Regionalliga Nord

Teutonia 05 verpasst Vorentscheidung – aber Istefo wird zum Last-Second-Helden!

02. Oktober 2022, 10:27 Uhr

Überschwänglicher Jubel bei Fabian Istefo (Mi.) nach seinem Ausgleichstreffer vom Punkt in buchstäblich letzter Sekunde. Foto: noveski.com

Man habe „gesehen, dass wir gegen Top-Mannschaften in dieser Liga mithalten, zurückkommen und sie auch fußballerisch beherrschen können“, sprach David Bergner sicherlich auf die ersten 45 Minuten an, als man den ambitionierten SC Weiche Flensburg 08 fest im Griff hatte und sich diverse Chancen erspielte. „Aber wir tun uns momentan sehr, sehr schwer, Fußballspiele zu gewinnen.“

Das 0:1: Diamant Berisha (re.) veredelt einen blitzsauberen Angriff der Teutonen zur Führung. Foto: noveski.com

Als Diamant Berisha das Runde nach einem Konter und feiner Vorarbeit von Luis Coordes endlich im Eckigen unterbrachte, war der Jubel beim FC Teutonia 05 riesengroß (38.). Vor allem deshalb, weil der Führungstreffer längst in der Luft lag. Die Mannen von der Kreuzkirche spielten vermutlich die beste Halbzeit der Saison und hatten den Tabellenvierten komplett unter Kontrolle. Kevin Weidlich verpasste per Kopf knapp (11.), ebenso Pascal Steinwender (16.). Berisha scheiterte an Österbaek (32.). Und Max Brandt zirkelte einen Freistoß an die Latte – und zwar gleich doppelt (33.).

Es spielte fast nur eine Mannschaft. Auch nach der Führung durch Berisha (38.). Maik Lukowicz hätte noch vor der Pause das 2:0 erzielen müssen, schob die Kugel nach einer Stafette über Berisha und Steinwender aber am leeren Gehäuse vorbei (43.). „Wir wollten mutig spielen – das hat man in der ersten Halbzeit auch gesehen. Wir haben die Räume bespielt, umgeschaltet, hatten Möglichkeiten und waren griffig“, so Teutonen-Trainer Bergner. Einziges Manko: „Dass wir aus dieser Überlegenheit nur ein Tor gemacht haben.“

"Das war die schlechteste Halbzeit, seitdem ich Trainer in Flensburg bin"

Der Ausgleich durch Kevin Schulz (li.). Foto: noveski.com

Dem stimmte Weiche-Coach Thomas Seeliger uneingeschränkt zu – und fand überaus deutliche Worte: „Ich habe selten eine so schlechte Halbzeit gesehen. Ich würde sogar sagen, das war die schlechteste, seitdem ich Trainer in Flensburg bin. Wir konnten in der Tat froh und glücklich sein, dass wir nur 0:1 hinten gelegen haben, weil Teutonia das Spiel dort schon hätte entscheiden können, fast entscheiden müssen“, so der einstige Norderstedt-Übungsleiter, der in der Pause trotz dessen „ruhig und sachlich“ war, wie er auf der anschließenden Pressekonferenz verriet. „Ich habe die Jungs gefragt, ob das deren ernst war, was wir in der ersten Halbzeit abgeliefert haben!“

Weiche dreht das Spiel, Zummack bärenstark

Marcel Cornils (li.) nimmt aus der zweiten Reihe Maß - und jagt das Leder in den Knick. Spiel gedreht. 2:1 für Weiche! Foto: noveski.com

Er habe „umgestellt“ und ist mit seinen Mannen nach Wiederanpfiff „mehr Risiko gegangen“, so Seeliger. Während die Gäste nun „zu viele Bälle leichtfertig hergeschenkt, zu viele Standards zugelassen, wo es nachher gebrannt hat, und um den Ausgleich gebettelt haben. Ich glaube, man hätte nicht zwei unterschiedlichere Halbzeiten sehen können“, konstatierte Bergner, dessen Keeper Yannick Zummack nun vermehrt in den Mittelpunkt rückte. Einen Schuss von Christopher Kramer parierte Zummack noch herausragend, gegen den Nachschuss von Kevin Schulz war er aber machtlos – 1:1 (58.). Und wenig später war es Marcel Cornils, der dem Teutonia-Torsteher mit seinem Distanzkracher in den Winkel keine Abwehrchance ließ (70.). Spiel gedreht!

"Wenn man die erste Halbzeit sieht, haben wir zwei Punkte liegen gelassen"

Fabian Istefo trotzt dem Druck in letzter Minute und verwandelt eiskalt zum 2:2-Ausgleich. Foto: noveski.com

„Die Jungs haben eine tolle Moral gezeigt, sich zurückgefightet und selbst an der Ehre gepackt“, lobte Seeliger die Comeback-Mentalität. Dass die Hausherren nun nicht die Vorentscheidung herbeiführten, lag einzig und allein an Zummack. „Er hat uns das eine oder andere Mal im Spiel gehalten. Wir waren nicht mehr bereit, fußballerische Lösungen zu finden und umzuschalten, wie wir das in der ersten Halbzeit gemacht haben.“ Auch Seeliger befand: „Wir hatten Riesenchancen, den Sack zuzumachen. Aber ein starker Zummack hat teilweise Dinger rausgeholt, womit man nicht mehr rechnen konnte.“

Weidlich marschiert voran, Istefo mit Nerven aus Stahl

Der Jubel nach dem Schlusspfiff: Am Ende nahmen die Gäste von der Kreuzkirche zumindest noch einen Punkt mit in die Heimat und freuten sich über den Last-Minute-Treffer. Foto: noveski.com

Und so kam es dann doch noch, wie es fast schon kommen musste: „Er ist voranmarschiert und hat diese Aktion erzwungen“, sprach Bergner auf die Nachspielzeit an, in der Kevin Weidlich einen Strafstoß herausholte. Diesen verwandelte Fabian Istefo mit dem Schlusspfiff zum viel umjubelten Ausgleich der Mannen aus Ottensen (90. +4)! „Wir sind glücklich, dass wir den einen Punkt noch geholt haben. Wenn man aber die erste Halbzeit sieht, kann man schon sagen, dass wir zwei Punkte liegen gelassen haben. Das zieht sich jetzt wie so ein roter Faden durch, dass wir immer sehr gute Phasen haben, aber auf ein, zwei Situationen nicht reagieren können. Das ist ein Prozess“, bilanzierte Bergner. Und so fühlte sich das 2:2 schlussendlich für Weiche „wie eine Niederlage an“. 

Autor: Dennis Kormanjos