Regionalliga Nord

Nach ausgebliebener Belohnung: Bergmann findet straffes Programm „unglaublich“

30. August 2021, 14:21 Uhr

Elfmeter - Ja oder Nein? In jener Szene bringt Hendrik Bombek (li.) Robin Velasco zu Fall. Schiri Müller zeigte auf den Punkt. Foto: KBS-Picture.de

Fielen die Niederlagen bei Holstein Kiel II (0:1) und gegen Spitzenreiter Weiche Flensburg (1:3) noch recht knapp aus, hatte es das 0:7 in Lübeck durchaus in sich. Letzteres gilt auch für das straffe Programm, das Altona 93 zu Beginn der neuen Regionalliga-Saison absolvieren musste. Ein Umstand, der bei Trainer Andreas Bergmann nur großes Kopfschütteln verursacht: „Ich finde es unglaublich, wie man so etwas überhaupt ansetzen kann, wenn man weiß, was wir alles hinter uns haben nach dem völlig verrückten Jahr. Uns in sechs Tagen drei Spiele reinzuschmeißen – das machen Leute, die sich nicht viele Gedanken über Belastungssteuerung und das, was die Jungs hinter sich haben, gemacht haben!“

Den fälligen Strafstoß schoss der gefoulte Velasco (Mi.) selbst - und traf zum 1:0 für die U21 des HSV. Foto: KBS-Picture.de

Seine Jungs „arbeiten noch“ und haben „hier keine 47 Whirlpools“ zur Verfügung, so Bergmann unmittelbar nach der Partie gegen die U21 des HSV. Und trotz guter Leistung stand der AFC am Ende erneut mit leeren Händen da. Da brachte auch das Lob von der Gegenseite nur wenig: „Ich habe Altona in vielen Phasen mindestens auf Augenhöhe gesehen“, gestand HSV II-Coach Pit Reimers, dessen Mannen mit dem „ersten richtig guten Angriff“ in Führung gingen. Allerdings: Vorausgegangen war dem Treffer ein zweifelhafter Strafstoß, als Robin Velasco im Duell mit Hendrik Bombek sehr leicht zu Boden sank. „Aus meiner Sicht habe ich ihn nicht gehalten, sondern meinen Körper dazwischen gestellt und er hat sich reingedreht“, schilderte „Verursacher“ Bombek seine Sicht. „Er macht es schlau – und fällt. Ein 50/50-Ding.“

"Mit allem, was nach der Führung war, war ich überhaupt nicht zufrieden!"

Großer Jubel bei Robin Velasco nach seinem frühen Führungstreffer. Foto: KBS-Picture.de

Der Gefoulte, der von einem klaren Elfmeter sprach („Er läuft in meinen Laufweg rein und trifft mich“), lief selbst an und überwand AFC-Keeper Jasin Jashari (8.). Dennoch: „Nach dem hektischen Beginn sind wir besser ins Spiel gekommen, haben uns nicht unterkriegen lassen und weiter gemacht“, befand Bombek. Während Reimers nach dem „guten Start“ seiner Elf deutliche Worte zum folgenden Verlauf fand: „Mit allem, was nach der Führung bis zur Halbzeit war, war ich überhaupt nicht zufrieden“, ehe er erklärend ausführte: „Weil wir viel zu passiv geworden sind, uns viel zu weit zurückdrängen haben lassen, nicht mehr scharf genug angelaufen sind und wenn wir mal einen Konter hatten, haben wir diese nicht zielstrebig zu Ende gespielt, sondern immer wieder das Tempo rausgenommen. Das war nicht gut.“

"Wir haben gesehen, dass wir torgefährlich sind"

HSV-Profi-Leihgabe Robin Meißner (li.) - hier im Duell mit Hendrik Bombek - blieb ohne Torerfolg. Foto: KBS-Picture.de

Gut war einzig die Leistung von Torsteher Leo Oppermann. „Er hat gezeigt, was für ein guter Torwart er ist. Heute hat er uns die Null gehalten“, lobhudelte Reimers seinen Schlussmann. Dessen Gegenüber sah sich eine gute Viertelstunde vor Ultimo abermals einem Elfmeterschützen gegenüber. Nachdem Emre Cem Töremis zuvor Ware Pakia abgeräumt hatte, lief dieses Mal Gentrit Limani an – und sorgte für die Vorentscheidung (76.). „Wir sind gut aus der Halbzeit gekommen. Aber der Elfmeter hat uns gekillt“, konstatierte Bombek. Nichtsdestotrotz habe man „gezeigt, dass wir uns nicht aufgeben. Wir wollten das Ding gewinnen – das hat leider nicht geklappt. Aber wir haben gesehen, dass wir torgefährlich sind. Jetzt müssen wir die Dinger nur noch reinmachen.“ Und das, obwohl man noch auf Top-Torschütze Kevin Kottke verzichten musste.

Reimers attestiert Altona die "beste Saisonleistung"

Einige heiße Duelle an der "AJK": Armel Gohoua (li.) mit dem Tackling gegen Faride Alidou. Foto: KBS-Picture.de

Auch Führungsschütze Velasco sah, dass sich sein Team „nach dem 1:0 zu weit zurückgezogen und Altona viel zu sehr kommen lassen“ hat. „Wir hatten Glück, dass wir mit dem Elfmeter das Spiel entschieden haben.“ Sein Trainer analysierte: „In der zweiten Halbzeit haben wir das einen Tick besser gemacht. Nach dem zweiten Tor hatte ich das Gefühl, dass wir uns das nicht mehr nehmen lassen. Aber es war lange offen“, attestierte er Altona die wohl „beste Saisonleistung“. Aber, so Reimers weiter: „Damit haben wir gerechnet. Sie wollten nach dem 0:7 eine Antwort geben – die haben sie gezeigt. Ich bin froh, dass wir die drei Punkte mitgenommen haben, und sehe es in Phasen, wo wir sehr unter Druck sind, als Reifeprozess für meine Mannschaft. Es ist cool, dass wir diese Phase überstanden und alles reingeworfen haben.“

"Eine meiner spannendsten Aufgaben"

HSV II-Keeper Leo Oppermann (re.) hielt die Null fest und verdiente sich von seinem Trainer ein Sonderlob. Foto: KBS-Picture.de

Auch AFC-Übungsleiter Bergmann meinte, dass sich seine „jungen Schlümpfe“, in Bezug auf den Altersschnitt, „gut präsentiert“ haben. „Wir hatten gute Aktionen nach vorne, haben es auf Augenhöhe gestaltet und hätten Minimum einen Punkt verdient gehabt. Deshalb tut es natürlich weh, dass die Jungs nicht dieses Gefühl der Belohnung bekommen.“ Dennoch hätten seine Jungs, „eine gute Leistung gezeigt“, so der einstige Bundesliga-Coach, der von Anfang an „wusste, wie hart das hier wird“. Die Aufgabe beim AFC sei „eine meiner spannendsten“, so Bergmann abschließend. Schon am Mittwoch geht es für Altona 93 in der nächsten englischen Woche weiter – im Derby bei Eintracht Norderstedt.

Autor: Dennis Kormanjos