Oberliga-Absteiger

Osdorfer „Neuanfang“ in der Bezirksliga – aber mit „Rückkehrer“ Yavas und jeder Menge Tatendrang!

07. Juni 2023, 21:34 Uhr

Mit sehr emotionalen und ehrlichen Worten meldet sich Cemil Yavas zurück - beim TuS Osdorf. Mit seiner Rückkehr soll der Neuanfang am Blomkamp in die Wege geleitet werden. Foto: KBS-Picture.de

In den vergangenen Tagen, Wochen und Monaten trugen Bennet und Torben Krause die komplette Last auf ihren Schultern. Die beiden Cousins waren beim TuS Osdorf alles in einem – nicht nur Trainer, sondern auch für sämtliche Dinge im Drumherum verantwortlich und zuständig. Statt den kompletten Fokus auf die Trainingsinhalte richten zu können, mussten die Blomkamp-Urgesteine alles in die eigene Hand nehmen. Ein Zustand, der sich fortan wieder ändern wird. Bennet Krause, Torben Krause und Antonio Ude werden das Ruder beim Oberliga-Absteiger weiter innehaben – allerdings per sofort wieder mit der tatkräftigen Unterstützung von Cemil Yavas!

"Es wäre feige gewesen, von dieser Last und dieser Verantwortung wegzulaufen", sagt ein ganz offener Yavas. Foto: KBS-Picture.de

November 2022: „Es kamen ganz viele Sachen zusammen“, weshalb Yavas gezwungen war und wurde, aus „privaten Gründen“ erst einmal die Notbremse zu ziehen. „Das war natürlich der absolut ungünstigste Zeitpunkt“, kam die sportliche Talfahrt seines Herzensclubs erschwerend dazu. Aber: „Man kann sich den Zeitpunkt nicht immer aussuchen!“ Manchmal gibt es eben wichtigere Dinge im Leben. Doch Yavas weiß auch: „Das ist ein Grund dafür, weshalb es so gelaufen ist, wie es im Endeffekt gelaufen ist.“

Der Niedergang der „Blomkampler“ war nicht mehr zu stoppen. Und die Krauses zumeist auf sich allein gestellt. Das soll sich nun wieder ändern! Obwohl Yavas während seiner „Auszeit“ unseren Informationen nach sowohl sportlich äußerst reizvolle als auch überaus lukrative Anfragen hatte, kam für ihn nur ein Verein in Frage: „Es wäre feige gewesen, von dieser Last und dieser Verantwortung wegzulaufen. Das bin ich nicht – und das konnte ich auch nicht. Ich habe diese Situation mit zu verantworten. Jetzt bei einem Verein anzufangen, der in der Ober- oder Landesliga spielt, über dem TuS steht und zu sagen, badet das mal selbst aus, das wäre nicht nur nicht richtig gewesen, sondern hätte auch nicht zu mir gepasst. Egal, was passiert ist: Ich konnte meine Jungs nicht im Stich lassen. Deshalb haben mein Herz und mein Bauch die Entscheidung getroffen, mit anzupacken und den Karren mit aus dem Dreck zu ziehen!“

"Ja, wir werden in der Bezirksliga an den Start gehen"

Mit der Rückkehr von Yavas bekommen Bennet (re.) und Torben Krause endlich wieder die erhoffte Unterstützung - und vor allem das Manager-Knowhow des 38-Jährigen. Foto: KBS-Picture.de

Emotionale und ehrliche Worte von dem Mann, der den Club mit bescheidenen Mitteln in ungeahnte Sphären geführt hat. Im Jahr 2010 (!) begann die Reise von Cemil Yavas als Liga-Manager des TuS Osdorf – damals in der Bezirksliga. Nun geht er in sein 14. Jahr – und das erneut in der siebthöchsten Spielklasse. „Ja, wir werden in der Bezirksliga an den Start gehen“, bestätigt Yavas die kursierenden Gerüchte, dass der Verein freiwillig auf den Landesliga-Startplatz verzichtet – und nur eine Mannschaft in eben jener Spielklasse an den Start bringen wird. Alle Mühen, nach dem Oberliga-Abstieg doch noch eine schlagkräftige Truppe in der Landesliga zu stellen, waren vergebens. Als die Rückkehr von Yavas perfekt war, sei „die Entscheidung bereits gefallen gewesen“, verrät er.

Eine Entscheidung, die zu eben jenem Zeitpunkt unumgänglich war. Aber gleichzeitig auch ein Entschluss, der beim 38-Jährigen auf mehr als nur gemischte Gefühle stößt: „Wenn ich als der Verein gewusst hätte, dass ich gesund zurückkomme, dann hätte ich eine andere Entscheidung getroffen“, macht er keinen Hehl daraus. „Aber der Verein wusste es ja nicht. Der Misserfolg der letzten Monate und das, was in der Zeit alles auf den Verein, die Mannschaft und die Verantwortlichen eingeprasselt ist, war einfach zu viel.“

Alle Spieler weg - Gerüst steht aber

Am Blomkamp geht Yavas in sein 14. (!) Jahr. Schon einmal hat er den Verein aus der Bezirks- bis in die Oberliga geführt. Überstürzen will man beim TuS aber nichts. Foto: KBS-Picture.de

Hinzu kommt, dass in der Tat nicht ein einziger Spieler aus der ursprünglichen Liga-Mannschaft dem Verein in dieser schwierigen Situation die Treue gehalten hat! Nichtsdestotrotz: Mit Gianluca d’Agata und Felix Valera Rojas (ehemals Schlumbohm) hat man zwei Mann, die jahrelang für den Verein die Knochen hingehalten und auch den damaligen Höhenflug mitgemacht haben, die auch fortan den steinigen Weg mitgehen werden. Zwei Führungsspieler mit dem absoluten Osdorf-Gen. Dazu kommen unter anderem Keeper Tjorven Foerste, der mit starken Leistungen in der „Zweiten“ auch höherklassige Clubs auf den Plan gerufen hat, Max Börner und Marco Schmidt. Zwei Spieler, die ebenfalls über viel Potenzial verfügen. Schmidt sollte schon länger fester Teil der Liga-Mannschaft werden.

"Die Rahmenbedingungen sind weiter Oberliga-reif"

Gianluca d'Agata (re.) wird seinen TuS Osdorf nicht im Stich lassen und seine Oberliga-Erfahrung an die jungen Spieler weitergeben. Foto: KBS-Picture.de

Ein Gerüst steht – und die Hoffnung auf mehr wächst. Am Dienstagabend veranstaltete der TuS ein Sichtungstraining, das einen „völlig überraschten“ Yavas zurückließ. Überrascht deshalb, weil da „durchaus richtig gute Leute für die Bezirksliga dabei waren“, wie er sagt. Nicht nur das. „Natürlich erwirkt es den Eindruck, dass alles zusammengebrochen ist und den Bach runtergeht. Aber ich meine es wirklich ernst: Das, was ich am Dienstagabend gesehen habe, hat ein sehr gutes Bild abgegeben.“ Und damit meint der zurückgekehrte Manager nicht nur das Spielermaterial. „Wir sind top ausgerüstet und die Rahmenbedingungen sind weiter Oberliga-reif.“

Auch Hauptsponsor Thomas Leseberg wird „seinen“ TuS Osdorf weiterhin aktiv unterstützen und auch Yavas bei dessen Aufgaben zur Seite stehen. Gemeinsam will man wieder positive Schlagzeilen schreiben und nach oben kommen – aber eben nicht auf Teufel komm raus. „Wir geben uns die Zeit. Denn im Endeffekt ist das ein Neuanfang. Wir arbeiten mit bescheidenen Mitteln, aber mit guten Leuten – und setzen uns keineswegs unter Druck.“ Aber Yavas weiß auch: „Die Fans und Anhänger werden das skeptisch sehen und beobachten, das Umfeld auch. Ganz Hamburg wird kritisch gucken und beäugen, ob man jetzt komplett auseinanderbricht.“ Aber die Zeiten, in denen „viele Köche den Brei verderben“ und mitreden wollen, sind vorbei. „Wir waren am erfolgreichsten, als der Trainer und ich als Manager die Entscheidungen getroffen haben Wir bauen einen ganz neuen Kader zusammen. Das ist nicht einfach und eine große Herausforderung.“ Und weiter: „Auch, wenn ich nichts dafür konnte, ist es mit auf meinem Mist gewachsen. Ich habe das letzte Jahr mit zu verantworten. Und ich will das klare Signal senden, dass ich nicht weglaufe, sondern da bin – und diese Herausforderung annehme! Ich kann versprechen, dass wir auf jeden Fall eine solide Mannschaft aufbauen werden.“

"Back to the roots" - Yavas: "Jeder kann sich bei mir melden!"

Felix Valera Rojas trägt nicht nur das Osdorf-Gen in sich, sondern verfügt auch über reichlich Oberliga-Erfahrung. Der Linksfuß wird den neuen Weg mitgehen. Foto: KBS-Picture.de

Gemeinsam gilt es, wie von Yavas bereits betont, den Karren aus dem berühmt-berüchtigten Dreck zu ziehen. Und das ganz nach dem Motto: „Back to the roots! So, wie wir es früher gemacht haben: Jahr für Jahr junge, talentierte und hungrige Spieler holen, die für den Blomkamp interessant sind, sich hier entwickeln und den nächsten Schritt machen. So wollen wir uns langsam wieder nach oben arbeiten. Und mit wem kann man sich das am ehesten oder am besten vorstellen, wenn nicht mit den Menschen, mit denen man das schon einmal geschafft und durchgemacht hat. Nur, die Jungs wurden von Spielern zu Trainern. Aber die Jungs wissen genau, welchen Weg wir gehen müssen“, ist Yavas äußerst zuversichtlich, dass man „jeden Fall konkurrenzfähig sein wird“. Wenngleich er auch weiß, dass man von der Konkurrenz in der Bezirksliga „als der ‚Oberliga-Absteiger‘ angesehen wird. Das sind wir zwar – aber nur auf dem Papier.“

Fakt ist jedenfalls: „Ich bin wieder da!“ Und: „Alle, die was wollen, sollen und können sich jederzeit bei mir melden!“ Das gelte auch für interessierte Spieler, die Bock darauf haben, das alte Feuer wieder am Blomkamp zu entfachen (Kontakt: 0170-4850808) und den Weg gehen wollen, den die einstigen „Helden“ des TuS gegangen sind. Denn: Die neue Reise kann beginnen – auch für Rückkehrer Cemil Yavas…

Autor: Dennis Kormanjos