Kreisklasse B5

Mit Freunden in Poppenbüttel: Ex-Nationalspieler und „Kiezkickerchen-Captain“ kickt in der untersten Spielklasse!

14. Oktober 2021, 14:28 Uhr

Sechs Jahre lang war Benjamin Nadjem (li.) für den FC St. Pauli aktiv - zunächst für die A-Bundesliga-Mannschaft, dann für die U23 in der Regionalliga Nord. Foto: KBS-Picture.de

„Wir haben dem Verein versprochen, dass diese Saison etwas ganz Neues wird in der gesamten Herrenabteilung“, lässt uns Ibrahim „Ibo“ Yalcin wissen. Und der Trainer des SC Poppenbüttel III hält Wort. Mit seiner Truppe steht Yalcin nach fünf Siegen aus sechs Spielen auf dem zweiten Platz der Kreisklasse B5. Nicht minder erfolgreich sind die beiden weiteren Herrenteams des SCP: Die Liga-Mannschaft hat nach der Auftaktpleite gegen den FC Alsterbrüder vier Siege in Folge zu Buche stehen und rangiert in der Vierer-Staffel der Bezirksliga ebenfalls auf dem zweiten Tabellenplatz – während die „Zweite“ zu Saisonbeginn in der Kreisklasse 4 dem HSV V mit 0:2 unterlag und anschließend fünfmal siegreich war. Macht in der Summe: Platz zwei.

Die "Kiezkickerchen" führte Nadjem sogar als Kapitän aufs Feld. Foto: KBS-Picture.de

Doch zurück zur Poppenbütteler Drittvertretung. In den vergangenen drei Spielen tauchte ein Name in der Startformation der Mannen von der Bültenkoppel auf, der auf eine durchaus lange Regionalliga-Vergangenheit zurückblicken kann, zuletzt in Hamburgs höchster Spielklasse aktiv war und sogar fünf Länderspiele für die afghanische Nationalmannschaft absolvierte: Benjamin Nadjem. „Ja, es ist der Benjamin Nadjem“, bestätigt uns Yalcin nun auf Nachfrage, dass es sich tatsächlich um den Spieler handelt, der für den FC St. Pauli II und die SV Drochtersen/Assel stolze 104 Regionalliga-Spiele bestritt und in der Oberliga zuletzt für den TSV Sasel und Meiendorfer SV gegen das runde Leder trat. Nun kickt der 26-Jährige mit Freunden in der untersten Spielklasse!

Viele Freunde als Überzeugungs-Kriterium

„Benni und ich kennen uns bestimmt schon sieben, acht Jahre“, verrät uns Yalcin – und fügt an: „In meiner Mannschaft waren immer Jungs, mit denen er schon zu Schulzeiten zusammengekickt hat.“ Vor dieser Saison kamen zwei Mann hinzu, mit denen Nadjem privat gut befreundet ist und auch aktuell noch „just for fun“ gegen den Ball tritt: Roustam Rahman und Ali Ahmad. Letztgenannter war schon zu frühen Jugendzeiten an der „Bülte“ aktiv und stets ein Wunschspieler von Yalcin. Aber: „Damals, als er 18 Jahre jung war, konnten wir ihm im Herrenbereich sportlich nichts anbieten“, spricht der Coach auf die Zeit an, als der SCP nach dem Ohrt-Aus ganz unten neu anfangen musste.

"Er hat gleich das Zepter in die Hand genommen"

In der Saison 2018/19 war Nadjem in der Oberliga für den TSV Sasel am Ball und hatte drei Tore sowie sechs direkte Vorlagen zu Buche stehen. Foto: KBS-Picture.de

Nun aber hat’s geklappt – und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Mit Rahman und Ahmad hat auch Nadjem den Weg zum SCP III gefunden. „Er kam auf mich zu und hat gesagt, dass er gerne mal zum Training kommen und sich auch bei uns anmelden will“, so Yalcin. Und dann ging alles ganz schnell. „Er hat auch gleich in den ersten Trainingseinheiten und Testspielen das Zepter in die Hand genommen. So, wie man ihn kennt. Er lebt ja für den Fußball, ist top motiviert und gibt gerade den jungen Spielern, die ihre erste Herrensaison bestreiten und 18 Jahre jung sind, viele wertvolle Tipps“, schwärmt der Übungsleiter von den Qualitäten des neuen „Sechsers“.

"Es ist wichtig, Poppenbüttel wieder ein Stück weit nach oben zu bekommen"

Yalcin selbst laboriert derzeit an den Folgen eines Kreuzbandrisses und wurde frisch operiert. Für ihn nichts Neues mehr: „Vor sechs Jahren habe ich mir links das Kreuzband und den Meniskus gerissen, danach wieder den Meniskus. Vor zwei Jahren war es dann das rechte Kreuzband – und jetzt wieder. Ich habe auf beiden Seiten bereits je zwei Operationen hinter mir“, berichtet er von seiner Leidenszeit, die ihn früh ins Trainer-Geschäft spülte. Der mittlerweile 30-jährige Yalcin ist seit der B-Jugend in Poppenbüttel und hat in all den Jahren viel erlebt. „Auch viel Negatives“, blickt er zurück. „Es hat gedauert, um wieder einen Schritt in die richtige Richtung zu machen. Von daher ist es sehr wichtig, Poppenbüttel wieder ein Stück weit nach oben zu bekommen. Und sowohl die Liga-Mannschaft als auch die Zweite und die Dritte Herren stehen gut da.“

"Mit Erfolg hat man am meisten Spaß"

Nach einer Saison am Parkweg kehrte Nadjem in die Regio zurück, absolvierte aber nur sieben Spiele für Drochtersen. Foto: KBS-Picture.de

Vor gut sechs Jahren hat er den Trainerposten bei seiner „Dritten“ angetreten, nachdem er sich Kreuzband und Meniskus gerissen hatte. „Also habe ich die Mannschaft trainiert, wo ich gespielt habe“, erinnert er sich. Auch zuletzt habe er sich noch „ab und zu ins Tor gestellt, wenn wir keinen Keeper hatten, oder in die Innenverteidigung, wenn da mal Not am Mann war.“ Nun sei man aber so gut aufgestellt, dass die Chance bei „einem Prozent liegt“, dass er nochmal zurückkehrt und aushilft. Vielmehr habe er sich „jetzt damit abgefunden“, dass die Zeit als Aktiver vorbei ist. „Und ich finde es auch wichtig, dass gerade die ganz jungen Spieler einen Trainer haben, der wirklich engagiert dabei ist.“ Denn: „Ich glaube, das hat man selten in der Kreisklasse B oder in einer Dritten Mannschaft, dass jemand so engagiert dabei ist und sich darum kümmert, dass die Jungs Spaß haben. Und mit Erfolg hat man nun mal am meisten Spaß“, weiß Yalcin.

Ziel? "Das muss man nicht kommentieren"

Auf die Frage zur Zielsetzung entgegnet er mit einem verschmitzten Grinsen nur: „Das muss man nicht kommentieren“, soll am Ende der Aufstieg zu Buche stehen. Wenngleich der Respekt vor der Konkurrenz und insbesondere vor dem bisherigen Spitzenreiter Sportfreunde Uetersen groß ist. Schon jetzt fiebert man dem Gipfeltreffen Mitte November entgegen. Dann könnte es einen deutlicheren Fingerzeig geben, wer die Hosen in der Kreisklasse B5 anhat…

Autor: Dennis Kormanjos