Oberliga

Drei Tore, dann Sperre: Fuchsteufelswilder „Fischi" macht Jeske `ne „Ansage"

19. Oktober 2020, 13:32 Uhr

Die Entscheidung! Tim Jeske (Mi.) bejubelt seinen dritten Streich zum 4:2-Endstand. Foto: noveski.com

Anderthalb Jahre lang war Michael Fischer beim VfL Pinneberg sein Trainer. Während „Fischi“ inzwischen – nach einigen Stationen in der Zwischenzeit – beim SV Rugenbergen in Amt und Würden ist, hat Tim Jeske seit diesem Sommer beim TSV Sasel seine neue sportliche Heimat gefunden. Am Sonntagnachmittag kam es am Parkweg zum Wiedersehen. Wenngleich sich Jeske die Partie zu Beginn von der Bank aus ansehen musste oder besser gesagt durfte – am Ende aber allen die Show stahl…

Die Gäste aus Bönningstedt feiern den Führungstreffer durch Patrick Hoppe (2. v. re.). Foto: noveski.com

„Wir wollten unsere gute Trainingswoche mit ins Spiel nehmen“, erklärte Tim Jeske, befand aber zugleich: „Das hat gerade in der ersten Halbzeit nicht gut geklappt“, ehe er erläuterte: „Rugenbergen hat uns erst ab der Mittellinie angriffen, wodurch natürlich die Räume in deren Hälfte ziemlich eng waren. Unsere Angriffe in der ersten Halbzeit haben wir im letzten Drittel aber nicht gut zu Ende gespielt.“ Und so ging es mit einer Nullnummer in die Pause. Dafür wurde es aber nach Wiederanpfiff „richtig wild“ – auch, weil Jeske in der 50. Minute das Geläuf am Parkweg betrat.

Jeske kam, sah - und traf dreifach

Jeskes erster Streich per Kopf zum 1:1-Ausgleich. Foto: noveski.com

„Rugenbergen hat uns sofort hoch angepresst, sodass wir im Mittelfeld mehr Räume bekommen haben, aber unsere Angriffe trotzdem nicht gut zu Ende spielen konnten.“ Stattdessen nutzten die Bönningstedter ihre Chance in Person von Patrick Hoppe – zuvor scheiterte Sven Worthmann nach einer Galke-Flanke aus kürzester Entfernung an Todd Tuffours „Adduktoren", so Fischer – und gingen in Führung (62.). Sollten Sasel etwa auch im vierten Spiel ohne Sieg bleiben? Mitnichten! Denn in der Folge brach die Zeit des Tim Jeske an. Mit drei Toren verhalf er den Zankl-Zockern zum erlösenden ersten Erfolg! Zunächst nach Vorarbeit von Nico Zankl (66.). Dann wurde der „Blondschopf“ zweimal von Tolga Celikten perfekt in Szene gesetzt (83., 88.). Eben jener Celikten war es auch, der in der 72. Spielminute im Duell mit Jan-Niclas Galke einen strittigen Strafstoß herausholte, den Zankl zum zwischenzeitlichen 2:2 verwandelte – nachdem Sven Worthmann den Gast ein zweites Mal in Front (68.) brachte.

"Es war die eine Szene, die das Spiel in eine unglückliche Richtung lenkt"

Das 1:2! Sven Worthmann (li.) brachte die Bönningstedter wieder auf die Siegerstraße. Foto: noveski.com

Doch zurück zum Elfmeter, den Referee Björn Lassen (Barsbütteler SV) verhängte. Während die Hausherren den Ellenbogen von Galke, der in jener Szene zudem die Ampelkarte sah, im Gesicht von Celikten wähnten, hatte Fischer die Situation ganz anders wahrgenommen: „Wenn es der Ellbogen gewesen wäre, hätte es glatt Rot geben müssen", ehe er ausführte: „Es war die eine Szene, die das Spiel in eine – aus unserer Sicht – unglückliche Richtung lenkt. Es kommt auf der Grundlinie zu drei Pressschlägen. Der Ball fällt Galke vor die Füße, er ist einen halben Meter vor seinem Gegenspieler, stellt den Körper rein und beide sind Schulter an Schulter. Dann spielt er den Ball Düllberg in den Lauf. Und auf einmal ertönt der Pfiff. Es ist so viel Zeit vergangen, dass ich schon kurz davor war, mir `ne Wurst zu holen. Von solchen Aktionen hast du im Mittelfeld pro Spiel 20 oder 30 Stück“, echauffierte sich „Fischi" über die Entscheidung.

"Habe Jeske relativ deutlich darüber in Kenntnis gesetzt, was ich von seiner Leistung gehalten habe"

Den äußerst umstrittenen Strafstoß zum zwischenzeitlichen 2:2 verwandelte Nico Zankl. Foto: noveski.com

„Für unsere Truppe war es sehr wichtig, zu gewinnen. Wir müssen jetzt dieses positive Erlebnis mit in die nächste Woche nehmen“, blickte der Dreifachschütze bereits voraus – und freute sich darüber, dass er seine Mannschaft mit seinen Toren „auf die Siegerstraße steuern konnte“. Allerdings wird er die nächsten zwei Wochen „wegen meiner dummen Roten Karte gegen Paloma“ zum Zuschauen verdammt sein. Eine Tatsache, die seinem Ex-Trainer sauer aufstieß: „Ich habe Jeske nach dem Spiel relativ deutlich darüber in Kenntnis gesetzt, was ich von seiner Leistung gehalten habe“, scherzte er – und wurde dann ernst: „Er ist ein super Typ, einer der besten Stürmer, die ich – leider nur sehr kurz aufgrund seiner damaligen Kreuzbandverletzung, als er aus Horst zu uns kam – trainieren durfte. Auch menschlich gesehen. Dass er seinen Job nach, kann man ihm nicht ankreiden.“

"Habe in ganz Zentraleuropa keinen Menschen gefunden, der mir erklären kann, warum er spielen durfte"

Jeske (re.) ist einen Deut eher als Jannick Wilckens am Ball und erzielt das 3:2. Foto: noveski.com

Wenn da nicht ein großes „Aber" wäre: „Es gibt ein Sportgerichtsurteil, das besagt, dass er nach seiner Roten Karte gegen Paloma – ich war da und fand die Entscheidung sehr hart – für zwei Spiele gesperrt wurde. Ich habe in ganz Zentraleuropa bisher noch keinen Menschen gefunden, der mir erklären kann, warum er dann jetzt noch einmal spielen durfte und die Sperre erst danach greift. Bei Straftaten vor Gericht wird doch auch nicht ein Urteil gesprochen und dann heißt es: ‚Du kannst aber noch `ne Woche in Freiheit verbringen, ehe du ins Gefängnis musst.‘ Wie kann so etwas sein? Warum sind wir da die Benachteiligten? Dafür fehlt mir jegliches Verständnis!“, war Fischer außer sich. „Letztlich waren es zwei unglückliche Aspekte, die das Spiel beeinflusst haben.“

"Hoffe, dass ich der Mannschaft danach wieder helfen kann"

Jeskes (re., verdeckt) zweiter Treffer per Kopf sorgte für den Endstand und den Sieg seiner "Parkwegler". Foto: noveski.com

Der Matchwinner tat indes nur das, was er tun musste: Tore schießen und seinem Team damit zum Sieg verhelfen. „Ich hoffe, dass die Mannschaft aus den nächsten zwei Spielen ohne mich mindestens vier Punkte holt, damit wir den Anschluss nach oben nicht verlieren und ich der Mannschaft danach wieder mit meinen Toren helfen kann.“

Autor: Dennis Kormanjos

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