Oberliga 02

HSV III-Krise spitzt sich zu: „Anspruch und Wirklichkeit klaffen zu weit auseinander!“

27. Oktober 2021, 07:48 Uhr

Habend derzeit alle Hände voll zu tun: Marcus Rabenhorst (li.) und Christian Rahn suchen nach den Gründen für die Talfahrt beim HSV III. Foto: noveski.com

Mit zwei Unentschieden und einem Sieg gegen den SC Victoria Hamburg, als man den ambitionierten Kontrahenten förmlich daher spielte und mit 3:0 gewann, ist der Hamburger SV III in die Saison gestartet. Es folgten weitere vier Punkte aus zwei Spielen. Ein durchaus erfolgreicher und gelungener Saisonstart für die Rothosen, die bis dato sogar die beste Defensive in der Oberliga-Staffel 2 vorzuweisen hatten. Doch davon ist nichts übriggeblieben. Gar nichts!

Rabenhorst ist der Meinung, dass das Vicky-Spiel seinem Team im Nachhinein nicht gutgetan hat. Foto: KBS-Picture.de

„Ich glaube“, so Chefcoach Marcus Rabenhorst, „dass uns das Spiel gegen Vicky im Nachhinein nicht gutgetan hat, weil Anspruch und Wirklichkeit einfach zu weit auseinanderklaffen“, fand er nun deutliche Worte. Worte, die nach dem 1:9 in Osdorf, einem 2:6 beim HEBC und dem 3:6 gegen Niendorf längst überfällig waren. „Man sieht ja, dass wir uns jeden Punkt hart erarbeiten müssen“, so Rabenhorst, der in Bezug auf die Gala gegen Vicky anfügte: „Das Spiel war richtig gut von uns. Aber der eine oder andere Spieler konnte es offenbar nicht richtig filtern und einordnen. Und dann nahm das Ganze seinen Lauf…“

"Stelle niemanden persönlich an den Pranger"

Einen Lauf, der bedrohlich scheint – zumindest dann, wenn man sich die letzten Ergebnisse und die dazugehörigen Auftritte zu Gemüte führt. Nach dem 3:6 gegen den NTSV bemängelte Rabenhorst: „Das Problem ist einfach, dass wir nicht gemeinschaftlich vorangehen und auch nicht gemeinschaftlich verteidigen – und das ist das A und O“, wollte er aber keinen Akteur „persönlich an den Pranger stellen“, denn: „Es nützt ja auch nichts.“ Irgendwann, so Rabenhorst weiter, müsse man in die Spur zurückfinden. „Und ich erhoffe mir, dass wir die nächsten drei Wochen dazu nutzen, da anzuknüpfen, wo wir vor vier oder fünf Wochen aufgehört haben.“

"Jeder Negativ-Strudel ist irgendwann zu Ende"

Rabenhorst hofft darauf, dass der Negativ-Strudel bald ein Ende hat. Foto: KBS-Picture.de

Auf das glorreiche Vicky-Spiel folgte das 3:3 in Buchholz, wo man eine 3:0-Führung in der Schlussphase aus der Hand gab. „Das macht natürlich auch ein bisschen was mit dir. Und dann ging es so langsam los, dass man in einen Strudel reingerät“, erklärt Rabenhorst, der dennoch meint: „Jeder Negativ-Strudel ist irgendwann zu Ende. Wir müssen da rauskommen.“ Aktuell hat die „Dritte“ des HSV zehn Zähler auf dem Konto. „Wie viel die wert sind, werden wir in ein paar Wochen sehen.“ Auf den vierten Platz, den, wie es der Zufall so will, der SC Victoria einnimmt, beträgt der Rückstand nun schon fünf Punkte. Angesichts der letzten Leistungen rückt die Meisterrunde aber in noch weitere Ferne.

"Wir übernehmen die Verantwortung - das erwarten wir auch von den Spielern"

Und so erfreut man sich in Norderstedt schon an den kleinen Dingen, die zumindest etwas Zuversicht schüren. „Dass wir heute mal zur Halbzeit geführt haben, dass die Körpersprache eine andere und generell ein kleiner Schritt nach vorne im Vergleich zur Vorwoche erkennbar war“, entgegnete Rabenhorst am letzten Freitag. „Wir müssen einfach die Fehler abstellen – und wenn man zu Hause sechs Dinger kriegt, dann sind das einfach zu viele eklatante Fehler.“ Nun gilt es, „die Verantwortung zu übernehmen für das, was aktuell passiert. Wir machen das. Und natürlich haben wir auch die Erwartungshaltung an die Spieler, die den Hut aufhaben oder aufgrund des Alters aufhaben müssten, dass die mit sich genauso hart ins Gericht gehen, bevor sie auf die anderen Spieler zeigen, die sich Woche für Woche den Arsch aufreißen“, fordert Rabenhorst mehr Selbstkritik und eine andere Einstellung von seinen Mannen, will aber „nicht den Miesepeter“ geben.

"Wenn man sich die Trainingsbeteiligung anguckt, ist das nicht zufriedenstellend"

Christian Rahn (li.) im Austausch mit Führungsspieler Dominik Jordan. Foto: noveski.com

Auch Christian Rahn, der als Ex-Profi jede Menge Erfahrung mitbringt und mit Rabenhorst zusammen ein Gespann bei den Rothosen bildet, nimmt kein Blatt vor den Mund. Stattdessen fängt er mit seiner Einschätzung der derzeitigen Situation schon vor der Saison an: „Ich glaube, dass nicht wenige ‚Experten‘ gesagt haben, dass der HSV III in der Staffel zu 100 Prozent unter die ‚Top Vier‘ kommt. Das ist auch grundsätzlich unser Ziel – und das haben wir auch ganz offen kommuniziert.“ Problem: „Wenn man sich unsere Einzelspieler anguckt, dann ist das realistisch. Aber wenn man sich Teams wie Buchholz, HEBC oder auch Niendorf anschaut, dann sieht man einfach, dass die von der ersten bis zur letzten Minute als Mannschaft auftreten. Das schaffen wir zurzeit nicht.“

Er wolle keineswegs nach Ausreden suchen, so Rahn. Vielmehr zieht er die Fakten zur Rate und will seinen Jungs die Augen öffnen: „Wenn man sich ab dem Vicky-Spiel einfach mal die Trainingsbeteiligung anguckt, dann ist das einfach nicht zufriedenstellend für uns!“ Ihm sei „klar, dass es immer mal wieder verletzte Spieler geben wird. Aber wir haben einfach zu viele Spieler, die dann auch kurzfristig absagen und nicht beim Training sind.“

"Die Mannschaft stellt sich von selbst auf"

Rahn bemängelt mit deutlichen Worten die "nicht zufriedenstellende Trainingsbeteiligung". Foto: KBS-Picture.de

Bestes Beispiel: Im Abschlusstraining vor dem Niendorf-Spiel konnte man lediglich auf zehn eigene Feldspieler zurückgreifen – und das in dieser sportlichen Schieflage. Hinzu kamen zwei Probespieler und drei Mann aus der eigenen U19. „Dann ist es extrem schwer, gut mit den Jungs zu arbeiten und auch die gestandenen Spieler bei Laune zu halten, wenn sich immer mal wieder der eine oder andere verpisst – ohne Namen zu nennen. Das ist das, was uns gerade auf die Füße fällt, dass sich die Jungs, die spielen, quasi von alleine aufstellen und wir von hinten keinen Druck bekommen.“ Dafür ist nun anderweitiger Druck da. Der Druck, endlich wieder zu gewinnen…

Autor: Dennis Kormanjos