AFC siegt auf "Kartoffelacker" trotz frühem Rückstand!

08 geht die Puste aus - Altona tankt Selbstvertrauen vor "großen Aufgaben"

18. Mai 2016, 02:53 Uhr

Ali Moslehe (l.) und Leif Wilke (r.) im Duell um den Ball. Foto: Klaas Dierks

Vor einem, für den AFC ungewöhnlich lückenhaften Tribünenbild oder besser gesagt: bei einem absoluten Zuschauer-Minusrekord von nicht einmal 300 Besuchern, konnte sich die Algan-Elf gegen den Tabellennachbarn aus Buchholz mit 3:2 durchsetzen und vor dem, für den kompletten Verein, entscheidenden Saisonabschnitt weiter nötiges Selbstvertrauen tanken.

Während Altona den besseren Start in die Partie erwischte, bereits nach drei Minuten gefährlich vor das gegnerische Tor kam und durch Ricardo Balzis 08-Schlussmann Titze prüfte, dieser allerdings mit einer starken Fußabwehr parieren konnte, waren es die Gäste, die ihre komplette Effektivität an den Tag legten und nur 60 Sekunden später durch Arne Gillich in Führung gingen! Ein Ball von der linken Seite landete bei André Müller im Strafraum, der das Leder clever nach hinten ablegte, wo Gillich aus 20 Metern zum Schuss kam – 0:1 (4.)! 

„Bei so einem Kartoffelacker würde selbst Lewandowski über das Tor schießen"

Auch wenn Henrik Titze drei Mal hinter sich greifen musste, zeigte er eine gute Leistung. Foto: Klaas Dierks

In den Folgeminuten boten sich beide Teams einen offenen Schlagabtausch: So ergaben sich beispielsweise erneut Chancen durch Kranich, der nach Vorarbeit von Brügmann aus acht Metern den Abschluss suchte, allerdings in Titze seinen Meister fand (9.), und wenig später Jan Luka Segedi, der die Kugel aus 16 Metern nicht durch die TSV-Hintermannschaft auf das Tor bekam (11.). Neben den liegengelassenen Torchancen waren es aber vor allem die Fehlpässe, die die Altona-Fans („So kommt ihr nicht in die Regionalliga!“) und Kapitän Cody Shields („concentrate“) auf die Palme brachten. Und auch Altona-Coach Berkan Algan reagierte auf Nachfrage zu den verpassten Gelegenheiten etwas gereizt: „Wenn wir auf dem Hybridrasen vom HSV gespielt hätten, hätten wir die Chancen sicher gemacht. Aber den haben wir nicht. Wenn man auf so einem Kartoffelacker, mit Hasenlöchern, Bayern München spielen lässt, dann würde Lewandowski auch teilweise über das Tor schießen. Das ist wie beim American Football, da springt der Ball einfach mal hoch.“

Altona dreht den Spielstand innerhalb von vier Minuten per Doppelschlag

Der Ausgleichstreffer zum 1:1: Segedi trifft aus acht Metern in die linke Ecke. Foto: Klaas Dierks

Doch jene Konzentration, die Shields von seinen Mitspielern gefordert hatte, war es, die nur kurz darauf zum Ausgleichstreffer führte! Brügmann setzte sich bis zur Grundlinie stark durch, legte in den Rückraum auf Segedi ab, der aus acht Metern Titze keine Chance ließ (19.)!  Nun belohnte sich die Algan-Elf also für ihre Mühe und die Nordheider mussten kurze Zeit danach einen weiteren Nackenschlag hinnehmen: Lediglich vier Minuten später war es erneut Ausgleichs-Torschütze Jan Luka Segedi, der seine Farben mit einem schönen Treffer in Führung schoss und Torwart Titze mit einem Heber, nach Vorarbeit von Kranich, überwand (23.)! 


Nach dem Doppelschlag waren es wiederrum die Gäste, in Person von Milaim Buzhala, der mit drei guten Chancen für ordentlich Gefahr sorgte und womöglich den Ausgleich hätte erzielen müssen. So hatte der deutsch-kosovarische Flügelflitzer etwas Pech, dass sein abgefälschter Schuss links am Pfosten vorbei ging (29.), ein weiterer Gewaltschuss aus 18 Metern von du Preez pariert wurde (33.), und drei Minuten später, nach Fehlpass von Ronny Buchholz und Vorlage von Andre Müller, erneut der südafrikanische AFC-Keeper das Leder gerade noch um den rechten Pfosten lenkte (36.). Kurz vor dem Pausenpfiff sollten auch die Schwarz-Weiß-Roten zu einer weiteren Möglichkeit kommen: Segedi setzte sich auf der linken Außenbahn durch, marschierte bis zur Grundlinie runter, passte auf Brügmann und dieser brachte das Spielgerät aus 16 Metern mit ordentlich Wucht in Richtung TSV-Tor – allerdings zu zentral, sodass Titze gerade noch die Hände hoch bekam und zur Ecke parieren konnte (43.)!

Nach einer frühen 1:0-Führung mit einem Rückstand in die Halbzeitpause zu gehen, ist verdammt bitter. TSV-Trainer Torsten Schneider versuchte, Gründe für diesen Spielverlauf zu finden: „Es war heute extrem zu merken, dass unsere beiden angestammten Außenverteidiger Lukas Kettner und Maxi Fischer gefehlt haben." Dadurch wurde es laut Schneider „im Laufe der ersten Halbzeit im Defensivbereich immer wilder, allerdings war auch die Abwehrreihe der Altonaer nicht gerade sattelfest.“

Brügmann unterstreicht seine starke Leistung mit Siegtreffer

Felix Brügmann (10.) trifft durch die Hosenträger von Torwart Titze zum 3:1. Foto: Klaas Dierks

Haben die 296 Zuschauer auf der Adolf-Jäger-Kampfbahn in der ersten Halbzeit teilweise Chancen im Minutentakt zu sehen bekommen, veränderte sich das Spiel beider Mannschaften in Halbzeit zwei sichtbar. Lediglich drei nennenswerte Strafraumszenen gab es im zweiten Durchgang zu vermelden, in einer ansonsten fairen Partie, in der es keine einzige Gelbe Karte zu vermelden gab. Kurz nachWiederanpfiff war es Doppeltorschütze Segedi, der den enorm starken Titze aus der zweiten Reihe prüfte, aber an diesem scheiterte (47.), bevor der AFC, durch einen stark aufspielenden Felix Brügmann, zur womöglich frühzeitigen Entscheidung kam: Gegen zwei Gegenspieler, Bowmann und Mallwitz, setzte sich der 23-jährige Bald-Lepiziger durch, drang in den Strafraum ein und vollendete durch die Hosenträger von Titze (72.)! Ganz geschlagen geben wollte sich der Gast allerdings nicht, so kam man etwas überraschend durch Leif Wilke, der aus dem Gewühl heraus traf, noch einmal heran (80.), allerdings musste das Team vom Seppenser Mühlenweg den Platz schlussendlich trotzdem als Verlierer verlassen.

„Wir haben acht Spiele in 20 Tagen, das ist fast wie ein Eishockeyprogramm"

TSV-Coach Thorsten Schneider sprach seinem Team trotz der Niederlage ein Lob aus. Foto: noveski.com

„Bei besserer Chancenausnutzung wäre auch ein 3:3 möglich gewesen“, bilanzierte TSV-Coach Schneider nach der Niederlage sachlich, fügte aber wenig später an, dass man „Altona nicht mehr genügend unter Druck setzen konnte“. Außerdem habe der AFC im zweiten Durchgang „besser und geordneter gestanden und im gesamten Spiel die besseren Chancen gehabt, wodurch der Sieg am Ende schon verdient“ sei. Den 08ern „haben hinterraus ein paar Körner und die Ideen gefehlt. Wenn wir einmal über die Außen durch waren, wurden die Bälle zu unpräzise gespielt“, merkte Schneider an. Womöglich ist es derzeit auch ein bisschen zu viel für die Buchholzer, die dem Saisonende entgegenfiebern. Denn wie Schneider korrekterweise anmerkte, war dies eines von „acht Spielen in 20 Tagen“, was wirklich ein “Hammer-Programm“ sei und schon fast an „Eishockey erinnert“. Dennoch musste Schneider seinem Team abschließend ein Lob aussprechen: „Selbst nach dem 1:3 hat man gesehen, dass sie nicht die Köpfe haben hängen lassen und alles mögliche versucht haben.“ 

AFC-Trainer Berkan Algan war durchweg zufrieden mit der Leistung seiner Jungs. Foto: noveski.com

Schneiders Gegenüber, AFC-Trainer Berkan Algan, war dagegen durchweg zufrieden mit dem Gesehenen: „Wir hatten brutal gute Torchancen und gute Spielzüge. Außerdem haben wir weitere Erkenntnisse gewonnen und hoffen nun, dass wir alle Spieler fit kriegen und unsere Wunden heil lecken, damit wir für die großen Aufgaben, die diesem Verein bevorstehen, auch bereit sind.“ Die großen Aufgaben sind zum einen das Pokalfinale gegen Eintracht Norderstdt, („Pokalfinale ist ein Ja-oder-Nein-Spiel. Der Kader von Norderstedt ist exzellent und es wird eine brutal harte Nuss“) sowie die Aufstiegsspiele zur Regionalliga („Das wird böse“). Doch nicht die Partien an sich lassen bei Algan Bauchschmerzen hervorrufen, viel mehr der Zeitraum: „Vier Spiele in neun Tagen werden verdammt kräftezehrend.“ Sollten beide Träume am Ende zerplatzen, man in der nächsten Saison weiter in der Oberliga spielen müssen, und in einer Woche die Pokaltrophäe nicht in die Luft strecken können, geht es laut Algan aber dennoch weiter: „Das sind alles Erfahrungswerte. Wenn wir es nicht schaffen, greifen wir halt nächste Saison nochmal an!“

Autor: Daniel Meyer