Regionalliga Nord

Ausgerechnet Drinkuth: Ex-Norderstedter macht Lübeck zum Last-Minute-Meister!

28. Mai 2023, 14:04 Uhr

Felix Drinkuth (re.) machte den VfB Lübeck in der vierten Minute der Nachspielzeit zum Meister - und streckt die Schale bei den Feierlichkeiten in die Höhe. Foto: Sellhorn

Unmittelbar nach Wiederanpfiff avancierte er zunächst zum „Partycrasher“, als er Jan Lüneburg im allerletzten Moment den Bilderbuch-Abschied vermieste und ihm den Ball in höchster Not vom Fuß grätschte (50.). Einige Zeit später wurde Tommy Grupe die große und kaum mehr für möglich gehaltene Ehre zuteil, die Meisterschale gen Norderstedter Himmel zu recken. In Windeseile mussten sich die Verantwortlichen des Norddeutschen Fußball-Verbandes von der Hagenbeckstraße auf den Weg ins Norderstedter Edmund-Plambeck-Stadion machen. Denn: Tabellenführer Hamburger SV II konnte auch den zweiten Matchball nicht verwandeln, unterlag dem SC Weiche Flensburg 08 mit 0:2 – und in der sage und schreibe vierten Minute der Nachspielzeit machte ausgerechnet der ehemalige Norderstedter Felix Drinkuth den VfB Lübeck noch zum Last-Minute-Meister!

Jan Lüneburg (li.) hat die große Chance zur Führung, wird aber von VfB-Kapitän Tommy Grupe im letzten Moment abgegrätscht. Foto: Sellhorn

Einen Einwurf von Janek Sternberg verlängerte zunächst Jannik Löhden, dann Tommy Grupe per Kopf auf den zweiten Pfosten, wo Felix Drinkuth das Runde per Direktabnahme ins Eckige beförderte – und damit für kollektive Ekstase im „EPS“ sorgte (90. +4)! Der Jubel beim schon zuvor fixen Drittliga-Aufsteiger kannte keine Grenzen mehr. Auf den allerletzten Drücker wurde die Saison 2022/23 auch noch mit der Meisterschaft gekrönt! Eine gute halbe Stunde nach Abpfiff konnte „Partycrasher“ und Tor-Vorbereiter Grupe die Schale entgegennehmen und die Feierlichkeiten konnten beginnen.

Feierlich wurde es auch in Minute 72, als sich die 1675 Zuschauer von ihren Sitzen erhoben und die Mannschaft der Garstedter ein Spalier für Jan Lüneburg bildete. Unter stehenden Ovationen bekam „Lüne“ nach zehn Jahren bei der Eintracht seinen verdienten Abgang! Zu diesem Zeitpunkt bewahrte ein überragender Lars Huxsohl die Hausherren ein ums andere Mal vor einem Rückstand. Auch fünf Minuten danach, als er gegen den frei vor ihm auftauchenden Manuel Farrona Pulido der Sieger blieb (77.).

Sezer vergibt den "Lucky Punch" kläglich

In der 72. Minute bekam Jan Lüneburg (Mi.) seinen wohlverdienten Abgang. Die Mannschaft bildete ein Spalier für den scheidenden Rekordtorschützen. Foto: Sellhorn

Aber auch die Smith-Schützlinge hatten den „Lucky Punch“ auf den Füßen. Vor allem der für Lüneburg eingewechselte Ex-Lübecker Cemal Sezer, der das große Kunststück fertigbrachte, den Ball nicht im leeren Tor unterzubringen, sondern ans Quergebälk zu befördern (82.)! Zuvor tauchte Dylan Williams nach einem langen Ball von Rico Bork blank vor Florian Kirschke auf und hatte für Sezer quergelegt. Auch 60 Sekunden vor Ablauf der regulären Spielzeit war es erneut Sezer, der von Nils Brüning perfekt in Szene gesetzt wurde, aber freistehend am linken Pfosten vorbeinickte (89.). Und so sorgte ausgerechnet Felix Drinkuth für die (Bilderbuch-)Geschichte des Spiels – zumindest aus Lübecker Sicht.

"Waren absolut auf Augenhöhe mit dem Meister und Aufsteiger"

Lübeck-Captain Tommy Grupe nimmt die Meisterschale in Empfang und reckt sie gen Himmel. Foto: Sellhorn

„Ich bin wirklich stolz auf die Jungs und finde, dass wir absolut auf Augenhöhe mit dem Meister und Aufsteiger gespielt haben. Leider konnten wir uns dafür nicht mit etwas Zählbarem belohnen. Verdient hätten es die Jungs allemal gehabt“, befand Eintracht-Coach Olufemi Smith – und konstatierte: „Am Ende hatte Lübeck das kleine Quäntchen mehr Glück.“ Nichtsdestotrotz habe man „insgesamt einen guten Fußballnachmittag erlebt und die Spieler, die uns verlassen, haben einen würdigen Rahmen für ihren Abschied bekommen. Dem VfB gratulieren wir zur Meisterschaft und zum Aufstieg!“

Autor: Dennis Kormanjos