Regionalliga Nord

Rassiges und hochklassiges Regio-Derby: Zummacks „Intuition“ erteilt „Kiezkickerchen“ eine Lektion!

29. August 2021, 15:08 Uhr

Das 1:1 vorbereitet, das 2:1 selbst gemacht: Teutonias Fabian Istefo hatte allen Grund zur Freude. Foto: noveski.com

Ein Schlüsselbeinbeinbruch setzt ihn derzeit außer Gefecht – und so stattete Serdar Dursun seiner Geburtsstadt und seinem jüngeren Bruder einen Besuch ab. Der Top-Torjäger der vergangenen Zweitliga-Saison, der unter anderem dem HSV im Werben das Nachsehen gab und stattdessen in die Türkei zu Fenerbahce Istanbul wechselte, schaute sich die Regionalliga-Partie zwischen dem FC St. Pauli II, wo Bruder Serkan aktiv ist, und dem FC Teutonia 05 im Edmund-Plambeck-Stadion an – und bekam eine ganze Menge geboten (alle Highlights im LIVE-Ticker zum Nachlesen)…

Die St. Pauli-Führung! Einmal war Yannick Zummack (Mi.) am Sonntagnachmittag geschlagen. Foto: noveski.com

Nicht einmal 180 Sekunden waren vorüber, als die „Kreuzkirchler“ bereits eine 2:0-Führung hätten innehaben können. Doch sowohl Mats Facklam (2., per Kopf) als auch George Kelbel (3.) mussten sich dem Pfosten beugen. Stattdessen brach in der Folge die Zeit von Teutonen-Torsteher Yannick Zummack an. Der immer wieder lautstark agierende und „coachende“ Keeper parierte in schier unglaublicher Manier gegen Niklas Jessen (11.) sowie Serkan Dursun und Jakub Bednarczyk in einer nicht minder 100-prozentigen Doppelchance (15.). Beim nachfolgenden Kopfball von Hugo Teixeira nach einer scharf getretenen Ecke von Justin Plautz war er jedoch machtlos – 1:0 (16.)!

Istefo flankt - und trifft: Spiel gedreht

Serdar Dursun (li.), Torschützenkönig der vergangenen Zweitliga-Saison und hier im Austausch mit Teutonen-Stürmer Sinisa Veselinovic, nahm seinen Bruder unter die Lupe. Foto: noveski.com

Kurze Ruhepause? Mitnichten! Weiter ging das Spektakel. Die Gäste aus Ottensen zeigten sich unbeeindruckt. Über Kelbel und Fabian Istefo, der von der rechten Grundlinie auf den zweiten Pfosten flankte, kam die Kugel zu Nico Matern. Per Direktabnahme mit links sorgte er für den schnellen Ausgleich (26.). Mehr noch. In einer Kontersituation bekam Facklam das Spielgerät noch irgendwie quergelegt, Istefo rückte nach – und bedankte sich mit dem Führungstor (37.). Spiel gedreht! Apropos „bedanken“: Das konnte sich der Gast bei seinem Schlussmann. Auch gegen Aurel Loubongo-M’Boungou, der plötzlich auf halbrechts nahezu freistehend vor Zummack auftauchte, war der Torverhinderer der Teutonen auf dem Posten (45. +2).

St. Pauli-Slapstick führt zur Vorentscheidung

Der Ausgleich! Die Direktabnahme von Nico Matern (li.) schlägt im langen Eck ein. Foto: noveski.com

Der zweite Durchgang war keine zehn Sekunden alt, als Zummack schon wieder die Arme hochreißen musste. Diesmal probierte Max Brandt sein Glück aus der Distanz (46.). Die Partie war und blieb offen – bis zur 53. Minute. Da nämlich sorgte eine absolute Slapstick-Situation der „Kiezkickerchen“ für den dritten Teutonen-Treffer. Kelbel eilte einem aussichtslosen Ball hinterher, hatte aber Glück. Denn: St. Paulis U23-Fänger Jesper Heim kam aus seinem Kasten und wollte das Leder aus der Gefahrenzone schlagen, traf dabei aber Mitspieler Maximilian Schütt. Von dessen Körper sprang der Ball dem durchgelaufenen Kelbel vor die Füße. Der Abschluss ins verwaiste Gehäuse war nur noch Formsache – 1:3!

Facklam fliegt, Teutonia siegt

Die Vorentscheidung? Die Hirsch-Equipe konzentrierte sich nun jedenfalls auf eine sicher stehende Defensive. Die Braun-Weißen liefen an, mindestens ein Teutone bekam aber immer noch Bein dazwischen. Und so blieben die ganz großen Chancen auf den Anschluss aus. Die Versuche aus der zweiten Reihe waren gefundenes Fressen für Zummack. Auch die völlig unnötige Gelb-Rote Karte in der Nachspielzeit gegen Mats Facklam (Spielverzögerung), der damit im Derby am kommenden Wochenende bei Altona 93 fehlen wird, änderte nichts mehr am Sieg der Gäste.

"Dran geglaubt und mit allem reingeschmissen"

Der Fangzaun hinter dem Tor als großes Sicherheitsrisiko: Der Ex-St. Paulianer Besfort Kolgeci (re., Nr. 4) rutschte mit dem Bein rein und musste verletzt raus. Foto: noveski.com

Auch Tim Weissmann wusste genau, dass Yannick Zummack einen großen Anteil am zweiten Saisonsieg hatte. Der Innenverteidiger herzte unmittelbar nach Abpfiff seinen Torwart und fiel diesem in die Arme. „Ich habe einfach versucht, bis zum letzten Moment daran zu glauben, den Ball zu halten und mich mit allem, was ich habe, da reingeschmissen“, entgegnete der 25-Jährige, angesprochen auf seine zum Teil Wahnsinns-Reflexe, nach Spielschluss. „Das ist die einzige Erklärung, die ich dafür habe. Und eventuell waren die Bälle auch nicht mit 100-prozentiger Überzeugung geschossen. So blieb mir die Chance, den Ball zu halten“, fügte der gebürtige Frankfurter, der in der Vorwoche beim unglücklichen 1:1 in Drochtersen in der Schlussminute einen Strafstoß verursachte, der zum Ausgleich führte, an.

"Haben nichts mehr anbrennen lassen"

Die Vorentscheidung! George Kelbel (3. v. li.) wird nach seinem Tor von Teutonen-Pressesprecher Deniz Ercin geherzt. Foto: noveski.com

All jene Aspekte – gepaart mit „ein bisschen Intuition“ – machten Zummack an diesem Sonntagnachmittag nahezu unbezwingbar. Und: „Eins-gegen-Eins-Situationen sind schon immer mein Gebiet gewesen“, erklärte er. Man habe sich als Team „gut zurückgekämpft, Moral gezeigt und das Spiel gedreht“, befand Zummack. „In der zweiten Halbzeit haben wir auch nichts mehr anbrennen lassen, wenig bis gar nichts zugelassen und das Ganze souverän runtergespielt.“ Dass es aber überhaupt dazu kam, war nicht zuletzt ihm zu verdanken. „Natürlich können wir in der Phase der ersten Hälfte etwas deutlicher zurückliegen. Gott sei Dank ist es aber nicht so gekommen“, so die „Hand Gottes“ abschließend.

Wie haben beide Trainer das Derby gesehen? An wen geht ein "Sonderlob" von Teutonen-Coach Dietmar Hirsch raus? Und was ist laut Joachim Philipkowski der Unterschied zwischen einem Angreifer und einem Stürmer? Die PK im Video!

Autor: Dennis Kormanjos

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