Der „bombastische Bey“ – Dassendorf gelingt die Revanche!

Starkes Pressing, Powerplay, viel Gerede und zu spät aufwachende Concorden

27. Februar 2016, 18:53 Uhr

Beytullah Atug (r.) erzielte das alles entscheidende Tor, zeigte auch ansonsten eine bärenstarke Vorstellung und stach auch Cordi-Torjäger Benjamin Bambur aus. Foto: KBS-Picture.de

Nur in einem Punkt waren sich Dassendorfs Matchwinner Beytullah Atug und sein Übungsleiter Peter Martens uneins: Während der überragend aufspielende Atug im Anschluss an den 1:0-Erfolg über Concordia klar zu verstehen gab, dass das Pokal-Aus gegen die Marienthaler noch immer in den Hinterköpfen steckte („Wir hatten etwas gutzumachen, sind genau mit diesem Gedanken in das Spiel gegangen und haben es auch getan. Die durften hier nicht mal mit einen Punkt vom Platz.“), erklärte Trainer-Routinier Martens auf der anschließenden PK: „Das ist Schnee von gestern und hat mit heute rein gar nichts mehr zu tun. Seitdem ist viel Zeit vergangen – die Partie fand auf einem anderen Bodenbelag statt und war ein KO-Spiel. Von daher ist es totaler Blödsinn, das miteinander zu vergleichen.“

Cordi-Keeper Maxi Hentrich bekam in der Anfangsphase eine ganze Menge zu tun. Foto: KBS-Picture.de

Was die Leistung des „Zehners“ vom Wendelweg anbetrifft, waren sich hinterher jedoch alle einig: Nicht nur aufgrund seines goldenen Tores war Atug der „Man of the Match“. Der Gefeierte selbst konstatierte: „Ich fühle mich zurzeit bombastisch!“ Und sein Coach stimmte voll in die Lobeshymnen mit ein. „Bey hat ein großartiges Spiel gemacht und das gezeigt, was er in den letzten Wochen bereits im Training abgerufen hat. Er war mit einem unheimlichen Biss in den Zweikämpfen sehr präsent, hat das hervorragend gelöst und einmal mehr eindrucksvoll bewiesen, dass er im Mittelfeld-Zentrum sowohl auf der Zehn als auch auf der Sechs sehr wertvoll sein kann.“ Dass es für den Meister tatsächlich keine Begegnung wie jede andere war, wurde von der ersten Minute an deutlich. Nach dem Remis im Hinspiel und dem Pokal-Ausscheiden drückte Dassendorf von Anfang an mächtig auf die Tube, schnürte Cordi tief am eigenen Sechzehner ein und entwickelte ein regelrechtes Powerplay auf das Gäste-Tor. Nach nicht einmal 180 Sekunden rauschte zunächst Pascal Nägele, wenige Sekunden später Henrik Dettmann an langen Diagonalbällen vorbei. Erstgenannter probierte es kurz darauf nach Möller-Zuspiel per Flachschuss vom rechten Strafraumeck – doch Cordi-Keeper Maxi Hentrich lenkte den Ball um den linken Pfosten herum (10.).

„Nicht so einfach, wenn einer permanent redet“

Sebastien Mankumbani (r.) stellte TuS-Goalgetter Eric Agyemang in der zweiten Halbzeit mit vielen starken Tacklings kalt. Foto: KBS-Picture.de

In der 18. Spielminute belohnte sich der Gastgeber für seine offensive Gangart, als Bey Atug einen Möller-Eckball aus sechs Metern wuchtig unter die Latte nickte! Was Cordi-Coach „Aki“ Cholevas, der in gewohnter Manier ein 90-minütiges verbales Dauerfeuerwerk abbrannte, im Anschluss an die Partie erregte: „Kurz davor haben wir die Möglichkeit nach einem Standard, als 'Jorgo' mit der Brust zum Ball geht. Stattdessen fällt auf der Gegenseite das Tor.“ Tatsächlich hatte der Aufsteiger seine erste halbe Gelegenheit nach einem Iwosa-Freistoß von der Mittellinie, woraufhin G. Cholevas von Joe Warmbier von hinten noch leicht bedrängt wurde und leicht ins Stolpern geriet (8.). Als die „Bekkampler“ so langsam mal durchpusten konnten und sich aus dem Dauerdruck der Hausherren befreiten, waren diese im Glück, als Seyhmus Atug knapp vor der Mittellinie wegrutschte und Torjäger Benjamin Bambur den Weg zum Dassendorfer Tor freimachte. Der Innenverteidiger umklammerte Bambur daraufhin mit beiden Händen und zog ihn vehement zu Boden. Da Amando Aust zumindest noch in der Nähe des Geschehens weilte und vermutlich eingreifen hätte können, beließ es Referee Sven Ehlert (Groß Flottbek) bei einer Gelben Karte für S. Atug (30.)! „In meinen Augen ist das Rot, denn Benni hatte den direkten Weg zum Tor“, echauffierte sich Cholevas. Sein Gegenüber befand: „Es waren noch 45 oder 50 Meter zum Tor und zwei Mann hätten die Chance gehabt, in die Situation einzugreifen“, entgegnete Martens. Sey-Cousin Bey Atug nahm die Szene wie folgt wahr: „Ich hab nicht gedacht, dass er ihn da so festhält – aber im Nachhinein muss man sagen, das hat er clever gemacht. Ein bisschen Glück war auch dabei.“

Die Hektik auf sowie abseits des Rasen nahm immer mehr zu, was Bey Atug als Ursache für den Leistungsabfall seiner Elf anführte. „Irgendwann haben wir uns auf ganz andere Dinge – abseits des Fußballplatzes – konzentriert und uns zu sehr darauf eingelassen. Das hat uns ein bisschen aus dem Konzept gebracht. Es ist nicht so einfach, wenn da einer permanent am Reden ist...“ Die vielen kleinen Unterbrechungen störten den Spielfluss. „Die erste halbe Stunde von uns war ganz große klasse – da ist der Gegner nicht aus der eigenen Hälfte raus gekommen und wir haben ihn mit sehr frühem und starkem Pressing unter Druck gesetzt“, so Martens, dessen Truppe es allerdings verpasste, zu Beginn von Hälfte zwei konsequent auf das zweite Tor zu gehen. Zwar zappelte die Kugel ein weiteres Mal im Kasten von Hentrich, als erneut Bey Atug per Volleyabnahme aus 20 Metern traf – doch Eric Agyemang stand in jener Situation im Abseits (56.). Nach einer Stunde bekam Goalgetter Bambur, der nicht einen Torschuss abgab, im Angriff von Gerrit Betzin ein wenig Unterstützung. Die Hereinnahme des bulligen Angreifers sollte sich auszahlen, denn Betzin sorgte gleich für Gefahr. Nach einem Kämpfer-Freistoß war er es, der den bis dato beschäftigungslosen Christian Gruhne per Kopfball zu einer Riesentat zwang (79.). Urplötzlich witterte Concordia seine Chance, warf in den Schlussminuten noch einmal alles nach vorne und kam zu fünf Eckbällen am Stück. Allerdings wollte die Kugel – trotz der aufgerückten Hentrich und Siemsen – nicht mehr den Weg ins Dassendorfer Tor finden.

„Der Ärger wäre riesengroß gewesen“

TuS-Fänger Christian Gruhne musste in der Nachspielzeit bei zahlreichen Standards nochmal zupacken. Foto: KBS-Picture.de

„Auf dem schweren Boden ist es nicht so einfach, das Tempo über die vollen 90 Minuten zu halten. Aber im Großen und Ganzen haben wir das hervorragend gemacht. Concordia ist keine schlechte Mannschaft“, bilanzierte Matchwinner Atug, der zu seiner augenblicklichen Form meinte: „Ich fühle mich gerade bombastisch!“ Und das, obwohl leichte Oberschenkelprobleme zehn Minuten vor Ende zu seiner vorzeitigen Auswechslung führten. „Wäre das noch schief gegangen, wären wir extrem angefressen gewesen. Nach den fünf, sechs Ecken hintereinander wurde es nochmal brenzlig. Das hat mich ein wenig an die letzte Saison erinnert, als wir so häufig in der letzten Minute noch einen Gegentreffer bekommen und den Ausgleich kassiert haben. Der Ärger wäre in jedem Fall riesengroß gewesen!“ Sein Trainer sagte: „Wir haben in der Phase viel zu viele Standards zugelassen.“ Nichtsdestotrotz bezwangen die „Wendelwegler“ den aufmüpfigen Aufsteiger im dritten Anlauf das erste Mal. „Es war ein sehr gutes Oberligaspiel. Wir wussten, dass Dassendorf sehr heimstark ist und den Vorsprung auf BU natürlich halten und ausbauen wollte. Allerdings sind wir hierher gekommen, um nicht zu verlieren. Wir wollten punkten! Dann passt du einmal eine Sekunde lang bei einem Standard nicht auf und verlierst. Ich finde, wir haben 70 Minuten lang guten Fußball gespielt“, so Cholevas abschließend.

Der komplette LIVE-Ticker zum Spiel: