Regionalliga Nord

Smith: „Wir sind damit einverstanden - ich sage ganz bewusst nicht ‚zufrieden‘“

19. Dezember 2022, 11:18 Uhr

Beifall vom Chef höchstpersönlich: Der FC Eintracht Norderstedt kann auf ein sehr erfolgreiches erstes Halbjahr unter der Regie von Chefcoach Olufemi Smith (re.) zurückblicken. Foto: noveski.com

Man habe „sicherlich nicht den optimalen Start in die Saison gefunden“, sagt Olufemi Smith im Interview auf dem „YouTube“-Kanal des FC Eintracht Norderstedt - und ergänzt: „Zumindest in Bezug auf die Ergebnisse.“ Denn: „Die Art, wie wir Fußball gespielt haben, ging auch zu Beginn schon in die Richtung, wie wir uns das vorgestellt haben. Aber man muss ganz klar sagen, dass wir eine gute Entwicklung über die Hinrunde hinweg genommen haben und auch zurecht auf Platz fünf stehen. Das spiegelt dann schon sehr gut wider, was wir im ersten Halbjahr geleistet haben.“

"Femi" Smith überwintert mit der Eintracht auf einem starken fünften Tabellenplatz in der Regionalliga Nord. Foto: noveski.com

Vor dieser Saison übernahm Smith - nach dem Abschied von Jens Martens - das alleinige Ruder im Edmund-Plambeck-Stadion. An seiner Seite: Marius Ebbers als Co-Trainer sowie Max Krause (Co- und Athletiktrainer) und Denny Schiemann (Spiel- und Videoanalyst). Zwei ehemalige Weggefährten aus gemeinsamen Paloma-Zeiten. Ein kleiner Umbruch im Team ums Team - und ein vor allem mit Ober- sowie Landesliga-Erfahrung verstärkter und ergänzter Kader. Nicht wenige prognostizierten der Eintracht eine schwere Saison. Aber: Norderstedt strafte sämtliche Kritiker Lügen!

„Natürlich haben wir mit Tjark Hildebrandt, Marc Bölter, Manuel Brendel und Falk Schmidt viele Spieler aus der Jugend oder aber aus der Ober- und sogar aus der Landesliga geholt. Aber das sind Spieler, die wir entwickeln wollen. Das ist der Weg des Vereins“, betont Smith im Vereins-Interview. „Wenn man sieht, wie sich Marc und Tjark im ersten halben Jahr ihre ersten Sporen verdient haben, dann ist das aller Ehren wert und freut uns natürlich auch, weil es uns bestätigt, dass der Weg, den wir eingeschlagen haben, auf junge Talente zu setzen, nicht ganz verkehrt ist.“ Generell sei man mit sämtlichen Neuzugängen „sehr zufrieden, weil sich jeder Einzelne auf seine Art eingebracht und uns als Gruppe weitergebracht hat“. Mit Cemal Sezer („Er bringt ganz viel Regionalliga-Erfahrung mit“) und André Wallenborn („Er hat eine Vita, die sich sehen lassen kann“) ist zudem zusätzliche Qualität dazugestoßen.

"Haben von Anfang an gesagt, wie viele Alternativen uns der Kader bietet"

Topscorer Elias Saad hat Norderstedt im Winter in Richtung FC St. Pauli verlassen und hofft dort auf den ganz großen Durchbruch in der Zweiten Bundesliga. Foto: noveski.com

Qualität, die den Garstedtern überaus gutgetan hat. Qualität, die auch dafür gesorgt hat, dass die Mannen aus dem Edmund-Plambeck-Stadion auf dem fünften Tabellenplatz überwintern. Eine äußerst respektable Leistung! „Wir sind einverstanden damit“, verfällt der Übungsleiter aber nicht in allzu große Euphorie. „Ich sage ganz bewusst nicht ‚zufrieden‘, weil wir ehrgeizige Sportler sind und uns auch für die Rückrunde noch ein paar Ziele gesetzt und definiert haben, die wir erreichen und ambitioniert angehen wollen“, sieht der 44-Jährige noch Steigerungspotenzial. 


Auch aufgrund der großen Leistungsdichte innerhalb der Mannschaft. „Wir haben von Anfang an gesagt, wie viele Alternativen uns der Kader bietet. Wir haben 26 Spieler und die setzen wir so ein, um den maximalen Erfolg zu haben, und belohnen die Spieler, die im Training immer wieder Gas geben. Der Leistungsgedanke steht an erster Stelle“, macht Smith keinen Hehl daraus.

Smith' Highlights: Rock ’n’ Roll gegen Rothosen, Triumph an der Lohmühle

Nils Brüning (li.) könnte nach dem Saad-Abgang wieder auf die linke Außenbahn rücken. Foto: noveski.com

Und die Leistungen im ersten Halbjahr konnten sich mehr als nur sehen lassen. Smith’ Highlights? „Das Heimspiel gegen den HSV II. Obwohl es vom Ergebnis ‚nur‘ ein 3:3 war, glaube ich, dass es eines der besseren Spiele in dieser Regionalliga-Saison war. Das spielerische Niveau, das Tempo, die Intensitiät - da war alles drin, was den Fußball ausmacht. Für Viertliga-Verhältnisse war das ein sehr ordentliches Level. Das hat Spaß gemacht, an der Seitenlinie zu stehen, zu coachen und sich anzugucken, was die Jungs beider Mannschaften auf den Platz gebracht haben.“ Viel besser als in der ersten Halbzeit habe er sein Team „selten gesehen“, so Smith, der zudem den 1:0-Erfolg bei Primus VfB Lübeck hervorhebt. „Wenn man 1:0 auf der Lohmühle gewinnt, muss man das sicher auch zu den Highlights dazu zählen. Das war ein Spiel, wo wir alles rausgehauen haben und die Mannschaft sich das absolut verdient hat, als Sieger vom Platz zu gehen.“

Der krönende Abschluss: Der hochverdiente 3:1-Heimsieg gegen den viertplatzierten SSV Jeddeloh. „Eine großartige Leistung, auch fußballerisch überzeugend“, befindet Smith, der besonders großen Gefallen am zwischenzeitlichen Ausgleichstreffer seiner Schützlinge fand. „Den Clip habe ich mir nochmal einzeln rausgezogen, weil es einfach sehr gut war.“

Ayoub Akhber wird aus der "Zweiten" hochgezogen

Olufemi Smith hat gut lachen. Vor seinem Engagement in Norderstedt war der 44-Jährige beim USC Paloma und SC Condor als Trainer tätig. Foto: noveski.com

Apropos sehr gut: Die Leistungen von Elias Saad, der den nächsten Schritt auf seiner ganz persönlichen Entwicklungsstufe nahm, waren derart überragend, dass der Top-Torschütze künftig in der Zweiten Bundesliga für den FC St. Pauli aufläuft. Ein herber Verlust für Norderstedt - aber gleichzeitig auch ein Qualitätsmerkmal für die Arbeit im „EPS“. Dass der Abgang von Saad kaum zu kompensieren sein wird, dürfte klar sein. Aber: „Grundsätzlich halten wir Augen und Ohren immer offen. Es kann sein, dass wir einen Spieler von extern dazuholen. Da laufen auch schon Gespräche“, verrät Smith im Vereins-Interview, betont aber zugleich: „Ich habe vollstes Vertrauen in die Jungs, die hier sind“, ist eine Möglichkeit, Nils Brüning wieder auf die linke Seite zu ziehen.

Zudem gibt es auch schon einen internen Neuzugang: Ayoub Akhber wird aus der U23 in den Liga-Kader beordert. „Ayoub hat eine tolle Hinrunde in der Bezirksliga gespielt. Und wir haben einige talentierte Fußballer im Verein, denen wir die Möglichkeit geben wollen, den Sprung eines Tages zu schaffen.“ Akhbers Profil: „Er ist schnell, technisch versiert und ein quirliger Spieler, der sich auf der Außenbahn am wohlsten fühlt. Wenn ich jetzt noch mehr sage, kommen die ersten Vergleiche auf“, spricht er auf einen recht ähnlichen Spielstil im Vergleich zu Saad an, möchte aber keinerlei Druck aufbauen. „Aus Ayoub kann man noch ganz viel rausholen“, ist sich Smith aber sicher.

"Dürfen den Blick nach hinten nie verlieren"

Ayoub Akhber wird aus der eigenen Zweiten Mannschaft in den Liga-Kader hochgezogen. Foto: noveski.com

Am 5. Januar startet die Eintracht bereits mit der Vorbereitung auf die Rückserie - und das mit einem nahezu voll besetzten Aufgebot. Lediglich Philipp Müller wird noch einige Zeit fehlen. Ansonsten kann Smith, nach aktuellem Stand, personell wieder aus dem Vollen schöpfen. Auch Philipp Koch und Jonas Behounek werden dann wieder ins Geschehen eingreifen. Gemeinsam möchte man dann an das starke erste Halbjahr anknüpfen, wenngleich Smith warnt: „Wir sind auf Platz fünf, dürfen aber auch nie den Blick nach hinten verlieren. Denn die Ausgeglichenheit in dieser Liga macht es auch gefährlich und kann trügerisch sein.“ 


Was er damit meint? Der Rückstand auf de Tabellenvierten aus Jeddeloh ist genauso groß, wie der Vorsprung auf Platz 14 - nämlich fünf Punkte. Wenn man also „gar nicht mehr schwitzen möchte, wäre man mit 45 Punkten wohl auf der sicheren Seite. Dann sollte man mit dem Thema nichts mehr zu tun haben“, mutmaßt Smith - und verdeutlicht abschließend: „Mit 30 Punkten sind wir da noch ein ganzes Stück weit weg.“

Autor: Dennis Kormanjos