anders, da war sich Jean-Pierre Richter sicher, wird es für den SC Victoria weitergehen. „Ich bin überzeugt davon, dass wir nach der Winterpause hier im Stadion bessere Leistungen und auch bessere Ergebnisse auf den Platz bekommen werden. Solche Niederlagen wie heute sind für uns eine Motivation für die nächsten Wochen und die Wintervorbereitung“, beschied der Vicky-Übungsleiter, der sich über die „Ampelkarte“ von Vincent Ermisch ärgerte („Er ist zwei Mal zu spät dran“) und darüber hinaus konstatierte: „Wir haben diesem Spiel sehnsüchtig entgegengefiebert und auf die Fertigstellung des Kunstrasens gewartet. Man hat die Nervosität in der Mannschaft gesehen. Wir haben es nicht über 90 Minuten geschafft, den Matchplan auf den Platz zu bekommen. Wir hatten zwar gute Altionen, aber die wurden nicht zu Ende gespielt. Grundsätzlich war es ein intensives, aber kein hochklassiges und temporeiches Spiel. Von unserer Seite aus war das sehr zäh.“ Seine Equipe habe, so sagte Richter weiter, „nicht viele Faktoren für ein attraktives Spiel dargeboten. Die Enttäuschung darüber, wie wir gespielt haben, ist groß. Uns ist es nicht gelungen, den Ball auf den letzten 30 Metern vor dem Tor an den Mann zu bringen und wir waren nicht zwingend genug beim Abschluss unserer Standards. Wir haben die Chance verpasst, mit dem zweiten Heimsieg dieses gute und interessante halbe Jahr zu Ende zu spielen und trauern einem Punkt hinterher.“

Jan Knötzsch 

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