Oberliga

Aus 0:2 mach 4:2 – „Geächteten“ mit „Cleverness“ und eindrucksvoller Comeback-Mentalität!

29. März 2023, 10:37 Uhr

Der Hamm United FC bejubelt den wichtigen 4:2-Sieg - nach 0:2-Rückstand - im Abstiegskampf gegen den direkten Konkurrenten aus Buchholz. Foto: Verein

„Ich habe in der Halbzeit zu den Jungs gesagt: Wenn das nicht so gewesen und gekommen wäre, dann hätte ich von Fußball wirklich gar keine Ahnung gehabt!“ Doch aus Sicht von Sidnei Marschall und seinem Hamm United FC sollte es noch besser kommen. All das nach einem 0:2-Rückstand gegen den direkten Konkurrenten aus Buchholz. „Wir sind sehr gut ins Spiel gekommen, haben drei ‚Riesen‘ alleine vorm Torwart. Es muss 2:0 oder sogar 3:0 für uns stehen – und auf einmal liegen wir 0:2 zurück“, konstatierte der Chefcoach der „Geächteten“ nach dem ersten Spiel seiner Mannen auf der Trainingsstätte an der Slomanstraße.

Danjuma Langer brachte die Nordheider - nach zunächst dicken Chancen für Hamm - in Führung. Archivfoto: noveski.com

Auch Buchholz-Trainer Nabil Toumi sprach im Nachgang von einem „sehr wilden“ Beginn. „Wahrscheinlich, weil beide Teams die Wichtigkeit auf dem Zettel haben und das Spiel unbedingt gewinnen wollen. Deshalb war es viel zu wild“, befand Toumi, dessen Schützlinge in den Anfangsminuten das Glück des Tüchtigen und einen gleich zweimal überragend reagierenden Tim Burgemeister gegen Atef Zakerwal auf ihrer Seite hatten. „Aus meiner Sicht ging das natürlich zu einfach, dass wir den Ball durch die Schnittstelle bekommen und die Chancen so leicht zulassen“, haderte der Buchholzer Dompteur.

"Hätten auch schon 0:2 zurückliegen", aber "auch das 3:0 machen können"

Statt ins Hintertreffen zu geraten, bogen die Nordheider wenige Augenblicke später auf die Siegerstraße ab, als der aufgerückte Danjuma Langer in Folge eines ruhenden Balles und eines geblockten Kopfballes zum 1:0 für die Gäste abstaubte (10.). Nicht nur das. Kurze Zeit später wurden die Hausherren ausgekontert. Alexandar Mucunski steckte in einer Umschaltsituation in den Lauf von Hussein Sharba durch. Dieser entwischte Davidson Eden und überlupfte Thomas Kuballa – 0:2 (22.)! „Wir hätten auch schon 0:2 zurückliegen können, konnten das Spiel aber beruhigen und waren in der Phase besser“, analysierte Toumi, der anschließend vor allem mit einer Szene haderte, als nämlich H. Sharba in einer Kontersituation auf und davon schien und den Querpass spielte, der aber im letzten Moment weggespitzelt werden konnte. „Das war eine Situation, wo wir das 3:0 machen können“, trauerte Toumi der Möglichkeit hinterher.

Zakerwal netzt doppelt - "Hamm hat das gut gemacht"

Atef Zakerwal sorgte mit einem Doppelschlag noch vor der Pause für die Wende und machte aus einem 0:2 ein 2:2. Archivfoto: Bode

Denn plötzlich schlug der HUFC zurück: „Wir haben uns von dem Rückstand nicht aus der Ruhe bringen lassen, weiter gemacht, innerhalb der Mannschaft kurz umgestellt und sind verdient mit 2:2 in die Pause gegangen“, so Marschall. Erst verlängerte Sinisa Veselinovic einen Ball aus dem Halbfeld auf Zakerwal, der Burgemeister dieses Mal überwand (31.). Doch damit nicht genug. Sieben Zeigerumdrehungen darauf war es erneut Zakerwal, der nach einem langen Diagonalball von Marco Panata auf 2:2 stellte (38.)! „Wir führen 2:0 und dürfen das Spiel danach nicht so frei laufen lassen, sondern müssen die langen Bälle klarer verteidigen und das ganze Spiel beruhigen. Das haben wir nicht geschafft. Hamm hat das aber auch gut gemacht und vorne mit dem ‚Turm‘ (Sinisa Veselinovic, Anm. d. Red.) eine echte Waffe“, meinte Toumi.

"Spielentscheidende Situation": Handelfmeter für Hamm

Davidson Eden verwandelte einen Handelfmeter zum 3:2 für seinen Hamm United FC und trug damit zum 4:2-Sieg seines Teams bei. Archivfoto: noveski.com

Nach Wiederanpfiff beruhigte sich das Geschehen – bis zur 62. Minute. Dort nämlich bekamen die „Geächteten“ einen Handelfmeter zugesprochen. Eine Hereingabe auf den zweiten Pfosten landete über Sebastiao Mankumbani am Körper und schließlich am Arm von Dejan Sekac. „Die werden alle sagen, es war kein Elfmeter. Wir sagen, es war ein Elfmeter. Es ist halt immer die gleiche Diskussion“, so Marschall. Während Toumi geknickt aufgrund der „spielentscheidenden Situation“ äußerte: „Damit fällt in einer Phase, wo auf beiden Seiten nicht allzu viel ging, das 3:2.“ Denn Eden brachte den Strafstoß im Eckigen unter und stellte das Ergebnis gänzlich auf den Kopf! Toumi: „Wir sind danach wild und fahrig, weil sich die Jungs ungerecht behandelt gefühlt haben. Das darf nicht passieren, da dürfen wir den Kopf nicht verlieren, sondern müssen die nächsten fünf Minuten überstehen und dann schauen, dass wir ganz klar auf das 3:3 gehen. Denn ich denke, für uns wäre der eine Punkt wichtiger, als für Hamm gewesen.“

"Hamm hatte die Cleverness, die uns gefehlt hat"

Aber die wilde und fahrige Phase bei den 08ern führte dazu, dass man „im Zentrum wieder schlecht rausschob“, der erste Pfosten komplett blank war und Tyron Gyamenah nach tollem Zusammenspiel zwischen dem starken Maurizio d'Urso und Zakerwal aus kurzer Distanz einschädeln konnte – 4:2 (65.)! „Das war der Knockout“, musste ein ernüchterter Toumi eingestehen. „Da müssen wir einfach cleverer sein, dass wir das nicht mit zwei Treffern in so kurzer Zeit aus der Hand geben. Diese Cleverness, die Hamm hatte, hat uns gefehlt. Das war heute der Unterschied. Denn mit etwas mehr Cleverness gehen wir mit einer klaren Führung in die Halbzeit und dann wäre es für Hamm schwer geworden. So hat Hamm am Ende, weil wir auch zu viele Torchancen in der Box abgegeben haben, verdient gewonnen.“

Das Fazit von Marschall: „Wir haben das Spiel eigentlich von der ersten bis zur letzten Minute im Griff gehabt und hätten am Ende auch noch höher gewinnen können. Aber im Endeffekt ist es ein hochverdienter Sieg! Gerade, wenn man 0:2 zurückliegt und so zurückkommt.“ Ein eindrucksvolles Comeback des Hamm United FC im Abstiegskampf!

Autor: Dennis Kormanjos