Oberliga

Gefordert und geliefert: Eimsbüttel ist Rot-Weiß - Der ETV läuft Vicky den Rang ab!

28. Januar 2023, 00:04 Uhr

Zweites Derby, zweiter Sieg - 6:1 Tore: Der ETV behielt auch im Rückspiel gegen den SC Victoria hochverdient mit 2:0 die Oberhand. Foto: Justus Stegemann

Bereits im Hinspiel setzte der ETV ein deutliches Signal in Sachen „Vormachtstellung“ in Eimsbüttel. Vor über 2000 zahlenden Zuschauern triumphierte der Liga-Neuling beim direkt benachbarten SC Victoria Hamburg mit 4:1. Ein deutlicher Fingerzeig, wohin die Reise beider Clubs in der jüngeren Vergangenheit und der Gegenwart geht. Der Aufsteiger greift ganz oben an, der SCV ist im Mittelfeld der Oberliga angekommen. Das wurde auch im zweiten Aufeinandertreffen vor weit über 500 Zuschauern am „Loki“ deutlich (alle Highlights im LIVE-Ticker)!

Die Spieler des ETV bejubeln den frühen Führungstreffer durch Robin Janowsky (Mi., leicht verdeckt). Foto: Justus Stegemann

Ein frühes Tor mitten im absoluten Powerplay und ein später Treffer unmittelbar vor dem Pausenpfiff: Der Eimsbütteler TV stellte bereits in den ersten 45 Minuten unter Beweis, dass man dem SCV in dieser Saison den Rang abgelaufen hat. Wenngleich „Erfolgscoach Khalid Atamimi im Nachgang auf eben jene Nachfrage entgegnete: „Wir haben noch niemandem den Rang abgelaufen.“ Aber: Immer wieder stellten die pfeilschnellen Hausherren den Gast mit dem vorhandenen Tempo vor große Probleme. 


Schon in den Anfangsminuten erspielten sich die in Rot gekleideten Eimsbütteler gute Einschussmöglichkeiten - und belohnten sich nach sieben Zeigerumdrehungen, als Leon Bolz einen zu kurz abgewehrten Eckball noch einmal im hohen Bogen vor das Tor beförderte. Den folgenden Kopfball von Malik Yago kratzte Dennis Lohmann zwar noch aus dem Eck, gegen den Nachschuss von Robin Janowsky war er allerdings machtlos!

"Erstaunlich unsauber" und "jeder Ball lang, obwohl wir das nicht wollten"

Mit seiner Geschwindigkeit stellte Tyrese Boakye (li.) Vickys Jan Kämpfer vor allem in der ersten Halbzeit mehrfach vor Probleme. Foto: Justus Stegemann

Victoria blieb weitestgehend harmlos. Und wenn man mal zum Abschluss kam, fehlten die nötige Schärfe und Präzision. „Wir hatten ein bisschen Schwierigkeiten, reinzukommen. Die ersten Minuten waren sehr stressig. Man weiß ja, dass der ETV hoch presst. Wir waren da zu fahrig und haben, ich weiß nicht warum, jeden Ball lang geschlagen, obwohl wir genau das nicht wollten. Dann haben wir uns ein bisschen gefangen und sind auch zu Szenen gekommen, wenn auch nicht zu klaren Torchancen“, befand Neu-Trainer Joshua Krause. 


Dennoch: Mit dem 0:1 war Vicky gut bedient, musste aber nach einem eigenen Ballverlust auf Höhe der Mittellinie kurz vor dem Pausentee doch noch das 0:2 schlucken. Der starke Diego Berendsohn leitete ein, Henok Tewolde bediente Tyrese Boakye, der gegen den meist überforderten Jan Kämpfer viel zu viel Platz hatte und scharf in den Rückraum spielte, wo Jephtah Asare aus 14 Metern - leicht abgefälscht - flach vollendete (42.)! „Das ist nicht gut verteidigt“, haderte Krause im Nachgang - und präzisierte: „Wir lassen uns rauslocken, dann haben die einen brutalen Tempovorteil und schließlich kriegen wir keinen Kontakt im Sechzehner. Und dann ist da einfach eine Qualität“, bemängelte der SCV-Übungsleiter, dass man es vorher „viel klarer“ hätte spielen müssen. „Wir haben generell viele Bälle erstaunlich unsauber geklärt.“

Scharkowski versemmelt den Hundertprozenter

Nach seinem Tor zum 2:0 drehte der krankheitsbedingt leicht angeschlagene Jephtah Asare (Mi.) zum Jubeln ab. Foto: Justus Stegemann

Mit einer „kleinen taktischen Umstellung“ wollte der Gast in den zweiten 45 Minuten das (Derby-)Ruder noch einmal rumreißen. Als gut zehn Minuten gespielt waren, konstatierte Magnus Hartwig: „Vicky, wird sind jetzt da und besser im Spiel! Alle zusammen jetzt“, forderte er sein Team dazu auf, an die Wende zu glauben. Und urplötzlich sowie aus dem Nichts war sie da, die nahezu 1000-prozentige Chance auf den Anschluss. Aber Nick Scharkowski stolperte eine Hereingabe von Julian Schmid völlig freistehend und ohne jegliche Gegenwehr innerhalb des Fünfmeterraums am Gehäuse vorbei (63.)! „Wenn sie das 2:1 gemacht hätten, wäre es nochmal ein richtig spannendes Spiel geworden“, gestand Atamimi. „Aber auf der anderen Seite hätten wir vorher auch schon den Sack zumachen können“, sprach er auf die diversen Chancen seiner äußerst abgeklärt und routiniert auftretenden Mannen an.

"Ihr müsst beweisen, ob ihr das habt oder nicht"

In besonderer Sieger- und Jubelpose: Vorbereiter Tyrese Boakye (li.) und Vollstrecker Jephtah Asare. Foto: Justus Stegemann

Apropos abgeklärt und reif: „Das war für uns ein extrem wichtiger Aspekt in der Vorbereitung“, verriet Atamimi - und plauderte ein wenig aus dem Nähkästchen: „Gestern in der Besprechung habe ich ein Wort gefordert, das ich jetzt nicht wiederholen möchte. Aber ich habe gesagt: ‚Morgen müsst ihr beweisen, ob ihr das habt oder nicht.‘ Es hat etwas mit einem Körperteil zu tun“, sorgte der ETV-Coach für Gelächter. „Die Jungs haben gesagt: ‚Machen wir.‘ Und heute haben sie es bewiesen, dass sie es haben.“ Um es mit den Worten von Oliver Kahn zu sagen: „Eier, wir brauchen Eier!“

Der Sieg des ETV geriet zu keinem Zeitpunkt in Gefahr. „Wenn ‚Sharko‘ (Nick Scharkowski, Anm. d. Red.) das Ding macht und den macht er an normalen Tagen auch, dann wird das Spiel nochmal richtig heiß. So aber glaube ich, wir hätten hier auch noch 120 Minuten spielen können und das Ding wäre wie vernagelt gewesen“, musste Krause eingestehen. „Das war wohl auch der Schlüsselmoment, wo die Jungs gemerkt haben: Heute klappt's nicht. Und ab der 75. Minute haben wir das auch akzeptiert“, fehlte das große Aufbäumen. „Letztendlich muss man sagen, dass die bessere Mannschaft heute verdient gewonnen hat. Wir wussten, was uns erwartet: Ein Gegner, der brutal schnell und fit ist. Da sind wir noch nicht. Das ist aber auch okay“, bilanzierte der Vicky-Dompteur.

"In manchen Bereichen können wir uns eine Scheibe vom ETV abschneiden"

Dominik Akyol (Mi.) ackerte viel, hatte auch einige Chancen, blieb diesmal aber glücklos. Hier entledigt er sich gleich zwei Widersachern. Foto: Justus Stegemann

Während Atamimi zu Protokoll gab: „Wir haben aus der Hinrunde ein bisschen gelernt. Auch, wie wir mit Situationen umgehen, wenn wir führen. Wir haben heute in den richtigen Momenten die Tore erzielt“, freute er sich „endlich mal“ über ein Standard-Tor und einen „brutal“ herausgespielten Treffer. „Ich bin mega stolz auf die Mannschaft nach einer holprigen Vorbereitung. Aber das betrifft viele Mannschaften“, griff Atamimi „größtenteils auf die Spieler, die in der Vorbereitung da waren“, zurück.

Und die Jungs dankten es ihrem Trainer mit einem starken Auftritt. So stark, dass ein Banner hinter dem Tor vom neuen Sportzentrum-Restaurant „Elimar“ durchaus doppeldeutig zu verstehen war: „Am Loki werder ihr satt gemacht!“ Satt gemacht wurde der Gast von der Hoheluft. Doch der nahm die Niederlage mit großer Sportlichkeit auf: „Es ist ja kein Derby, was von böser Rivalität geprägt ist. Im Gegenteil. Wir sind froh, zwei Mannschaften zu haben, die auf diesem Niveau spielen. Der ETV macht seit Jahren einen super Job. Da können wir uns in manchen Bereichen noch eine Scheibe von abschneiden“, fand Krause abschließend sehr anerkennende Worte.

Autor: Dennis Kormanjos