Helmel: "Das Niveau der Ligen hat ganz extrem nachgelassen"

Tesla-Trainer blickt im Interview auf die Hinrunde zurück

10. November 2017, 09:00 Uhr

Fahren eine Linie: Tesla-Trainer Eugen Helmel (li.) und Freund, Vertrauensperson sowie Manager Alan Besic (re.). Foto: Mathias Merk

Für den FK Nikola Tesla war die Hinrunde in der Hammonia-Staffel eine wahre Achterbahnfahrt. Vielen Ausreißern nach oben folgten aber auch einige nach unten. Nichtsdestotrotz steht der Klub nach dem Wiederaufstieg deutlich besser da, als noch in seinem letzten Landesliga-Jahr, wo die große Aufholjagd in der Rückserie letztlich vergebens war. Wir haben mit Trainer Eugen Helmel eine kleine Zwischenbilanz gezogen und sprechen mit ihm über die Zusammenarbeit mit Manager Alan Besic, die positiven sowie negativen Höhepunkte, Überraschungen und Enttäuschungen, das Niveau der Landesliga und Zukunftsvisionen.

FussiFreunde: Im letzten Hinrundenspiel habt ihr einen Punkt beim zuletzt sehr formstarken FC Elmshorn geholt und hättet mit etwas mehr Glück sogar alle drei mitnehmen können. Wie fällt dein bisheriges Fazit aus?

Eugen Helmel ist der Meinung, dass "das Niveau der Ligen ganz extrem nachgelassen hat". Foto: FK Nikola Tesla

Helmel: „Ich sage mal so: Es sind sehr gemischte Gefühle. Von richtig gut bis richtig schlecht war alles dabei. Wenn man sieht, wie wir starke Gegner teilweise dominieren – und dann aber auch gegen schwächere Gegner extrem schlecht aussehen und praktisch versagen, zeigt mir das einfach, dass wir durch die vielen neuen Spieler noch nicht die Konstanz drin haben. Auch dieses ‚Teamgefühl‘ auf dem Platz ist noch nicht ganz da. Aber auf der spielerischen Ebene ist das wirklich eine coole Truppe, eine geile Einheit. Dementsprechend ist das durchschnittliche Hinrundenfazit auch unseren Trainings-Bedingungen geschuldet. Wen man nur zweimal die Woche auf einem Grandplatz, der auch nur zur Hälfte beleuchtet ist, trainieren kann und die Heimspiele auf Kunstrasen macht, sodass es eigentlich keine richtigen ‚Heimspiele‘ sind, ist es sehr schwer, gewisse taktische Sachen zu machen, das Spielsystem ausgiebig zu trainieren und eine gewisse Spielphilosophie zu vermitteln. Aber Alan Besic und ich versuchen trotzdem, Gas zu geben und das Bestmögliche draus zu machen. Deshalb sind wir im Großen und Ganzen auch sehr zufrieden. Wobei man schon sagen kann: Hätten wir in einigen Spielen mehr Konzentration an den Tag gelegt und andere Trainings-Bedingungen gehabt, wären acht bis zehn Punkte mehr drin gewesen.“

FussiFreunde: Mit Alan Besic wurde dir vor der Saison ein neuer Manager an die Seite gestellt. Wie läuft die Zusammenarbeit?

Helmel: „Wir sind seit Jahren befreundet und wollten schon immer mal etwas zusammen machen, weil wir wirklich dasselbe Verständnis vom Fußball haben und die gleiche Spielphilosophie verfolgen. Es macht super viel Spaß – und ich glaube auch, dass wir ohne ihn nicht da stehen würden, wo wir jetzt stehen. Wir stimmen uns sehr gut ab und fahren eine Linie.“

FussiFreunde: Welche Spiele deiner Mannschaft waren für dich sowohl im positiven als auch im negativen Sinne die Höhepunkte im bisherigen Saisonverlauf?

Helmel: „Positiv war sicher das Spiel gegen TuRa Harksheide, die wir dominiert und klar geschlagen haben, obwohl sie vor der Saison durchaus als Titelanwärter gehandelt wurden. Auch die Partie gegen Union Tornesch, eine Mannschaft mit fast schon ‚Weltklasse-Bedingungen‘, die wir auswärts praktisch zu zehnt auseinander genommen haben. Oder auch in weiten Teilen das Spiel gegen den HEBC, wo wir in der ersten Halbzeit nicht gut waren, aber in der zweiten durchaus einen Sieg verdient gehabt hätten. Allerdings gibt es auch ein paar super negative Beispiele wie gegen Eidelstedt, wo wir eigentlich komplett versagt haben, oder gegen SCALA, wo wir auf ein Tor spielen und der Gegner mit vier Schüssen vier Tore macht. Aber der Platz war auch wirklich eine Frechheit! Gegen Paloma muss man eigentlich in Führung gehen und dann geben wir das Spiel komplett aus der Hand. Das sind so Spiele, die einem im Kopf bleiben – wo man in der Rückrunde mehr Konstanz rein bekommen muss. Und ich bin mir sicher, dass wir da auch noch viel besser abschneiden werden.“

FussiFreunde: Nun scheint die Liga sehr eng und ausgeglichen zu sein. Ihr seid aktuell Tabellenzehnter, aber mit einem Sieg im nächsten Spiel klopft ihr wieder an die oberen Regionen an. Was ist denn in dieser Saison mit der Mannschaft noch möglich?

Beim USC Paloma egalisierte Tesla zunächst einen 0:2-Rückstand, kassierte kurz vor Schluss aber noch eine 2:3-Pleite. Foto: Mathias Merk

Helmel: „Unser erstes Ziel war einfach nur drin zu bleiben, das zweite ist nun ein einstelliger Tabellenplatz. Wir wissen, dass wir aktuell höher stehen müssen – von der Qualität und von den Spielen, die wir bisher absolviert haben. Wir wissen aber auch, dass gewisse Faktoren es nicht zugelassen haben – unter anderem die Trainingsbeteiligung in letzter Zeit, aber auch die Trainingsmöglichkeiten ganz allgemein. Ich denke aber, wenn wir uns jetzt zusammenreißen, konzentriert arbeiten und die Trainingsbeteiligung hochhalten, dann werden wir am Ende unter den ersten Fünf stehen! Und das wäre ein super Erfolg für das Team.“

FussiFreunde: Wie siehst du das allgemeine Niveau der Liga?

Helmel: „Bis auf Pinneberg II, TBS Pinneberg und BW 96 Schenefeld ist die Liga wirklich sehr ausgeglichen besetzt. Da kann jeder jeden schlagen – auch der Tabellen-13. mal gegen den Ersten gewinnen. Da gibt es wirklich keine Mannschaft, die durchmarschiert. Es ist sehr von der Tagesform abhängig. Ganz allgemein finde ich aber, dass das Niveau der Ligen ganz extrem nachgelassen hat – egal ob man die Ober-, Landes- oder Bezirksliga nimmt. Ich weiß nicht, woran es liegt – aber es ist ja auch nicht meine Aufgabe, das herauszufinden. Wir versuchen, das Beste aus unseren Möglichkeiten zu machen in dieser Saison – und dann schauen wir weiter.“

FussiFreunde: Wer sind für dich bis dato sowohl die positiven als auch die negativen Überraschungen?

"Man wird noch viel Positives von uns hören", glaubt Helmel. Foto: Mathias Merk

Helmel: „Eine Überraschung ist auf jeden Fall Elmshorn. Die haben wirklich eine beeindruckende Serie hingelegt. Auch SCALA, wenn ich sehe, wie die Fußball spielen, dann wundert mich das schon, dass die so weit oben stehen. Dass Paloma, HR und HEBC da sind, wo sie sind, war ja klar. Es sind keine überragenden Mannschaften, aber sie stehen zu Recht da. Mit Inter Hamburg habe ich auch gerechnet, denn es ist in meinen Augen eine starke Mannschaft – und eines der wenigen Teams, das gegen uns besser war. Enttäuscht bin ich von Mannschaften wie Union Tornesch oder auch TuRa Harksheide – mit solchen Möglichkeiten muss man besser dastehen. Generell glaube ich aber: Ganz egal wer am Ende aufsteigt, der wird ganz große Probleme in der Oberliga bekommen.“

FussiFreunde: Wie sieht deine persönliche Planung mit dem Verein aus: Ist innerhalb der nächsten Jahre sogar ein Angriff auf die Oberliga möglich?

Helmel: „Unser Ziel ist es, in dieser Saison einen einstelligen Tabellenplatz zu belegen, die Infrastruktur weiter aufzubauen und zu verbessern, die Zweite Mannschaft zu festigen, und sich dann möglichst schnell zu etablieren. Dann muss man schauen, auch wie das Ganze finanziell zu stemmen ist. Denn teilweise fordern Spieler absolut utopische Summen. Dabei sollte man nicht vergessen, dass es, ich würde mal sagen bis zur Oberliga, eigentlich nur Spaß-Fußball ist. Und wenn man dann manche Summen hört, schüttele ich nur mit dem Kopf! Deshalb muss man gucken, dass man eine kleine Aufwandsentschädigung zahlt und dann mit einer guten Infrastruktur sowie mit guten Trainingsmöglichkeiten eine Mannschaft zu formen, die es dann aus eigener Kraft und ohne große finanzielle Mittel schafft, in die Oberliga zu kommen – und vor allem dann auch dort zu bleiben. Wir wollen niemals in diese ‚Geld-Nische‘ rein, sondern versuchen, das Beste rauszuholen und auf der Ebene der Infrastruktur einen Fortschritt zu machen. Wenn wir das schaffen, bin ich mir sicher, dass man in den nächsten Jahren noch viel Positives von uns hören wird.“

Autor: Dennis Kormanjos