Bezirksliga Nord

Stagnation? Dwenger will Falke-Weiterentwicklung – und kandidiert nicht mehr als Präsidentin!

09. Dezember 2020, 15:01 Uhr

Legendär: Vor sagenhaften 1113 Zuschauern auf der alt-ehrwürdigen Adolf-Jäger-Kampfbahn triumphierte der HFC Falke im Meisterschaftsspiel bei Altona 93 II (1:0) - auch zur Freude von Präsidentin Tamara Dwenger (Mi.). Foto: Heiden

„Die Uhr tickt“, sagt Tamara Dwenger – und spricht damit auf das nahende Ende ihrer Amtszeit als Präsidentin beim HFC Falke an. Seit dem 13. Juli 2014 leitet sie die Geschicke beim damals neu gegründeten HFC. Von den zu jener Zeit 300 Gründungsmitgliedern wurde Dwenger einstimmig gewählt. Doch in wenigen Tagen ist Schluss. „Am 13.12. wird ein neues Präsidium gewählt“, verrät Dwenger im Amateurtalk „Kalles Halbzeit im VERLIES“ – und fügt an: „Ich habe Anfang des Jahres schon – ganz unabhängig von Corona, was zu der Zeit noch gar kein Thema war – gesagt, dass meine Amtszeit zu Ende gehen wird.“

Im August 2017 musste Dwenger (li.) im Pokalspiel des HFC gegen den Wedeler TSV noch selbst Hand anlegen, um das Tornetz auf dem Grandacker am Steinwiesenweg zu reparieren. Foto: KBS-Picture.de

Heißt: Dwenger, die einst von „der verrücktesten Idee“ ihres Lebens – in Bezug auf die Gründung des HFC Falke – sprach, wird aus ihrem Amt als Präsidentin ausscheiden. „Gar nicht, weil irgendwas schlecht läuft, sondern weil ich ganz einfach glaube, dass sich ein Verein nur weiterentwickeln kann, wenn er auch mal neue Impulse bekommt“, begründet sie ihren Entschluss – und meint: „Wenn immer wieder die gleiche Person da vorne steht und immer wieder die gleichen Dinge predigt, dann stellt man vielleicht auch irgendwann auf Durchzug.“ Doch so ganz wird sie ihrem „Baby“ sicher nicht den Rücken kehren. „Ich glaube, dass ich dem Verein durchaus weiterhin helfen kann, aber auch, dass vielleicht mal eine andere Stimme ganz vorne sprechen muss. Ich finde auch, dass das kein Amt ist, was immer mit mir verbunden sein muss. Der Verein muss sich auch mal weiterentwickeln.“

"Ich sehe keine Stagnation"

Auf den Support der Anhänger konnte sich der HFC Falke stets verlassen. Foto: Heiden

Dabei gesteht Dwenger auch ganz offen und ehrlich: „Am Anfang haben wir uns das alles ein bisschen einfacher vorgestellt.“ Womit vor allem ein Aspekt gemeint sein dürfte: Ein Vereinsleben in einem echten Heimathafen. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich in meinem Leben so viel Zeit auf dem Bezirksamt verbringe – und das nicht, um einen neuen Pass zu bekommen“, blickt Dwenger auf viele kräftezehrende und diskussionsträchtige Stunden beim Bezirksamt Eimsbüttel zurück. Auch das sei ein Grund dafür, dass es nun ein paar „böse Zungen“ geben würde, „die behaupten, wir stagnieren“, kommt Dwenger auf die sportliche Schiene zu sprechen. Denn nach zwei Aufstiegen in den ersten beiden Spielzeiten ist der HFC im sechsten Jahr der Spielbetriebsteilnahme nun schon in der vierten Saison in Folge in der Bezirksliga. Von einer Stagnation will die scheidende Präsidentin aber nicht sprechen. Vielmehr entgegnet sie: „Ich sehe das eigentlich gar nicht so, weil wir an der einen oder anderen Stelle Verbesserungen haben“, eher sie erklärend ausführt: „Wenn man mal überlegt, wo wir angefangen haben – nämlich auf dem Grandplatz am Sportplatzring. Dann die Arie am Steinwiesenweg. Und jetzt haben wir seit Anfang des Jahres das erste Mal vernünftige Trainingsbedingungen. Das ist dann schon ein riesen Erfolg für den Verein.“

"Die Leute kommen nicht mehr von alleine"

Der größte sportliche Erfolg: Am 20. Mai 2017 stieg Dwenger (2. v. re.) als Präsidentin mit dem HFC Falke aus der Kreis- in die Bezirksliga auf. Foto: Heiden

Dass der anfänglich riesengroße Hype um den Verein „abgeklungen“ ist, damit habe man gerechnet, so Dwenger. „Am Anfang musste jeder mal vorbeikommen, um sich anzugucken, was bei uns los ist. Mittlerweile hat sich das ganz gut eingependelt. Wir müssen auch was tun. Die Leute kommen nicht mehr von alleine.“ Nichtsdestotrotz stelle man sich schon die Frage, warum eine gewisse Stagnation im sportlichen Bereich eingesetzt habe. „Sicherlich gab es in der Zwischenzeit den einen oder anderen personellen Wechsel“, deutet Dwenger die Veränderungen im Kader über die Jahre an. „Wir haben mit einem – ohne das jetzt despektierlich zu meinen – relativ erfahrenen Kader angefangen. Davon hat der eine oder andere Spieler inzwischen aufgehört. Dazu kam die Umstellung vom vielleicht lockeren Training in der Kreisklasse oder Kreisliga zum eher leistungsorientierten Gedanken mit mehr Biss.“ Hinzu kommt der finanzielle Aspekt, der es der Sportlichen Leitung nicht ganz so einfach macht. „Die unterhalten sich mit Jungs, die entweder aus höheren Ligen kommen oder in höhere Ligen wollen. Dann kommen andere Vereine und machen tendenziell erstmal das Portemonnaie auf. Und dann kommt unser Sportlicher Leiter – und sagt: ‚Es gibt `ne Wurst nach dem Spiel, fünf Euro Aufwandsentschädigung pro Training – und die Präsidentin gibt auf Mallorca mal einen aus.“

"Ja, der Aufstieg ist Pflicht"

Im Amateurtalk "Kalles Halbzeit im VERLIES" sprach Dwenger unter anderem über ihr Ausscheiden als HFC-Präsidentin. Foto: Screenshot

Als man sich geründet habe, sei das Ziel gewesen, in zehn Jahren in der Oberliga zu sein. „Da haben wir noch drei Jahre Zeit“, entgegnet Dwenger – und spricht von einer absolut „tiefenentspannten“ Stimmung. „Ich glaube auch, dass es am Ende des Tages gar nicht darum geht, dass man unbedingt in der Oberliga ankommt, sondern darum, dass man etwas aufbaut, was nachhaltig ist. Denn wenn du keinen eigenen Sportplatz oder keine Möglichkeit hast, dich an einer Stelle weiterzuentwickeln, dann kannst du auch nichts tun.“ Deshalb könne man gar nicht den gewünschten Unterbau, Jugendmannschaften oder dieses Netzwerk von Spielern haben, die in der Jugend zusammengespielt haben und nun wieder zusammenspielen wollen. Dennoch sei das sportliche Ziel für die aktuell unterbrochene Saison klar definiert – und da macht auch Dwenger keinen Hehl draus: „Ja, der Aufstieg ist Pflicht! Ganz unabhängig von dieser ganzen Corona-Thematik, bin ich überzeugt davon, dass man mit diesem Kader aufsteigen kann. Das hat man auch schon gezeigt. Nicht unbedingt im Spiel beim VfL 93 (0:5, Anm. d. Red.) – aber Ausrutscher passieren.“ Die Mannschaft sei „in der Lage, ganz oben mitzuspielen – und wird das auch zeigen, wenn sie wieder die Chance dazu bekommt“, ist Dwenger überzeugt davon.

Situation "nicht einfach"

Meisterjubel und Bezirksliga-Aufstieg - doch mittlerweile befindet sich der HFC bereits im vierten Jahr in der Nord-Staffel. Foto: Heiden

Die derzeitige Unterbrechung des Spielbetriebes könne sie verstehen, allerdings wolle sie sich „nicht in die Riege einreihen, das zu beurteilen“. Fakt sei aber, dass dem Club die Einnahmen aus den Heimspielen fehlen – denn: „Ohne uns da jetzt in ein besonderes Licht rücken zu wollen, aber wir haben da ja schon nochmal ein paar mehr Zuschauer, die den einen oder anderen Taler da lassen. Davon finanziert sich der Verein zu einem großen Teil.“ Dementsprechend sei die Situation „nicht einfach“ – und umso größer ist die Dankbarkeit den Vereins-Unterstützern gegenüber, „die uns wirklich in verschiedensten Dingen entgegengekommen sind“.

"Wünsche dem Verein die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln"

In wenigen Tagen ist die Amtszeit von Tamara Dwenger als Falke-Präsidentin Geschichte. Ihrem Verein wird sie dennoch die Treue halten. Foto: Heiden

Dem Verein wünsche sie nach ihrer Zeit als Präsidentin, „dass er die Möglichkeit bekommt, sich weiterzuentwickeln, dass er eine Heimat findet und dort ein wirkliches Vereinsleben entwickeln kann – im Bereich der Jugendarbeit oder auch generell darin, weitere Mannschaften“ an den Start zu bringen. Zudem träume man von einer Alten Herren. „Natürlich“, so Dwenger in „Kalles Halbzeit im VERLIES“, „wünsche ich dem Verein auch einen sportlichen Erfolg, aber der ist nachgelagert, wenn man das große Ganze sieht, dass der Verein einfach mal die Möglichkeit bekommt, sich an einer Stelle weiterzuentwickeln und nicht wie in den letzten Jahren als ‚Reisevogel‘ unterwegs zu sein“. Zwei Anlagen seien derzeit im Gespräch. „Aber da ist noch nichts spruchreif.“ Dem Westen werde man aber treu bleiben – und sich als Verein „definitiv nicht unterkriegen lassen“. So wie Tamara Dwenger in ihrer sechsjährigen Amtszeit als Präsidentin des HFC Falke…

Autor: Dennis Kormanjos