Bezirksliga Nord

Mit Regio-Unterstützung und toller Geste: Eintracht-U23 greift nach Derbysieg nach dem „Maximum“

06. Februar 2023, 10:39 Uhr

Regio-Leihgabe Rico Bork (re.) erzielte mit dem Pausenpfiff das 3:0 für die Eintracht-U23. Foto: Sellhorn

Für reichlich Brisanz war schon im Vorfeld gesorgt - und das nicht nur aufgrund des Derby-Charakters: „Mal sehen, ob unser Team auch diesmal - wie im Hinspiel - quasi gegen die Regionalliga-Truppe des Gegners antreten muss oder ob das Bezirksliga-Team von Eintracht Norderstedt im Holstenstadion vorbeischaut“, rätselte der TuS Holstein Quickborn, in welcher Besetzung die „Zweite“ des FC Eintracht Norderstedt im Bezirksliga-Duell beim Nachbarn gastieren würde. Und in der Tat. Mit Keeper Sönke Günther, Rico Bork, Jasper Hölscher, Benjamin Dreca, Falk Schmidt und Ayoub Akhber standen sechs Liga-Leihgaben in der Startelf der Eintracht. Wenngleich man auch dazu sagen muss, dass sämtliche Spieler in der Liga bis dato entweder kaum bis gar nicht zum Zug kamen, Spielpraxis sammeln sollen - oder eben aus einer längeren Verletzungspause kommen.

Starke Geste, starke Charakter: Rico Bork (re.) gab dem niedergeschlagen TuS-Torhüter Nick Hoffmann direkt nach Abpfiff aufbauende Worte mit auf den Weg. Foto: Sellhorn

In dem Moment des Triumphes zeigte Rico Bork ganz besondere Größe: Unmittelbar nach dem Abpfiff führte der Weg des Eintracht-Linksfußes zunächst zum Quickborner Torhüter Nick Hoffmann. Der mit 87 Regionalliga-Einsätzen dekorierte Bork gab dem Schlussmann einige aufmunternde und aufbauende Worte mit auf den Weg, ehe sich Jasper Hölscher und Norderstedt II-Coach Jannik Paulat anschlossen. Eine tolle und bemerkenswerte Geste!

Denn wenige Augenblicke zuvor gab Hoffmann bei den letzten beiden Gegentoren seiner Quickborner keine allzu glückliche Figur ab. Erst ließ er einen Hölscher-Schuss durch die Finger flutschen (78.), ehe Ryota Takada einen weiteren Schnitzer nutzte und den Ball nur noch ins verwaiste Eckige schieben musste (87.). Zu diesem Zeitpunkt war der Drops aber schon längst gelutscht!

Norderstedt II macht nach 45 Minuten alles klar

Auch der langzeitverletzte Jasper Hölscher (li.) durfte Spielpraxis sammeln und sich in die Torschützenliste eintragen. Foto: Sellhorn

Norderstedt presste von Beginn an und stand sehr hoch, womit die Hausherren überhaupt nicht zurechtkamen und kaum strukturiert aus der eigenen Hälfte herausspielen konnten. Die Folge: Schon nach 45 Minuten hieß es 3:0 für die Gäste! Falk Schmidt verwertete eine Hölscher-Hereingabe zur frühen Führung (13.), die Benjamin Dreca nach einem eigenen Lattentreffer per Nachsetzen verdoppelte (21.). Und mit dem Pausenpfiff war es Bork, dessen von Fatih Sahin entscheidend abgefälschter Schuss im Netz landete (45. +1).

Der TuS agierte zu harmlos, hatte eine Chance durch Tim Heinitz und reklamierte einen Handelfmeter für sich, den es nicht gab. Nach der Pause schraubte die Paulat-Elf einen Gang herunter - doch Quickborn konnte daraus kein Kapital schlagen. Im Gegenteil. Der keine 180 Sekunden zuvor eingewechselte Khairullah Hassanyar sah nach einem Schubser und einer vermeintlichen Beleidigung gegen Jeffrey Ekue Mensah, der wie Takada, Jeremiah Osei Boakye, Moustapha Toure und Mohammad Ali Chamas im Winter den Weg vom Meiendorfer SV zur Eintracht-U23 fand, die Rote Karte (74.)!

Zweiter Abschnitt "ein typischer Sonntags-Kick" - TuS "enttäuscht"

Jeffrey Ekue Mensah (li.) ist einer von mehreren Spielern, der im Winter den Weg aus Meiendorf zum Nord-Bezirksligisten fand. Foto: Sellhorn

Nicht erst zu diesem Zeitpunkt machte Paulat einen „typischen Sonntags-Kick“ aus. „Zwar haben wir 5:0 gewonnen und sind super zufrieden mit den drei Punkten. Aber ich glaube, nach dem 3:0 zur Halbzeit waren bei allen so ein bisschen die Luft und der letzte Wille raus. Die zweite Halbzeit war sehr mühselig“, sprach er von einem „Rumgeplätschere“ - und fügte an: „Wir wollten eigentlich genau so weitermachen. Aber man kennt das ja als aktiver Spieler. Wenn man mit einem 3:0 in die Pause geht, fährt man automatisch ein bisschen runter.“

Johannes Mewes, Liga-Manager des TuS, machte derweil keinen Hehl daraus, dass es „ein enttäuschender Nachmittag für uns“ war. „Nicht nur aufgrund der Niederlage, sondern auch vom Auftritt her in der ersten Halbzeit“, sei man „zu nervös“ aufgetreten und „zu oft einen Schritt zu spät“ gewesen, so Mewes, der mutmaßte: „Hätten wir von Beginn an so gespielt wie nach dem Seitenwechsel, wäre das Spiel mit Sicherheit nicht so ausgefallen. Kompliment aber auch an Norderstedt, die uns von der ersten Sekunde an den Zahn gezogen haben mit ihrem konstanten Gegenpressing.“ Letztendlich habe es „offensiv auch an der Konsequenz gefehlt, um richtig ins Spiel zurückzufinden.“ Aber: „Auf den Auftritt in der zweiten Hälfte können wir absolut aufbauen. Wir waren griffig, präsent und fanden in die Zweikämpfe. Der berechtigte Platzverweis war dann aber der Genickbruch für unser Bemühen.“

"Die Mannschaften da oben sind hartnäckig"

Neben Bork (li.) bauten auch Jasper Hölscher (re.) und Eintracht-Coach Jannik Paulat (2. v. re.) den Quickborner Keeper auf. Foto: Sellhorn

Durch den klaren Derbysieg rangiert Norderstedt II nun auf dem dritten Tabellenplatz in der Bezirksliga Nord - nur einen Zähler hinter Primus St. Pauli III. „Zufrieden bin ich auf jeden Fall. Wir sind auf dem richtigen Weg“, ist sich Paulat sicher, weiß aber auch: „Die Mannschaften da oben sind hartnäckig.“ Das gilt auch für den nächsten Gegner in der Liga: „Sperber ist eine sehr abgewichste Mannschaft mit guten Spielern. Da müssen wir mit dem gleichen Fokus reingehen.“ Zwar sei intern nicht der Durchmarsch in die Landesliga das erklärte Ziel - aber: „Klar ist auch, wenn man an einem bestimmten Spieltag so weit oben steht, dann will man natürlich auch das Maximale rausholen.“

Autor: Dennis Kormanjos