LOTTO-Pokal
Norderstedt löst „Pflichtaufgabe“ – aber skandalöse Umstände in Nienstedten und Huxsohl-Verletzung überschatten das Weiterkommen!
Norderstedt-Trainer Olufemi Smith (li.) und Physiotherapeutin Jindra Nesteriuk kümmern sich um den schwer verletzten Lars Huxsohl. Foto: noveski.com
Torhüter Lars Huxsohl fing einen Ball ab, landete beim Aufkommen auf dem Fuß von Nienstedtens Carlo Cudicio und ging schreiend zu Boden. Lange musste der Schlussmann des Regionalligisten behandelt und schließlich sogar mit dem Krankenwagen abtransportiert werden. „Das ist das Schlimmste!“, war die Sorge bei Martens, der aktuell ohnehin schon diverse Verletzte zu beklagen hat, groß. Da Norderstedt nicht mehr wechseln konnte, stellte sich Abwehrspieler Hamajak Bojadgian zwischen die Pfosten. Während sich die komplette Mannschaft nach Schlusspfiff weniger über den Sieg und den Einzug in die nächste Runde freuen konnte, sondern geschlossen zu Huxsohl marschierte und sich nach dessen Gesundheitszustand erkundigte. Auch von dieser Stelle: Beste Genesungswünsche!
Sämtliche Corona-Hygienevorschriften mit Füßen getreten
Es war der negative Höhepunkt eines fast schon eklatanten Pokalabends in Nienstedten. Bereits vor Beginn der Partie nahm das Unfassbare seinen Lauf. Die Gäste konnten sich auf dem Platz nicht richtig warmmachen, da zahlreiche Kinder und Jugendliche das grüne Kunstgeläuf am Quellental für sich einnahmen. Von einem Corona-Hygienekonzept war ebenfalls nichts zu sehen, zu merken oder zu spüren. Wahllos lief jeder auf und über den Platz, die Zuschauer standen dicht an dicht beisammen. Vor Anpfiff wurde zudem auf dem Dach des Vereinsheims Pyrotechnik gezündet, auch Raketen wurden in den Abendhimmel befördert. Und als wäre dies nicht schon genug, mussten sich die Eintracht-Offiziellen mehrfach – und zum Teil innerhalb der Coaching-Zone – unter der Gürtellinie beleidigen lassen.
"Bei uns herrschen strengste Bedingungen und hier ist 'Wild West'"
Spiel gedreht: Jonas Behounek (re.) ist nach einer Ecke zur Stelle und erzielt das 2:1 für den Regionalligisten. Foto: noveski.com
Martens zu den äußeren Bedingungen: „Das kann man so nicht machen! Wir sind 90 Minuten lang bepöbelt und beworfen worden. Das geht überhaupt nicht. Offenbar war auch keinerlei Ordnungsdienst da. Das sind Bedingungen, die man auch in so einem Pokalspiel nicht zulassen darf – und das muss ich kritisieren!“ Da er unmittelbar nach Abpfiff noch unter dem Eindruck der schlimmen Huxsohl-Verletzung „und dessen, was am Seitenrand passiert ist“, stand, musste der erfahrene Übungsleiter der Garstedter seine Gedanken erst einmal sortieren. Aber Fakt sei: „Das ist nicht zumutbar und geht nicht!“
Untragbare Zustände in Nienstedten
"Calm down", scheint Dylan Williams darum bemüht, die aufgeheizte Atmosphäre zu beruhigen. Foto: noveski.com
Ein Auszug aus unserem Ticker: „Man könnte meinen, man ist im Ghetto. Durchweg werden die Norderstedter bepöbelt, SCN-Fans stehen um die Trainerbank herum und provozieren, zwei Kinder wollten einen Norderstedt-Banner abreißen, der Torwart-Trainer wird, weil er um etwas Platz zum Aufwärmen bittet, von etwa Achtjährigen als ‚Hu***sohn‘ beschimpft und Corona gibt es in Nienstedten offenbar nicht.“ Ein untragbarer Zustand, der drastisch geahndet werden muss!
Zum Sportlichen: Denn zunächst schrieben die Hausherren überaus positive Schlagzeilen. Nach feiner Vorarbeit des ehemaligen Osdorfers Daniel Tönges brachte Moritz Zaher den krassen Außenseiter sogar in Front (22.). Doch der Regionalligist hatte schnell die passende Antwort parat. Dylan Williams veredelte eine perfekte Vorarbeit von Nils Brüning zum Ausgleich (33.), ehe Jonas Behounek keine fünf Zeigerumdrehungen darauf nach einer Ecke und anschließender Fußspitzen-Weiterleitung von Jan Lüneburg das Geschehen gänzlich auf den Kopf stellte (38.).
"Eine schwere Pflichtaufgabe, aber wir haben sie bewältigt"
In den Schlussminuten und nach der Huxsohl-Verletzung ging Verteidiger Hamajak Bojadgian (Mi.) bei der Eintracht zwischen die Pfosten. Foto: noveski.com
Eine Viertelstunde nach Wiederbeginn nickte Lüneburg eine Flanke von Kangmin Choi zum 3:1-Endstand ein! „Wir sind sehr froh, dass wir das Spiel gewonnen haben“, bilanzierte Martens auf rein sportlicher Ebene – und lobte den Kontrahenten für das, was er auf dem Platz darbot: „Der Gegner hat es sehr stark gemacht, war sehr aggressiv, hat gut verteidigt und richtig dagegengehalten.“
Letzten Endes sei es „eine Pflichtaufgabe für uns gewesen“, so der Eintracht-Dompteur. „Die war schwer, aber wir haben sie bewältigt und sind das achte Spiel in Folge ungeschlagen“, sieht er sein Team nun „wieder in einem vernünftigen Flow“. Wenngleich die böse Verletzung seines Schlussmannes und die ganzen Begleitumstände die Freude über das Weiterkommen trübten…