AFC-U23 findet gegen Finkenwerder dank Lechler das Lächeln wieder
Knispel: „Mit so einem Auftritt ist Arnold Lechler eine Bereicherung für uns“
Altonas U23 zeigte ein gutes Zweikampfverhalten und bezwang dadurch den TuS Finkenwerder. Foto: Mathias Merk
Immer wieder beförderte Paul Togbo (Nr. 5) seine Gegenspieler mit vollem Körpereinsaz zu Boden. Foto: Mathias Merk
Ein Spiel zum mit der Zunge schnalzen war diese Partie wahrlich nicht. Vor allem in der ersten Hälfte merkte man den Akteuren beider Teams an, dass es für sie sehr schwer war, bei Dauerregen auf dem tiefen Rasen der Adolf-Jäger-Kampfbahn ein vernünftiges Spiel aufs Parkett zu legen. Deshalb waren die ersten 45 Minuten recht arm an Höhepunkten. Die Gäste aus Finkenwerder kamen nach dem Anpfiff jedoch zunächst etwas besser in die Partie, aber nachdem Mathis Mewes und Patrick Behrmann in der fünften Minute vor dem Tor knapp an einer Flanke von Steven Schmelter vorbei rutschten, ließen sie weitere Großchancen vermissen. Nach diesen Anfangsminuten gestaltete sich die Begegnung folglich sehr ausgeglichen, die meisten Aktionen spielten sich aber im Mittelfeld ab. Den größten Unterhaltungswert in der ersten halben Stunde lieferte AFC-„Abräumer“ Paul Togbo, der diese Bezeichnung ein ums andere Mal etwas zu wörtlich nahm. Denn: befand sich der TuS Finkenwerder mal im Vormarsch, was meistens über die linke Seite geschah, schmiss sich Togbo mit seinem Körper immer wieder derart in den Gegner, dass dieser regelrecht abgeräumt wurde und auf dem Boden landete. Einige Male drückte Schiedsrichter Flynn Philipp Zuck (FC St. Pauli) ein Auge zu und ermahnte den Verteidiger nur mündlich, bis es in der 33. Minute nach einem erneut überharten Einsteigen kein Pardon mehr gab. Die Gelbe Karte war (über)fällig. „Ich habe in der Pause mit ihm darüber gesprochen. Er wusste Bescheid und ich habe mich mit ihm darauf verständigt, dass er im weiteren Verlauf lieber etwas zurückziehen und nur den Gegner ablaufen sollte, statt weiterhin direkt in den Zweikampf zu gehen, was sicherlich eine riskante Sache war. Aber man muss einem so jungen Spieler auch einfach das Vertrauen geben. Und dann hat er es gut gemacht“, verriet Altona II-Coach Heiko Knispel. Tatsächlich zeigte Togbo vor allem im zweiten Durchlauf eine klasse Defensivleistung und das ohne überhartes Einsteigen, sondern mit einem sehr guten Stellungsspiel.
Knispel: „Ich finde, wir haben das spielerisch gut gemacht“
Was die Chancen in der ersten Hälfte anging, erspielten sich die Hausherren die größeren Möglichkeiten. Allen voran die suspendierte Liga-Leihgabe Arnold Lechler, der im Sommer aus der Dritten Liga von der SG Sonnenhof-Großaspach nach Altona wechselte, bisher aber noch hinter den Erwartungen zurückblieb. Der Stürmer war am heutigen Tag jedoch immer anspielbar, bewegte sich gut, zog die Gegner auf sich und machte im Angriff den Ball fest. „Arnold hat ein starkes Spiel gemacht und sich viele Chancen erarbeitet, die er leider noch nicht alle genutzt hat“, so Knispel. Damit meinte der Coach gerade die in der ersten Hälfte liegengelassenen Gelegenheiten, als er sich einige Male gekonnt bis in den Strafraum durchtankte, dann aber entweder knapp vorbei schoss oder an Keeper Christian Meyer scheiterte. Für seine Leistung belohnte sich der Offensivakteur im zweiten Durchgang aber noch. Allerdings blieb es bis zur Pause erst mal torlos, was aufgrund des bisherigen Spielverlaufs abzusehen war, da auf beiden Seiten nicht allzu viel nach vorne passierte, auch wenn sich die U23 des AFC ein deutliches Übergewicht an Ballbesitz erarbeitete.
Dieses Übergewicht bauten die Mannen von Trainer Knispel nach dem Wiederanpfiff weiter aus und zelebrierten fortan Spielzüge, die den TuS Finkenwerder immer mehr in die Defensive trieb. Die Elf von Denis Zepcan kam kaum noch zur Entfaltung. Deshalb dauerte es auch nicht mehr lange, bis die Hausherren durch Bennet Packheiser den ersten Treffer markierten. Vor dem eigenen Strafraum erlief sich Philip Jacobs eine von Finkenwerders Behrmann kurz ausgeführte Ecke, sprintete mit dem Ball über den Platz und bediente im letzten Drittel den mitgelaufenen Packheiser, der letzten Endes den entgegenkommenden Schlussmann Meyer überlupfte und von rechts ins lange Ecke zum 1:0 traf (50.). Ein Erfolgserlebnis, das vor allem dem Kopf guttat. Denn fortan wirkte es so, als wäre der andauernde Regen in Verbindung mit dem tiefen Boden kein Problem mehr. Knispel: „Natürlich war es ein bisschen schwierig, bei den Bedingungen ein gutes Spiel aufzuziehen. Aber alles in allem finde ich, haben wir das spielerisch gut gemacht. Gerade an den Kombinationen konnte man sehen, dass wir Fußball spielen wollten. Auf dem Boden funktionierte zwar das Spiel über ein, zwei Kontakte nicht so gut, dennoch sind wir sehr zufrieden.“
Knispel: „Ich bin froh, dass uns Arnold unterstützt“
Stürmer Arnold Lechler (re.) half in der U23 aus und steuerte einen Treffer sowie einen Assist zum Sieg bei. Foto: Mathias Merk
Das konnten er und sein Team auch sein. Denn es sollte nicht nur bei dem einen Treffer bleiben. Es kam nämlich noch die Zeit, in der sich auch Arnold Lechler für seine Leistung belohnen konnte, als der Stürmer einen tollen Pass von Packheiser in die Gasse durchgesteckt bekam, alleine vor Torwart Meyer auftauchte und dann eiskalt zum 2:0 einschoss (66.). Die Freude war groß und eine gewisse Erleichterung zu spüren. „Ich bin froh, dass uns Arnold unterstützt. Man muss sagen, dass ganz klar eine Tendenz bei ihm zu erkennen ist. Beim ersten Spiel, das er für uns gemacht hat, war schon zu erkennen, dass er von der Klasse her in anderen Ligen einzuordnen ist. In welcher Liga sei mal dahingestellt, auf jeden Fall höher als Bezirksliga. In der zweiten Partie gegen St. Pauli IV hat er das erste Tor für uns gemacht und heute, glaube ich, ist der Knoten bei ihm geplatzt. Denn er hat ein starkes Spiel gemacht und wenn er so auftritt, ist er für uns eine Bereicherung und das gebe ich dann natürlich gerne auch so weiter. Wenn er sich so reinhängt, ist das auch für ihn eine gute Situation. Er hat das angenommen, dass er bei uns aushilft und macht das auch sehr professionell.“ Die Zuschauer freuten sich ebenfalls über die Dienste Lechlers und riefen zwischendurch sogar: „Arnold Lechler Fußballgott!“ Doch auch ihnen war bewusst, dass der im Sommer aus der Dritten Liga verpflichtete Torjäger eigentlich für die Liga-Mannschaft als „Königstransfer“ vorgesehen war, was sie zu ein paar nicht ganz ernst gemeinten Späßen hinreißen ließ: „Lechler wurde verpflichtet, um in der Bezirksliga Tore zu schießen“, scherzten sie, um dann aber auch wieder ins Schwärmen zu geraten,
Doch bevor sich der „Man of the Match“ ein weiteres Mal in Szene setzte, machten die Gäste aus Finkenwerder die Partie noch einmal spannend, nachdem Packheiser in der 74. Minute die große Chance vergab, per Elfmeter den Deckel drauf zu setzen und vom Punkt nur die Latte traf. Deshalb blieb die Hoffnung der Grün-Weißen weiterhin bestehen, die sogar noch größer wurde, als der wenige Augenblicke zuvor eingewechselte Erik Rolf auf 1:2 verkürzte, indem er einen weiten Abschlag seines Keepers im letzten Teil des gegnerischen Halbfeldes annahm, seinen Gegenspieler stehen ließ und den Ball vom linken Strafraumeck sehenswert ins Tor schlenzte (80.). Doch auch wenn es vom Ergebnis her in der Schlussphase nochmal spannend zu werden schien, gaben die Hausherren das Heft nicht mehr aus der Hand. Zu souverän war das, was die AFC-U23 auf das Parkett brachte, weshalb sie verdientermaßen zwei Zeigerumdrehungen vor Ultimo mit einem weiteren Treffer zum 3:1 den Schlusspunkt setzte. Zwar war es in dieser Situation Lennart Schmidt, der das runde Leder über die Linie beförderte, aber ein Großteil des Tores gehörte abermals Arnold Lechler. Denn der ehemalige Eichede-Goalgetter zeigte einen starken Antritt und zog aus 17 Metern ab. Der Ball flog mit viel Power und Effet über den abermals zu weit draußen stehenden Schlussmann Meyer und klatschte an die Latte. Im Hohen Bogen segelte die Pille von dort dann vor die Füße von Schmidt, der aus fünf Metern nur noch ins verwaiste Tor einschieben musste. Als die Mitspieler ihren Torschützen feiern wollten, wusste dieser aber genau, bei wem er sich zu bedanken hatte. Er unterbrach im Trubel die Jubelarie und zeigte sofort mit ausgestrecktem Arm auf Lechler, womit er offensichtlich signalisieren wollte: „Das ist eigentlich dein Tor.“ Die Mannschaft feierte anschließend beide Akteure.
Zepcan: „Altona hat verdient gewonnen“
Altona-Trainer Heiko Knispel (re.) war am Ende sehr zufrieden mit der Leistung seines Teams. Foto: Mathias Merk
Das Spiel war aus und TuS-Übungsleiter Zepcan rettete sich ins Trockene. Dort angekommen resümierte er die Partie sehr aufgeräumt und sachlich: „Ich denke, wir haben heute unter schweren Bedingungen überhaupt nicht in den Tritt gefunden. Der Gegner war im Zweikampf und läuferisch stärker. Wir haben alles versucht, aber es hat heute nicht funktioniert. Wir waren nicht richtig griffig und nicht in den Zweikämpfen, was dazu führte, dass sich Altona ein Übergewicht erarbeiten konnte. Es ist nach dem 1:2 zwar nochmal knapp geworden, aber im Großen und Ganzen hat Altona einfach verdient gewonnen. Sie kamen auf diesem Platz deutlich besser zurecht als wir und haben dann ganz einfach auch deutlich besser gespielt.“ Knispel bilanzierte währenddessen: „Es war zu erwarten, dass dieses Spiel schwer werden würde. So kam es dann auch. Aber wir haben bereits in der Vergangenheit gemerkt, dass in dieser Liga alle Spiele schwer sind. Und insgesamt betrachtet, hätten wir in der ersten Halbzeit sogar zurückliegen können, weil Finkenwerder ebenfalls Möglichkeiten besaß. Nur ist es in dieser Liga eben auch wichtig, dass die Chancen genutzt werden.“ Genau das hat sein Team im heutigen Spiel besser gemacht.