„Kuczy“ nimmt Fahrt auf: Dassendorf spielt mit Cordi 45 Minuten Katz' und Maus

TuS feiert am Bekkamp einen ungefährdeten 4:0-Sieg

23. April 2017, 19:49 Uhr

Fingerzeig: Kristof Kurczynski (li., hier mit Amando Aust) eröffnete mit seinem Treffer zum 1:0 den Dassendorfer Torreigen und legte den Grundstein zum Sieg. Foto: Heiden

Im Gastspiel der TuS Dassendorf bei Concordia bestand schon früh kein Zweifel mehr daran, dass die „Wendelwegler“ am Ende den Kunstrasen am Bekkamp als Sieger verlassen würden. Bereits zur Pause hatte die Mannschaft des Trainer-Duos Peter Martens/Thomas Hoffmann eine 4:0-Führung herausgespielt, die das Team in der zweiten Halbzeit nicht mehr aus der Hand geben, aber auch nicht mehr erhöhen sollte. Daran, dass sich die Gäste mit drei Punkte und bester Laune auf den Heimweg machen konnte, hatte ein Spieler, bei dem vorm Anpfiff eigentlich gar nicht sicher war, ob er überhaupt auflaufen könnte, den größten Anteil...

So ein Sieg verbessert die Stimmung nachhaltig, so dass der einem schonmal der eine oder andere flotte Spruch über die Lippen geht. Und so schnappte sich Thomas Hoffmann nach dem Abpfiff des Spiels erst einmal Christian Gruhne. „Chris, bei dem einen Ball musst du nicht nur dazwischen gehen. Den musst du festhalten“, sagte der Coach der TuS Dassendorf zu seinem Keeper und meinte die Szene aus der 74. Minute, als Gruhne großartig dazwischengefunkt hatte, als Benjamin Bambur und Abdel Abou Khalil alleine aufs Tor liefen und Bambur den Ball quer auf Abou Khalil legen wollte. Gruhne schaute seinen Trainer nach dessen Aussage kurz nach Spielschluss für den Bruchteil einer Sekunde fragend an, dann lachten sowohl der Keeper als auch „Hoffi“ und die beiden fielen sich in die Arme.

Kurczynski: „Es ging nur eine Stunde, dann sind die Schmerzen größer geworden“

Dassendorfer Überlegenheit: Cordis Lennart Müller (am Boden) hat gegen Amando Aust (Nummer 16) und Sven Möller das Nachsehen. Foto: Heiden

Nun war Gruhnes Tat wahrlich heldenhaft, weil – ganz offen gesagt – kaum jemand in dieser Szene damit gerechnet hatte, dass das Cordi-Duo den Angriff ohne Tor beenden würde. Doch zum „Man of the match“ wurde der „Goalie“ mit dieser Akrtion dennoch nicht. Wie auch? Hätte Bamburs Zuspiel Abou Khalil erreicht und hätte dieser den Ball im Netz untergebracht, dann wäre das der Treffer zum 1:4 gewesen. Allenfalls Ergebniskosmetik also. Nein, den größten Anteil am Erfolg der TuS vor den 171 Zuschauern am Bekkamp hatte Kristof Kurczynski. Der Offensivmann, Spitzname „Kuczy“, war in den 60 Minuten, die er auf dem Platz stand, mächtig in Fahrt gekommen und an gleich drei der vier Dassendorfer Treffer beteiligt. Und das, obwohl lange Zeit gar nicht sicher war, ob er überhaupt mitwirken würde: „Ich bin mit Achillessehnen-Schmerzen ins Spiel gegangen. Ich hab vorher Schmerztabletten genommen, so dass ich aufs Feld konnte. Es ging allerdings nur eine Stunde, dann sind die Schmerzen größer geworden.“

In diesen 60 Minuten aber hatten „Kuczy“ und Co Cordi längst auch genügend Schmerzen bereitet. Das Ganze begann – ein Drehbuch-Autor hätte es kaum besser planen können – in der 13. Minute. Der Unglücksminute also. Cordis Lennart Müller verlor im Mittelfeld im Zweikampf mit Sven Möller den Ball. Möller spielte Kurczynski an. Torwart Briant Alberti kam an dessen Schuss zwar noch mit den Fingern ran, rein ging die Kugel aber dennoch. Beinahe hätte Kurczynski eine Minute später sogar das 2:0 nachgelegt, doch sein Schuss ging vorbei (14.). Aufgeschoben bedeutete aber nicht aufgehoben. Nur: Im zweiten TuS-Treffer des Nachmittags hatte Kurczynski keine Aktien. Alexandar Mucunski spielte einen katastrophalen Fehlpass, der beim Dassendorfer Henrik Dettmann landete. Der passte zu Julian Kerschke, der wiederum – fast von einem Cordi-Abwehrbein gestoppt – auf Dettmann zurücklegte. Gegen dessen Schuss war Alberti machtlos.

Martens: „Wir haben eine Top-Leistung abgerufen – in jeder Beziehung von A bis Z“

Gleich schlägt's ein: Marcel von Walsleben-Schied (Nummer 24) trifft zum 3:0 für die TuS. Foto: Heiden

Die Hausherren bekamen sowohl offensiv als auch defensiv derweil wenig auf die Kette. Hatte Bambur per Kopf nach einer Flanke von Mucunski das Tor verfehlt (20.), so war es nach 37 Minuten Maurizio D'Urso, dessen Einschussmöglichkeit Gruhne per Fußabwehr vereitelte (37.). Das war es aber vor des Gegners Gehäuse auch schon mit der Herrlichkeit der Elf von Trainer Florian Gossow. Stattdessen schlug nun wieder die Zeit des Kristof Kurczynski. Zunächst setzte er nach 39 Minuten zum Sprint an, ließ dabei seinen Gegenspieler hinter sich zurück und legte Marcel von Walsleben-Schied mustergültig das 3:0 auf. Dassendorfs Stürmer stand so frei vor Alberti, dass er sich die Ecke aussuchen konnte. Und als ob die Condorden-Defensive immer noch nicht erkannt hatte, was an Gefahr von Kurczynski ausging, ließ sie ihn in der 45 Minute von der Grundline aus das Spielgerät zentral in den Sechzehner legen, wo Kerschke als Abnehmer „Danke“ sagte und zum 4:0 vollendete. Schon zuvor hätte Dettmann beinahe diesen vierten Treffer erzielt (41.), doch sein Versuch ging übers Tor. Aufgelegt hatte ihm den Ball... – richtig: Kurczynski.

„Nach der Halbzeit haben wir das Ganze nicht mehr so richtig zuende, aber ganz cool runter gespielt“, beschied der „Mann des Tages“ nach dem Spiel mit Blick auf den zweiten Durchgang, in dem Teamkollege Gruhne zwischen den Pfosten nicht nur in der besagten 74. Minute auf dem Posten war, sondern auch noch einen Schuss von Timo Stegmann mit einer klasse Parade übers Tor lenkte (53.). „Wir hatten uns in der Kabine eingeschworen, weil wir wussten, dass Cordi nie aufgibt. Die haben ja auch gegen Wedel schon mal 0:3 hinten gelegen und sind noch zurückgekommen“, sagte Kurczynski nach der Begegnung und gab zudem zu Protokoll, dass die Mannschaft durch das Pokal-Aus bei HR am Ostermontag nicht zurückgeworfen worden sei: „Das war kein großes Thema bei uns. Die Meisterschaft geht vor. Da arbeitest du das ganze Jahr für, reißt dir den Arsch auf und musst Woche für Woche Leistung bringen. Im Pokal sind es nur sieben Spiele. In denen musst du immer da sein. Das ist uns nicht gelungen.“

Gossow: „Unser Fokus liegt auf dem Pokal-Halbfinale“

Hängengeblieben: Cordis Marizio D'Urso (Dreitter v. li.) kann den ball im Duell mit Julian Kerschke nicht richtig unter Kontrolle bringen. Foto: Heiden

Dafür aber eben eine Kraftleistung gegen Cordi. Im sechsten Spiel binnen 14 Tagen, wohlgemerkt. Die Partie unter der Woche gegen Buchholz sei hart gewesen, so Kurczynski, „da habe ich schon gemerkt, dass die Luft raus ist. Wir haben uns gesagt, dass wir über den Punkt hinausgehen müssen. Es war aber kein super Spiel.“ Da hatte der heutige Auftritt mehr Klasse – vor allem auch die Darbietungen Kurczynskis. „Ich hab' in der Hinserie nicht getroffen, war da aber auch nicht wirklich bei der Sache. Ich war im Kopf nicht da, habe zu wenig Gas im Training gegeben. Die Trainer haben das angesprochen und jetzt setze ich es um. Im Spiel gegen BU ist bei mir der Knoten geplatzt, seitdem treffe ich fast jedes Spiel“, so „Kuczy“ nach der Begegnung.

Sein Coach Peter Martens konstatierte derweil auf der Pressekonferenz nach dem Spiel, dass es „ein aus unserer Sicht hocherfreulicher Nachmittag war. Wir haben eine Top-Leistung abgerufen – in jeder Beziehung von A bis Z. Wir waren dominant, hatten viel Ballbesitz, haben Chancen rausgespielt und hinten wenig zugelassen“, so Martens, der seiner Equipe dafür „allergrößten Respekt zollte, wie die Mannschaft das Pokal-Aus weggesteckt hat. Hut ab!“ Eher keinen Hut wird Martens derweil vorm Hamburger Fußball-Verband ziehen: „Wir könnten zwar morgen auch wieder spielen und würden alles raushauen, was geht, aber ich kann nur sagen, dass die Ansetzung mit sechs Spielen in 14 Tagen eine Unverschämtheit ist. Dazu fällt mir wenig ein. Wir spielen fast im Zwei-Tage-Rhythmus, dazu kommen die Trainingseinheiten. Die Jungs sind praktisch jeden Tag auf dem Platz gewesen. Es ist ziemlich krass, dass niemanden interessiert, wie es den Spielern dabei geht und wie sie damit umgehen sollen.“

Apropos „umgehen“: Florian Gossow hatte nach dem Match die Pflicht, zu erklären, wie man bei Concordia mit dieser Niederlage lebt. „Ich habe vorher unsere Entwicklung in den letzten vier Wochen gelobt“, erklärte der Cordi-Coach, „das Spiel heute war nicht gut. Aber ich werde jetzt nicht anfangen, alles zu kritisieren und schlecht zu reden. Es wäre auch nicht hilfreich gewesen, während des Spiels ständig von außen auf die Mannschaft einzureden“, so der während der Partie sehr wortkarg Gossow, „unsere Entwicklung bisher war gut. Das heute war ein Rückschritt. Wir werden die Sache jetzt produktiv angehen, um uns im Pokal gegen Norderstedt besser zu präsentieren. Vorher kommt zwar noch das Liga-Spiel gegen BU, aber unser Fokus liegt auf dem Halbfinale im Pokal.“

Jan Knötzsch 

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