Landesliga Hammonia

Nach Einspruch: Strafmaß gegen Niendorf-U23 abgemildert - aber Punktabzug bleibt!

02. Dezember 2022, 15:46 Uhr

Michel Amorin (Mi.) war nach seinem Platzverweis gegen HR (5:2) außer sich. Foto: KBS-Picture.de

Es war ein hammerhartes Urteil, das den Niendorfer TSV bis ins Mark traf. Ein Strafmaß, das nicht nur am Sachsenweg auf wenig Gegenliebe und vor allem auf noch weniger Verständnis stieß. Nach einem vermeintlichen tätlichen Angriff auf den Unparteiischen wurde Michel Amorin, Spieler der Niendorfer U23, vom Sportgericht des Hamburger Fußball-Verbandes in erster Instanz für ein halbes Jahr gesperrt. Jener Vorfall soll sich am 23. Oktober im Ligaspiel des NTSV II gegen die SV Halstenbek-Rellingen ereignet haben. Das Kuriose: Amorin sah nicht glatt Rot, sondern die Gelb-Rote Karte. Und: Das Spiel wurde nicht etwa abgebrochen, sondern endete mit einem 5:2-Erfolg der Niendorfer - wohlgemerkt in Unterzahl.

Das Schiri-Gespann um Referee Marvin Vogt (Mi.) fertigte einen Sonderbericht an, der für den NTSV II harte Konsequenzen nach sich zog. Foto: KBS-Picture.de

Doch es blieb nicht bei der persönlichen Strafe gegen den Spieler. Vielmehr wurden dem Vorjahres-Meister auch noch satte sechs Punkte abgezogen! Ein herber Schlag im Titelkampf. Viele Ungereimtheiten und Unklarheiten. Kaum verwunderlich also, dass Niendorf das Urteil nicht einfach so stehen lassen und akzeptieren wollte, sondern in Berufung ging. Und siehe da. Das Strafmaß wurde noch einmal angepasst und im Endeffekt reduziert. Genauer gesagt: Amorin darf nach der Winterpause wieder ins Spielgeschehen eingreifen. Und: Statt sechs werden der Niendorfer U23 nun drei Punkte abgezogen. Bedeutet: Die Ramelow-Rackerer bleiben Tabellenführer der Hammonia-Staffel.

"Diese Art der Kollektivstrafe ist nur schwer zu akzeptieren"

„Erstmal freue ich mich, dass uns Michel zur Rückrunde wieder vollumfänglich zur Verfügung steht. Die Strafe ist in meinen Augen wesentlich angemessener, als noch beim ersten Urteilsspruch“, erklärt uns Chefcoach Jan Ramelow auf Nachfrage - betont aber zugleich: „Wir haben unsere Mittel ausgeschöpft, sind gegen das erste Urteil vorgegangen und konnten damit auch eine ‚Verbesserung‘ erzielen. Aber sicherlich ist es noch immer so, dass diese Art der Kollektivstrafe nur schwer zu akzeptieren ist. Die Mannschaft hat sich diese Punkte gemeinsam erspielt.“ Und weiter: „Die Mannschaft hat sich in dieser Sache als Mannschaft nicht schuldig gemacht. Und trotzdem werden uns drei Punkte abgezogen.“

Eine Tatsache, die in der Tat als Kollektivstrafe nur schwer nachzuvollziehen ist. Warum die ganze Mannschaft für das vermeintliche Vergehen eines Spielers, der aufgrund des Feldverweises derart aufgebracht war, dass er höhnich Beifall klatschte und den Platz zunächst gar nicht verlassen wollte, bestraft wird, bleibt offen. Zumal die U23 der Niendorfer in der vergangenen Saison noch den Fairnesspreis gewann. „Am Ende ist es ganz egal, ob es sich um sechs oder um drei Punkte handelt - für das ‚Geschehene‘ ist das eine harte Strafe. Aber wir müssen damit leben und akzeptieren das jetzt so“, meint Ramelow.

"Ab jetzt beschäftigen wir uns damit nicht mehr"

20 Minuten vor dem Ende sah Amorin (2. v. re.) die Gelb-Rote Karte. Das Spiel wurde fortgesetzt... Foto: KBS-Picture.de

Dass sein Team trotzdem an der Spitze steht, wenngleich der FC Alsterbrüder nur einen Punkt Rückstand und noch eine Partie mehr auszutragen hat, „zeigt ja, wie gut wir damit umgegangen sind, dass die Qualität der Mannschaft so hoch ist, um auch mit solchen Rückschlägen umgehen zu können“, ist das Thema für Ramelow damit endgültig abgehakt. „Ab jetzt beschäftigen wir uns mit der Sache auch nicht mehr. Denn wir haben am Wochenende ein wichtiges und sehr schweres Spiel in Rantzau. Wir wollen jetzt noch zweimal einen richtig guten Job machen, gut durch den Winter kommen, eine gute Vorbereitung spielen - und dann möchten wir auf der Zielgeraden da sein. Und da haben wir keine Zeit, uns mit irgendwelchen Verbandsurteilen zu beschäftigen.“

Abschließend sei ihm noch einmal enorm wichtig, zu erwähnen, „dass wir als Mannschaft und auch ich als Trainer großen Respekt vor der Arbeit der vielen Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter haben. Nur, weil wir jetzt über diese eine Szene diskutieren, wollen wir den guten Job, den wir alle gemeinsam machen, überhaupt nicht in Abrede stellen. Die Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter stellen einen wichtigen Beitrag für unseren Fußball dar.“

Autor: Dennis Kormanjos