LOTTO-Pokal-Viertelfinale

„Man kann gegen einen Regionalligisten verlieren, aber durch zwei solche Tore – das ist schon bitter!“

23. März 2023, 10:29 Uhr

Max Brandt (re.) reckt jubelnd die Fäuste in die Höhe - nachdem er den Ball im Spiel gehalten hat und das Runde irgendwie ins Eckige hoppelt. Foto: noveski.com

In einem Punkt waren sich beide Seiten einig – und nahmen das Bezirksamt Hamburg-Mitte in die Mangel: „Auf diesem Acker kann man keinen Fußball spielen – das hätte ich von meiner Mannschaft auch nicht erwarten können“, hätte sich Hamm-Coach Sidnei Marschall einen anderen Rahmen für das LOTTO-Pokal-Viertelfinale (alle Highlights im LIVE-Ticker) gewünscht. „Da blutet mein Fußballerherz!“, haderte „Sid“ angesichts der widrigen Bedingungen im Hammer Park auf einem Kraut- und Rübenacker. Ein Umstand, der den „Geächteten“ nun schon seit Jahren große Kopfschmerzen bereitet.

Die Szene, die zum Freistoß und dem 0:1 führte: Max Brandt (re.) ist von Karl Feldmer nur durch ein Foulspiel zu stoppen. Foto: noveski.com

Auch Teutonen-Trainer David Bergner pflichtete dem bei – und konstatierte sogar: „Wir hatten vor 14 Tagen genau die gleiche Situation. Da ist das Spiel aber ausgefallen, was in unseren Planungen alles über den Haufen geworfen hat. Das ist einfach nicht gut und fühlt sich im Nachhinein ein bisschen merkwürdig an“, so der Übungsleiter des Regionalligisten, der am Ende einfach nur „froh“ war, „dass wir jetzt im Halbfinale stehen. Jetzt gucken wir mal, dass es noch einen Schritt weiter geht“, wollte er abschließend „nicht nachkarten“.

Der klassenhöhere Gast passte sein Spiel den widrigen Begleitumständen an. Obwohl Bergner verriet, dass man „die Bedingungen im Vorfeld nicht zum Thema gemacht“ habe, war vornehmlich Kick and Rush angesagt. „Wir waren ein bisschen überrascht, dass die so gespielt haben, wie die gespielt haben – sprich: Nur mit langen Bällen auf die zwei großen Stürmer. Die haben auch gar nicht versucht, Fußball zu spielen auf dem Acker. Damit sind wir zunächst nicht so klargekommen“, befand Marschall, der meinte: „Für mich als Innenverteidiger wäre es eigentlich ein Geschenk, immer solche Bälle zu bekommen.“

"Da darf der Ball auf keinen Fall einschlagen"

Nick Brisevac (Mi.) bejubelt seinen Freistoßtreffer zur Teutonen-Führung und wird von Leonard Brodersen (li.) geherzt. Foto: noveski.com

War es auch eine gute halbe Stunde lang, in der sich Hamm hinten schadlos hielt. Doch dann: „Verlieren kann man gegen einen Regionalligisten, aber durch zwei solche Tore – das ist schon ein bisschen bitter!“, ärgerte sich der HUFC-Coach über die Art und Weise der Gegentreffer. Vor dem 0:1 war das Zentrum nach einem Ballverlust komplett offen und Karl Feldmer wusste sich gegen den durchgestarteten Max Brandt nur noch mit einem Foulspiel zu helfen. „Wir wissen, dass Nick Freistöße schießen kann. Aber wenn er nochmal 100 davon schießt – da darf der Ball auf keinen Fall einschlagen“, echauffierte sich Marschall darüber, dass Nick Brisevac den ruhenden Ball aus 18 Metern flach an der Mauer vorbei ins linke Toreck beförderte – und traf (33.)!

"So gehst du mit einem 0:2 in die Pause und weißt nicht, warum"

Sinisa Veselinovic (li.) - hier im Duell mit Ridel Monteiro - rieb sich gegen sein Ex-Team auf, konnte aber nicht einen Abschluss verzeichnen. Foto: noveski.com

„Auch das 0:2 darf niemals passieren! Wir haben den Ball, sind in der Offensive, schenken den her – und ich weiß nicht, wie der Ball dann den Weg ins Tor finden kann“, sprach Marschall darauf an, dass zunächst ein Abschlag von Keeper Thomas Kuballa abgefangen wurde, Brisevac durch die Mitte marschieren durfte und ein Chip-Ball auf den zweiten Pfosten von Maik Lukowicz eigentlich zu lang geriet. Selbst die Teutonen-Bank hatte die Situation schon abgehakt. Aber Brandt hielt das Leder  im Spiel und wollte die Kugel im Fallen zurück ins Zentrum bringen – doch Christian Agbe fälschte so entscheidend ab, dass das Spielgerät am ebenfalls nicht gut aussehenden Kuballa vorbei ins kurze Eck hoppelte (40.). Marke: Kacktor des Monats!

„So gehst du dann mit einem 0:2 in die Pause und weißt eigentlich nicht, warum das so ist“, befand Marschall, dessen Mannen kurz nach der Pause zu zwei guten Anschlussmöglichkeiten kamen. Beide Male war es ein Freistoß von Roberto d’Urso aus dem Halbfeld, der für Gefahr sorgte. Erst scheiterte der starke Marco Panata per Kopf an Marius Liesegang (53.). Dann legte Panata für Atef Zakerwal ab, der aus drei Metern einschießen konnte. Letztlich kam ihm aber Mitspieler und Ex-Teutone Sinisa Veselinovic in die Quere, so dass Liesegang das Runde mühelos aufnehmen konnte (56.). „Mitte der zweiten Halbzeit hatte der Gegner ein paar Standardsituationen. Und im Fußball ist es nun mal so: Wenn einer reinrutscht, dann kriegst du auf einmal die zweite oder dritte Luft. Das wollten wir vermeiden und haben wir auch geschafft. Denn ich glaube, aufs Tor ist letztendlich nur ein Ball gekommen“, so Bergner.

"Im Pokal gehört auch Los-Glück dazu - das hatten wir nicht"

Marco Panata (re.) - hier im Kampf um die Kugel mit dem eingewechselten Fabian Graudenz - zeigte eine ganz starke Leistung und besaß auch offensiv die gefährlichste Aktion. Foto: noveski.com

Dennoch war es zumindest ein kleiner Moment, in dem das Anschlusstor in der Luft lag. „Ich habe zu meinem Co-Trainer gesagt: ‚Jetzt in der Phase das 1:2 machen – dann geht noch was.‘ Aber das Tor ist halt nicht gefallen und dafür haben wir uns ehrlicherweise auch zu wenig Chancen herausgespielt“, kam auch in der Folge – trotz offensiver Wechsel – nichts mehr von Hamm. Aber: „Ich kann der Mannschaft auf diesem Acker keinen Vorwurf machen. Der Pokal ist jetzt und damit abgehakt. Es war ein geiles Event und wir sind sehr weit gekommen. Im Pokal gehört nun mal auch ein bisschen Los-Glück dazu. Das haben wir mit drei Ober- und einem Regionalligisten definitiv nicht gehabt“, legt man den ganzen Fokus nun auf den Abstiegskampf in der Oberliga.

Und wie fiel das Fazit der „Kreuzkirchler“ aus? „Am Ende ist es auf dem Platz fast ein Glücksspiel. Aber wir haben es sehr vernünftig angenommen, 2:0 gewonnen und hätten sicher noch das eine oder andere Tor mehr schießen können. Aber wir sind zufrieden und stehen jetzt im Halbfinale. Das ist das, was wir wollten“, soll für Bergner und seine Teutonen der Weg ins Finale gegen Concordia Hamburg fortgesetzt werden.

Autor: Dennis Kormanjos

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