Oberliga

Lohbrügge „in der Oberliga angekommen“: „Die Meisterrunde ist nach wie vor unser Ziel“

23. Oktober 2020, 15:17 Uhr

Vier Punkte aus fünf Spielen – dennoch sieht Coach Sven Schneppel den VfL Lohbrügge nicht zu Unrecht in der Oberliga angekommen. Foto: Bode

Da stand Sven Schneppel also nun auf dem grünen Kunstrasen-Viereck am Bekkamp. Dort, wo auf dem Platz vorher die Partie mit einem knappen 4:3 für Concordia und somit zu Ungunsten des VfL Lohbrügge ausgegangen war, war es inzwischen ruhig. Minuten vorher hatten Schneppel und sein Trainerkollege Elivis Nikolic ihre Schützlinge in den blauen Trikots in den Schlussminuten noch lautstark angefeuert – und das 4:4 hatte sogar im Bereich des Möglichen gelegen. Am Ende aber mussten „Schnepp“ und Nikolic mit der Niederlage leben. Der dritten in dieser Saison. Den verlorenen Spielen stehen ein Renis und ein gewonnenes Spiel gegenüber. Macht unterm Strich Platz 15 für die „Wild Boys“, wie sich die Lohbrügger, die an diesem Wochenende wegen eines neuerlichen Corona-Falls beim TuS Osdorf nicht zum Einsatz kommen werden, selbst nennen.

Wie aber ordnet man dieses Abschneiden nun ein? Wie sieht es mit den Zielen aus, die der Aufsteiger sich auf die Fahnen geschrieben hat? „Phasenweise“, sagte Sven Schneppel, als er an diesem Abend in seiner grauen Trainingshose und der schwarzen Jacke in der heraufziehenden Kälte von Jenfeld stand, „haben wir das Spiel ganz gut kontrolliert. Nach unserer 1:0-Führung wollten wir eigentlich noch einen Tick besser sein, mehr Kontrolle erreichen und mehr in die Tiefe kommen.“ Ein Plan, der am Ende nicht aufging, weil „wir die gesamte zweite Halbzeit auf unserer rechten Defensivseite Probleme hatten. Dort hat uns Cordi immer wieder bespielt und konnte Druck ausüben.“

„Ich habe trotz der Niederlage gegen Cordi viele positive Dinge gesehen“

Hischem Metidji ist einer der Bausteine, der die VfL-Offensive noch gefährlicher werden lassen soll. Foto: Bode

Es ist ein Satz, der Hoffnung und – überspitzt formuliert – Dilemma in einem abbildet: Der VfL ist kein normaler Aufsteiger, hat schon qua seiner namhaften Neuverpflichtungen wie Keeper Christian Gruhne oder die Feldspieler-Riege Erdogan Pini, Simon Keisef, Chris Pfeifer, Leon Kroiß, Muizz Saqib oder Hischem Metidji einiges mehr an Qualität im Kader als mancher Mittbewerber zu bieten und kann manchem Kontrahenten gefährlich werden. Auch arrivierte Kräfte wie beispielsweise Seyhmus Atug, Anto Zivkovic, Jonas Holz oder Pascal Bäker darf man in dieser Aufzählung nicht vergessen. Sowohl gegen Dassendorf als auch gegen Cordi hielt man lange mit, verlor in beiden Spielen letztlich unglücklich. „Hier wäre auch mehr für uns drin gewesen“, konstatierte Schneppel nach dem Cordi-Kick – und eben auch für die „Last-Minute-Niederlage“ gegen „Dasse“ gelten diese Worte, hielt man doch bis zur 92. Minute ein 0:0.


Aber: Andererseits spielte die VfL-Equipe gegen den Bramfelder SV – einen Widersacher, den man wohl eher in der unteren Tabellenhälfte vermuten darf, nur unentschieden. Gegen den TSV Buchholz 08 verlor man sogar knapp mit 0:1. Kurzum: Noch fehlt es an Kontinuität, oder – wie Schneppel im Bezug auf das Spiel bei Concordia feststellte – bisweilen am „nötigen Spielglück. Das und das fehlende letzte Fünkchen an Cleverness hat uns leider auf die Verliererstraße geführt“, analysierte der 47-Jährige nach dem 3:4 am Bekkamp. Genau an dieser Stelle müssten die „Binnenfeldredder-Boys“ laut ihres Coaches „noch dazulernen. Gegen Cordi haben wir in vielen Zweikämpfen um die Box herum zu viele Fouls gezogen und sind so in die Bedrouille gekommen. Wir haben uns 25 bis 28 Minuten lang in der zweiten Hälfte aus dem Druck nicht richtig lösen können.“

„Wir haben jetzt die eine oder andere Option mehr, dass noch mehr Kreativität in die Offensive reinkommt“

Ein neuer Stabilisator in der Defensive: Leon Kroiß (li, hier gegen Cordis Amir Miry), der vom FC Teutonia 05 kam. Foto: Bode

Andererseits, „hatten wir auch ganz viele tolle Momente im Spiel, obwohl wir es verloren haben. Ich habe trotz der Niederlage viele positive Dinge gesehen“, so Schneppel, der ergänzt: „Wir werden aus dieser Begegnung ein Stück weit dazulernen. Wir haben uns vorgenommen, dass wir in dieser Saison noch einmal gegen Cordi spielen und es dann besser machen.“ Soll heißen: „Die Meisterrunde ist nach wie vor unser Ziel. Wir haben einen gewissen Auftrieb – und haben auch endlich mal Tore geschossen. Das war zuvor in den Spielen unser großes Manko. Da hatten wir schon richtig gute Chancen, aber wir haben nicht  so oft getroffen“, konstatierte Schneppel und fasste aus seiner Sicht zusammen: „Auch, wenn du gegen eine so gute Mannschaft wie Cordi Chancen hast, benötigst du noch das nötige Spielglück.“ Das aber – siehe eingangs dieses Textes – ging den „Wild Boys“ ab.

„In den ersten Spielen haben wir sehr gut gestanden und verteidigt. Das sagt ja auch die Zahl der Gegentore bis zum Cordi-Spiel aus. Nur hat es uns bis dahin auch gefehlt, dass wir Chancen herausspielen. Darauf haben wir im Training das Hauptaugenmerk gelegt“, so Schneppel, für den der Kick gegen Cordi in dieser Hinsicht der erste Schritt in die richtige Richtung war. „Wir haben jetzt inzwischen auch die nötige Qualität und sind variabel. Hischem Metidji ist wieder dabei, Marcel Walter kann nach seiner Verletzung wieder spielen, Anto Zivkovic wird bald wieder zurückkommen. Wir haben damit jetzt die eine oder andere Option mehr, dass noch mehr Kreativität in die Offensive reinkommt. Gegen Cordi hatten wir genügend Momente, um das Spiel zu gewinnen“, erklärt Schneppel, der abschließend trotz des 15. Platzes feststellt: „ich denke schon, dass man sagen kann, dass wir in der Oberliga angekommen sind, Ich glaube, wir werden aus den bisherigen Spielen die Lehren ziehen, um in naher Zukunft noch mehr Erfolge feiern zu können.“

Jan Knötzsch