Landesliga Hansa

Über Bramfeld und Antetokounmpo an die Scharbeutzer Straße: Kilian Oelrich will mit Rahlstedt oben angreifen!

13. März 2023, 12:13 Uhr

Nach seiner Rückkehr aus Milwaukee jubelt Kilian Oelrich (re.) künftig für den Hansa-Landesligisten Rahlstedter SC. Foto: Rob Kruber

Drei Jahre lang ging er für den Bramfelder SV auf Torejagd, ehe es Kilian Oelrich über den großen Teich in Richtung Vereinigte Staaten zog. „Im Rahmen meines Studiums hat sich mir die Möglichkeit geboten, an einem ‚Double-Degree Programm‘ teilzunehmen. Das bedeutet, dass ich sowohl meinen Deutschen als auch meinen Amerikanischen Abschluss erhalte“, berichtet uns der Angreifer. „Da es von diesen begehrten Plätzen lediglich zwei gab und ich während der Schulzeit schon einmal für ein Jahr in den USA gelebt habe und damit nur Positives verbinde, gab es für mich keine zwei Meinungen, diese Chance zu nutzen.“ 

Für den Bramfelder SV absolvierte Oelrich (re.) insgesamt 37 Oberliga-Partien und erzielte neun Tore. Foto: noveski.com

Akademisch sei die Zeit für ihn „sehr hart und anstrengend“ gewesen, wie er uns verrät. „Ich hatte kaum Zeit für Freunde oder Freizeitaktivitäten und dennoch blicke ich auf eine erfolgreiche Zeit zurück. Besonders mit den Perspektiven, die sich mir jetzt bieten, und dem gesunden fußballerischen ‚Fast Food‘, das ich genießen durfte, bereue ich meine Entscheidung keinesfalls“, erklärt er mit einem Augenzwinkern.

Das Ziel seiner (Studium-)Träume: Milwaukee. „Eine super schöne Stadt, die eine Menge zu bieten hat“, schwärmt er insbesondere von seinen Besuchen bei einem der erfolgreichsten Basketball-Teams der Welt und NBA-Champion von 2021, den Milwaukee Bucks um Superstar Giannis Antetokounmpo. „Dennoch bin ich froh, nun endlich wieder in die schönste Stadt der Welt zurückzukehren. Ganz davon abgesehen, dass ich es kaum noch abwarten kann, endlich wieder in Hamburg zu kicken und Temperaturen von Minus 25 Grad aus dem Weg zu gehen“, hat er in der größten Stadt des Bundesstaats Wisconsin sämtliche Extreme erlebt.

"Nicht wie gewünscht mit den Verantwortlichen auseinandergegangen"

Der Kontakt zum BSV sei nie abgerissen, so Oelrich (re.). Aber man sei "mit den Verantwortlichen nicht wie gewünscht auseinandergegangen". Foto: Bode

Doch nun kehrt er in die Hansestadt zurück - auch fußballtechnisch. Allerdings nichts zum Bramfelder SV, sondern zum Rahlstedter SC, wie er uns mitteilt! „Mit meinen Jungs von Bramfeld war und bin ich im ständigen Kontakt und auch bei der Saisonabschlussfeier im Sommer bin ich auf jeden Fall mit dabei! In Bramfeld stimmt einfach alles: Die Truppe, das Umfeld, mit Rob Kruber der beste Mann für alles im Drumherum, ein familiäres Umfeld und super dritte Halbzeiten. Nichtsdestotrotz bin ich in meiner letzten Saison nicht wie gewünscht mit den Verantwortlichen auseinandergegangen“, so der 24-Jährige. „Aus persönlichen Gründen musste ich die Saison, welche zu dem Zeitpunkt bereits entschieden war, etwas früher beenden, was leider nicht so schön aufgenommen wurde. Trotzdem verbinde ich mit Bramfeld nur Positives und werde die Jungs so oft es geht an der Ellernreihe unterstützen.“

"Hoffe, dass ich dazu beitragen kann, mit Rahlstedt um den Aufstieg zu spielen"

In Rahlstedt möchte Kilian Oelrich (re.) unter Neu-Coach Jan Ramelow nun wieder in Hamburg Fuß fassen und über kurz oder lang wieder den Schritt in die Oberliga schaffen. Foto: noveski.com

Die Gründe dafür, dass seine Entscheidung auf den künftigen Liga-Kontrahenten von der Scharbeutzer Straße gefallen ist, seien vielschichtig. „Mit Jan Ramelow fängt ein Trainer in Rahlstedt an, welcher sich direkt sehr um mich bemüht hat. Wir hatten sehr gute Gespräche und mir gefallen sein Konzept, sein Plan und die Art und Weise, wie er vorhat, Fußball zu spielen. Zudem ist Rahlstedt auch nicht weit entfernt von der Umgebung, wo ich aufgewachsen bin, bietet gute Rahmenbedingungen und ist keine unbekannte Adresse in Hamburg.“ Die Truppe sei „noch recht jung und mit meinen erst 24 Jahren werde ich trotzdem schon zu den älteren Spielern gehören und eine Führungsposition einnehmen“, will Oelrich den nächsten Schritt machen.

Zudem gefalle ihm „die Möglichkeit, nach einem Jahr in den USA in der Landesliga wieder Fuß zu fassen, schöne Flutlicht-Derbys auf einem Freitagabend zu bestreiten und zu beweisen, was ich immer noch kann, um dann in der Zukunft auch wieder in der Oberliga anzugreifen“, macht er keinen Hehl aus seinen Ambitionen. „Rahlstedt hatte meiner Meinung nach auch die letzten Jahre immer sehr viel Potential, weshalb ich nie so ganz verstanden habe, warum es im Endeffekt doch nur für eine Platzierung im Mittelfeld gereicht hat. Ich hoffe, dass ich in der neuen Saison dazu beitragen kann, mit Rahlstedt um den Aufstieg zu spielen.“

"Das sportliche Niveau in den USA ist nicht das gleiche"

Und inwiefern hat ihn diesbezüglich auch das Jahr in den USA weitergebracht? „Für meine beruflichen Perspektiven natürlich einen ganzen Schritt“, entgegnet er - und führt aus: „Sportlich ist jedoch bekannt, dass das Niveau in den USA einfach nicht das gleiche ist, wie in Deutschland. Dennoch muss man den Amis anrechnen, dass sie immer hart trainieren und sehr fit sind. Es wurden während der Saison und in den Spielen viele Kilometer abgerissen und es herrschte ständig ein hohes Tempo. Zudem wurde hier zwei- oder sogar dreimal die Woche gespielt und nicht nur am Wochenende.“ Dafür fehlte aber „das fußballerische Verständnis und es war oftmals mehr ein ‚Kick an Rush‘ als ein taktisch geprägtes Spiel“, befindet Oelrich, der „im Großen und Ganzen absolut bereit ist, nun sportlich endlich wieder in Hamburg anzugreifen, da nicht nur die Qualität, sondern auch das ganze Drumherum einfach eine ganze Nummer größer und besser ist“.

"Freue mich auf eine Menge Derbys"

An der Scharbeutzer Straße blickt Oelrich (li.) den vielen Derbys bereits voller Vorfreude entgegen - auch dem Duell mit seinem Ex-Club. Foto: Rob Kruber

Für den BSV gelangen dem in Berne ausgebildeten Offensivakteur in 37 Oberliga-Einsätzen neun Tore. In Rahlstedt sollen viele weitere Buden hinzukommen. Obwohl es ihm „tatsächlich noch sehr schwer fällt“, die realistischen Ziele mit dem neuen Club konkret einzuschätzen, da er „nur sehr wenige Spieler aus dem aktuellen Kader“ kenne, glaubt er: „Jan hat einen guten Plan, war in Niendorf die letzten Jahre sehr erfolgreich und wird sicherlich auch noch den einen oder anderen Neuen mitbringen. Persönlich kann ich für mich nur sagen, dass es natürlich mein Ziel ist, um den Aufstieg mitzuspielen und mit so vielen Toren wie möglich meinen Beitrag dazu zu leisten.“

Allerdings weiß Oelrich aus eigener Erfahrung inzwischen auch, dass man „in der Landesliga immer erstmal abwarten muss, ob nicht wieder ein Team mit einem großen Geldgeber dabei ist, welches am Ende dann einfach durch die Liga maschiert ohne große Konkurrenz“. Viel wichtiger aber: „Ich freue mich einfach auf eine Menge Derbys, die wir hoffentlich für uns entscheiden können, und eine gelungene erste Saison zurück in der Heimat.“

Autor: Dennis Kormanjos