Bezirksliga 03

Anfangs belächelt, aber Wort gehalten: HT 16 nach 27 Jahren zurück in der Landesliga!

24. April 2022, 20:08 Uhr

Jubel bei der HT 16: Der älteste Sportverein der Welt macht den Landesliga-Aufstieg perfekt. Glückwunsch! Foto: Kormanjos

Erst nahm sich Dieter Forkert seinen Trainer Markus Puder, dann Präsident Ahmet Sahin vor. Beide wurden vom Doppeltor-Kunstschützen unmittelbar nach dem Abpfiff „frisch geduscht“. Lange musste die HT 16 auf diesen Moment warten. Um genau zu sein: Vor 27 Jahren spielte der älteste Sportverein der Welt (!) zuletzt in der Landesliga. Nun ist die Hamburger Turnerschaft von 1816 zurück! Nicht ganz so lange musste man am späten Sonntagnachmittag warten, bis die Feierlichkeiten ihren Lauf nahmen. Aber eigentlich war schon nach 45 Minuten alles angerichtet und vorbereitet...

Es lief die 67. Spielminute, als Ahmet Sahin mit einer großen Tüte im Schlepptau eine halbe Runde um den Platz drehte. An der Bank angekommen, verteilte der „Macher“ der HT 16 die Meistershirts mit der Aufschrift: „Wir sind gekommen, um zu bleiben!“ Die Getränke – Bier, Champagner und Sekt – wurden bereits in der Halbzeitpause in Kartons hinter der Trainerbank gut verstaut aufbewahrt. „Sonst wird bei HT nur Cola, Fanta und Ayran getrunken“, scherzte Sahin. „Das erste Mal nach 27 Jahren gibt’s hier wieder Champagner“, fügte er mit einem Augenzwinkern an.

Als der finale Moment immer näher rückte, machte Sahin uns gegenüber keinen Hehl daraus, dass das „ein einmaliger Tag für mich ist. Als ich hier 2018 angefangen habe, habe ich gesagt: ‚Mein kurzfristiges Ziel ist es, definitiv in die Landesliga aufzusteigen.‘ Und jetzt ist es nach 27 Jahren so weit. Deshalb ist das auch ein sehr emotionaler Tag für mich, auf den ich mich die ganze Zeit über gefreut habe. Die Jungs haben sich das nach dieser geilen Saison verdient.“

"Mich hat am Anfang keiner ernst genommen"

Die Väter des Erfolgs (von li.): Umut Kocin, Chefcoach Markus Puder, Präsident Ahmet Sahin, Co-Trainer Sinisa Spicek und Teammanager Thorsten Puder. Foto: Kormanjos

Aber nicht nur seine Jungs, sondern vor allem auch er selbst. „Es ist schon ein Stück weit Genugtuung dabei“, entgegnete der Präsident auf Nachfrage – und verriet: „Mich hat am Anfang keiner ernst genommen. Als ich 2018 zu einigen Leuten Kontakt aufgenommen habe, haben mir viele abgesagt und wollten damit nichts zu tun haben. Und heute warten sie gefühlt nur noch auf den Anruf. Das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Da klopfe ich mir auch auf die Schultern, dass einige Entscheidungen nicht ganz so falsch waren. Und jetzt sind wir da, wo wir hinwollten. Wir wollen in der Landesliga für Furore sorgen und uns dort in einer richtig geilen Staffel vor allem etablieren.“

Forkert-Kunstschüsse leiten Meisterfeier ein

Zwölf Zeigerumdrehungen waren an der Meerweinstraße vorüber, als die arg gebeutelten und von fünf Corona-Fällen geplagten Sperberaner der HT 16 in die Meistersuppe hätten spucken können. Doch Jonas Greven konnte eine tolle Kombination über Santiago Veyl Zamora und Fabian Kliem nicht krönen, sondern zielte freistehend zu hoch. Und so wurde die folgende Meisterzeremonie von einem Kunstschuss von Dieter Forkert in die Wege geleitet. Der einstige Teutone zirkelte eine Ecke von links – mit Hilfe des Innenpfostens – rechts oben in den Winkel (20.)! Und Forkert hatte noch nicht genug: Nachdem die Partie eine Weile vor sich hinplätscherte, wurde seine Freistoß-Flanke aus dem linken Halbfeld lang und länger – und schlug rechts oben ein (37.)!

Fairplay-Geste: HT nimmt Elfmeter-"Geschenk" nicht an

Präsident Ahmet Sahin wurde als einer der ersten Protagonisten von seinen Spielern "geduscht". Foto: Kormanjos

Die Partie schien bereits entschieden – und im zweiten Abschnitt entwickelte sich ein reines Schaulaufen der noch immer verlustpunktfreien Gäste. Erst staubte Caleb Awuah – nach etlichen Versuchen – gegen seinen Ex-Verein zum 3:0 ab, als er nach einem Fernschuss von Umut Kocin den von Hendrik Peetz noch entschärften Ball in die Maschen drückte (55.). Dann sorgte Oliver Lubinski mit einem strammen Strahl ins lange Eck für den 4:0-Endstand (73.)!

Besonders erwähnens- und bemerkenswert: In Minute 57 entschied der Unparteiische nach einem vermeintlichen Vergehen von Ben-Luis Plinz gegen Sammy Güzel auf Strafstoß für HT 16. Da Güzel aber das Signal gab, nicht getroffen worden zu sein, spielte Baran Aydin den fälligen Strafstoß ohne Druck in die Arme von Keeper Peetz! Ganz im Stile eines Champions eben!

Puder erweckt "schlafenden Riesen" zum Leben

Wenig später musste sich auch Markus Puder (li.) dem "Wasser-Angriff" von Dieter Forkert geschlagen geben. Foto: Kormanjos

Als schließlich der Abpfiff ertönte, kannte der Jubel keine Grenzen mehr. „Erfolgscoach“ Puder versuchte noch, der „Dusche“ zu entkommen – ohne Erfolg. Die Mannschaft feierte ihren Trainer im Teamkreis, während dieser zum Interview bereit stand und mit den Emotionen zu kämpfen hatte: „Das bedeutet mir sehr viel. Als man mich damals geholt hat, hat ‚Amo‘ (Ahmet Sahin, Anm. d. Red.) einen Satz gesagt: ‚Bring‘ mich bitte nach oben – egal wie!‘ Und ich glaube, ich habe meinen Job zusammen mit den Jungs ganz gut gemacht. Eindrucksvoller und besser geht's nicht.“ Die HT 16 sei „ein großer Verein, eigentlich ein schlafender Riese“, so Puder, der den Club aus der Träumerei gerissen hat und die Landesliga aufmischen will. „Ich bin da ein bisschen bescheidener und trommle nicht los. Der Satz auf den T-Shirst sagt’s ja schon: Wir wollen bleiben“, sagte er – und feierte mit seinen Jungs weiter.

Die FussiFreunde-Redaktion gratuliert der HT 16 zur Meisterschaft in der Bezirksliga-Staffel 3 und dem damit verbundenen Landesliga-Aufstieg!

Der Schlusspfiff mit anschließender "Dusche"

Ahmet Sahin verliert im Kreis einige emotionale Worte, dann übernimmt Dieter Forkert das Kommando

Autor: Dennis Kormanjos