Regionalliga Nord

13-Sekunden-Schlaf und Ineffektivität rauben Norderstedt die ersten Punkte

16. September 2020, 22:20 Uhr

Nils Brüning (li.) hätte die Eintracht bereits nach 189 Sekunden in Führung bringen müssen. Foto: KBS-Picture.de

Am Sonntagnachmittag noch Bayer 04 Leverkusen, drei Tage später wieder "Liga-Alltag" gegen die SV Drochtersen-Assel: Dabei war dem FC Eintracht Norderstedt im Nachholspiel gegen die zu Liga-Beginn gegen Aufsteiger FC Teutonia 05 (1:2) unterlegenen "Asseln" die Müdigkeit aus dem DFB-Pokalduell mit dem Bundesligisten (0:7) deutlich anzumerken. Die Garstedter wirkten - nach vielversprechendem Beginn - fahrig, unkonzentriert und leisteten sich viele einfache Ballverluste. Dennoch: Nach 45 Minuten hätte die Partie im Edmund-Plambeck-Stadion noch in beide Richtungen ausschlagen können. Doch dann...

Auch Johann von Knebel (Mi.) hätte für eine Führung sorgen können. Foto: KBS-Picture.de

Der Wiederanpfiff des zweiten Abschnitts war keine 13 Sekunden alt, als Norderstedt-Fänger Lars Huxsohl nur noch verdutzt aus der Wäsche blicken konnte und den Ball aus seinem Netz holen musste. "Das war sicher nicht die Ansage", entgegnete sein Trainer Jens Martens unmittelbar nach der Begegnung mit enttäuschter Miene - und verriet, was er und Olufemi Smith dem Team stattdessen in der Halbzeitpause mit auf den Weg gaben: "Dass wir den Druck - gerade auf unser Heimtor - natürlich aufrecht erhalten sollen und wenn wir die ersten Drei schon nicht machen, dann eben den vierten Hochkaräter nutzen." Denn: "Wir müssen in der ersten Halbzeit klar in Führung gehen, haben drei 100-prozentige Chancen", ärgerte er sich über die vergebenen Möglichkeiten von Nils Brüning (3.), Johann von Knebel (32.) und Fabian Grau (42.) - und musste mit ansahen, wie der Start in Hälfte zwei verpennt wurde. "Das haben wir gar nicht richtig mitgekriegt", gestand Martens, der noch mit den Ersatzspielern beschäftigt war.

Yannik Nuxoll (Mi.) hatte eine von nur zwei Chancen auf den Ausgleich nach der Pause. Foto: KBS-Picture.de

Viel zu zaghaft, zu passiv, zu teilnahmslos kamen seine Vordermannen aus der Kabine. Zunächst hatte Alexander Neumann im rechten Halbfeld alle Zeit der Welt und wurde nicht attackiert. Gleiches galt für Jannes Wulff, der den Ball am Sechzehner sogar noch ungehindert annehmen, sich zurechtlegen und mit links im rechten unteren Toreck unterbringen durfte (46.). Ein absoluter Kaltstart für den Hamburger DFB-Pokal-Vertreter! Einer, von dem sich die Eintracht nicht mehr wirklich erholen konnte. Zweimal bot sich den Hausherren noch die Gelegenheit, zumindest einen Zähler daheim zu behalten. Doch weder Yannik Nuxoll - nach einem Standard von Philipp Koch (70.) - noch Johann von Knebel - nach einem geblockten Schuss von Evans Nyarko (83.) - konnten Drochtersen-Torsteher Patrick Siefkes überwinden. Letzten Endes kam auch das Fehlen von diversen Stammkräften und möglichen Leistungsträgern beim Martens/Smith-Ensemble zum Tragen. So feierte A-Junior Batuhan Evren acht Minuten vor Schluss sein Debüt für Norderstedt, konnte aber auch keine entscheidenden Impulse mehr setzen. Vielmehr musste auch Jordan Brown vorzeitig die Segel streichen. Eine Vorsichtsmaßnahme, wie Martens einräumte: "Er hat leichte Adduktorenprobleme und hat dies rechtzeitig signalisiert. Ich glaube nicht, dass es eine Zerrung ist."

Am Ende hatte die SV Drochtersen-Assel dank eines Blitzstarts in den zweiten Durchgang allen Grund zum Jubeln. Foto: KBS-Picture.de

Martens' Fazit: "Das ist relativ einfach auf den Punkt gebracht. Die Mannschaft hat sehr engagiert gefightet, war aber mal wieder ineffektiv." Vorne wirden die guten Chancen nicht genutzt und hinten verschlief man den Start in die zweite Halbzeit. "Dann ist es gegen so eine Mannschaft, die defensiv sehr engagiert ist und gut steht, schwer, das Spiel nochmal zu drehen. Sie haben sehr aggressiv gespielt und uns früh unter Druck gesetzt." Hinzu kamen "sehr, sehr viele Passfehler. Vielleicht war das auch ein bisschen Übereifer", mutmaßte Martens, der zusammen mit Olufemi Smith, der direkt nach Spielschluss in die Kabine marschierte und seine nach einer gewisse Weile noch immer auf dem Platz befindlichen Akteure mit laustarker Stimme zügig in die Kabine bat, noch einige Worte an die Mannschaft richtete. "So haben wir uns viele Angriffe, die in Ansätzen gut aussahen, selbst kaputt gemacht." Das Bemühen habe "jeder gesehen, aber es hilft am Ende nichts, wenn man daraus nichts macht. Das ist die nackte Realität", konstatierte er - und widersprach der These, dass die Niederlage etwas mit dem vorangegangenen DFB-Pokalspiel in Leverkusen zu tun haben könnte: "Das glaube ich eigentlich nicht. Ich denke schon, dass wir das abgeschüttelt haben. Aber die Mannschaft hat natürlich schon ein bisschen Druck verspürt. Doch das ist normal - und wir haben den Jungs auch gesagt: Wenn wir als Ziel die Meisterrunde ausgeben, dann muss man nach dem ersten verlorenen Spiel und mit einem Heimspiel im Rücken mit diesem Druck auch fertig werden." Abschließend erklärte der Eintracht-Coach: "Für den Lernprozess war das ein tolles Spiel, vom Ergebnis her natürlich schlecht."

Autor: Dennis Kormanjos