Ausgerechnet ein Ex-Hamburger: Lüneburgs Kobert köpft AFC ins Unglück
LSK holt bei 1:0-Sieg gegen Altona drei Punkte an der „AJK“
Im Duell mit dem Torschützen: Die Altonaer Mark Hinze (re.) und Finn Rettstadt (li.) gegen Lüneburgs Michael Kobert. Foto: KBS-Picture
Es war Michael Kobert. Noch bis zum Sommer 2016 stand der 21-Jährige in der Oberliga unter Coach „Aki“ Cholevas im Kader von Concordia, ehe es ihn zum NTSV Strand 08 zog, von dem Kobert schließlich im Sommer 2017 zum LSK wechselte. Und ausgerechnet in Hamburg war Kobert nun der Mann, der das Spiel zu Gunsten seiner Equipe entschied. In jener achten Minute des Duells zwischen dem AFC und dem LSK hatte Marvin Kehl für die Lüneburger das Tor von AFC-Keeper Tobias Grubba anvisiert, kam aber mit seinem Schuss nicht richtig durch. Der Ball aber war immer noch „heiß“, weil Altona ihn hinten nicht wegbekam. Dann landete das runde Leder bei Kobert, der sich kurz vor dem Kasten der Hausherren hochschraubte und das Spielgerät einköpfte – 1:0..
„Wir geben nicht auf und wir steigen auch nicht ab“
Jubel nach dem frühen 1:0: Michael Kobert (li.) und sein Teamkollege Felix Vobejda. Foto: KBS-Picture
„Der Ball war zentral vor mir in der Luft, ich bin einfach zwischen zwei Mann hochgestiegen und hab ihn reingemacht“, schilderte der Ex-Concorde sein Tor, das noch in anderer Hinsicht für ihn etwas Besonderes war: „Das war mein erster Treffer für den LSK“, verriet Kobert im Gespräch nach dem Schlusspfiff, „das war ein richtiges Highlight.“ Nach vier Begegnungen, in denen Lüneburg zuletzt nicht mehr gewinnen konnte, war der Erfolg „sehr, sehr wichtig für uns, um Abstand nach unten zu halten“, beschied Kobert im Anschluss an die Partie und analysierte: „Altona war stark, hat auch sehr tief gestanden. Wir haben es besser herausgespielt und waren in der Defensive einen Tick stärker.“ Auch bei Koberts Coach überwog nach dem Match natürlich die Freude. „Wir sind sehr erleichtert, dass wir das Spiel gewinnen konnten. Für uns war es nach den letzten Wochen wichtig, dass wir zu Null spielen“, konstatierte LSK-Trainer Achim Otte, „wir wussten, dass Altona eine kampfstarke Mannschaft ist, die Stärken bei hohen Bällen und Standards hat. Die wollten wir verhindern. Das frühe Tor hat uns Mut gegeben.“
Dennoch habe seine Elf „mit dem Gefühl der Führung ein Stück weit zu passiv agiert und den Gegner zu viel kommen lassen. Wir haben das Spiel mit dem nötigen Quäntchen Glück, das man braucht, für uns entschieden“, resümierte Otte, der allerdings auch noch weitere Faktoren für den Erfolg seiner Schützlinge ausgemacht hatte. „Wir hatten einen starken Torwart und eine gute Defensive. Auf dem tiefen Platz war es sehr schwer zu spielen. Unsere langen diagonalen Bälle waren gut. Altona hat im Verlauf des Spiels einige gute Umschaltaktionen bekommen. Letztlich sind wir glücklich, dass wir dieses Spiel gewonnen haben“, sagte Otte, während Berkan Algan auf der anderen Seite bedient war. Wieder einmal. Denn wie schon sieben Mal zuvor musste er nach dem Abpfiff eine Heimniederlage seiner Mannen in die richtigen Worte kleiden. „Ich will gar nicht sagen, was ich denke. Es hat keiner verdient, zu hören, wie traurig ich bin“, erklärte der AFC-Übungsleiter, „wir müssen das Spiel abhaken. Was anderes bleibt und nicht übrig. Und dann müssen wir mit aller Macht versuchen, in den nächsten Wochen richtig zu kommen. Für mich als Trainer ist diese Situation in negativem Sinne lehrreich. Die Erfahrungswerte als Trainer sind brutal. Aber wir sind Altona 93. Wir halten zusammen, sind ein Team. Wir geben nicht auf und wir steigen auch nicht ab.“
„Wenn wir rechnerisch weg wären, würde ich mich zum ersten Mal seit 15 Jahren betrinken“
Kein Durchkommen: Altonas Jan-Ove Edeling (vo.) gegen den Lüneburger Linus Büchler. Foto: KBS-Picture
Gegen den den LSK jedenfalls, so Algan weiter, „hatten wir gute Möglichkeiten, aber kein Glück, dass wir trotz unbedingtem Willen den Ball über die Linie bekommen. Wir wollten eigentlich mit 1:0 gewinnen, aber dann kassieren wir aus einer komischen Situation heraus den Rückstand und mussten dem 0:1 hinterherlaufen. Das hat unseren ganzen Fahrplan aus der Ordnung gebracht.“ Aus seiner Sicht, so umschrieb es Algan, „war kein großer Fußball möglich. Es gab viele hohe Bälle und viele Zweikämpfe. Das war ein typisches Spiel, das 1:0, 0:0 oder 0:1 ausgeht. Wir haben leider das aus unserer Sicht schlechteste Ergebnis serviert bekommen.“ Auch, weil der AFC seine wenigen Chancen nicht nutzen konnte. Milaim Buzhala schoss erst daneben (11.), scheiterte später dann an LSK-„Goalie“ Ole Springer (33.), Samuel Hosseini zog nach 21 Minuten aus 25 Metern ab – sein abgefälschter Schuss flog am Tor vorbei. Mark Hinze vergab per Kopf (38.). Auf der anderen Seite hatte Altona Glück, dass Finn Rettstadt nach 27 Minuten auf der Linie klären konnte und der LSK in der zweiten Halbzeit mit seinen Chancen ebenso wenig anzufangen wusste, wie der AFC. So wie zum Beispiel in der 71. Minute, als der gerade eingewechselte Kevin Krottke genau in den Lauf von Felix Vobejda legte. Dessen Abschluss aber machte Altonas Schlussmann Grubba zunichte (71.).
„Es ist anstrengend, wenn man so ein Spiel analysieren muss“, gestand Berkan Algan auf der Pressekonferenz nach dem Kräftemessen der beiden Clubs, das für AFC-Verhältnisse nur geringe 614 Zuschauer an der „AJK“ verfolgten. „Ich bin mir sicher, dass wir aus den Möglichkeiten, die wir haben, trotzdem nicht absteigen werden“, übte sich der AFC-Trainer als Optimist, „das wird nach 34 Spieltagen und nicht jetzt entschieden. Wenn wir jetzt rechnerisch schon weg wären, dann würde ich nach Haus gehen und mich zum ersten Mal seit 15 Jahren betrinken, Auch wenn ich gar nicht weiß, wie das geht. Wahrscheinlich reichen mir zwei Alsterwasser dazu.“ Vielmehr stünde weiterhin der Blick nach vorn im Mittelpunkt. „Wir haben noch schwere Aufgaben vor der Brust. Es geht jetzt darum, dass wir die Situation aufarbeiten. Es ist ja nicht so, dass die Jungs nicht funktioniert haben. Im Gegenteil: Sie haben gekämpft. Wir wissen alle, dass die Liga und die Situation brutal sind. Natürlich hatten wir eine Liga tiefer schöne Momente, jetzt sind es für den einen oder anderen Spieler Erfahrungs- oder Qualitätswerte, die sie – gepaart mit sehr vielen unglücklichen Momenten – vor die Brust bekommen. Aber: Der LSK ist ein etablierter Verein. Und selbst der ist nicht viele Punkte weit von uns weg. Wir müssen einfach versuchen, für das nächste Spiel noch einmal fünf Prozent mehr aus den Jungs zu holen und alles geben.“
Jan Knötzsch