Kreisliga 4

„Für keinen anderen Verein hätte ich das gemacht!“

27. Mai 2020, 15:23 Uhr

Die SV Billstedt-Horn ist für Matthias Reincke (li.) "eine Herzensangelegenheit". Foto: Bode

Er habe seine „ganze Jugend dort verbracht“ und über die Niederungen des Amateurfußballs den Sprung zum Profi geschafft – den Bezug zur SPVGG Billstedt-Horn hat er jedoch nie verloren. Im Gegenteil. Vielmehr verschlägt es ihn nun – zwar nicht mehr als aktiver Spieler, dafür aber als Cheftrainer – zurück an seine alte Wirkungsstätte. An den Ort, wo alles begann und seinen Lauf nahm. Dorthin, wo Matthias Reincke über die Kreis- und die Bezirksliga zum großen SC Concordia in die damalige Dritte Liga (Regionalliga Nord) wechselte. Vier Jahre später landete Reincke beim HSV und absolvierte sogar vier Bundesliga-Einsätze. Seine Wurzeln hat er aber nie vergessen…

"Ich bin wieder hier!" Matthias Reincke will "Bille-Horn" wieder in eine erfolgreichere sportliche Zukunft führen. Foto: Bode

„Bille-Horn ist für mich eine Herzensangelegenheit!“, betont Matthias Reincke. Dass das keine typische Floskel ist, wird allein schon beim Blick auf seine Vita deutlich. Denn der heute 48-Jährige, der bis Mitte März an der Seite von Sören Titze beim Neu-Regionalligisten FC Teutonia 05 als Co-Trainer tätig war, ehe sich der Verein nach zwei Niederlagen in Folge unter mysteriösen Umständen – denn zuvor blieb „T05“ in 21 Liga-Partien am Stück unbesiegt – von seinem Gespann trennte, vergaß nie, wo er herkommt. Nach 174 Drittliga-Spielen (50 Tore) für Cordi, den HSV II und den 1. SC Norderstedt zog es „Matte“ im Winter 2001 zurück zu „Bille-Horn“ – in die Kreisliga. Und der Kontakt ist bis heute nie abgerissen. „In den vergangenen Jahren haben sie in Person von Andreas Brandt, mit dem ich selbst noch zusammengespielt habe, immer mal wieder lose angefragt“, erzählt Reincke, der nach seinen Stationen als Coach beim TSV Sasel und Co-Trainer bei der SV Halstenbek-Rellingen sowie beim FC Teutonia 05 nun endlich wieder „Zuhause“ angekommen ist und Billstedt-Horn als Übungsleiter übernimmt.

Neue Anlage soll im Oktober fertig sein

Zuletzt war Reincke (li.) beim FC Teutonia 05 unter Sören Titze als Co-Trainer tätig. Foto: KBS-Picture.de

Das dargelegte Konzept habe ihn überzeugt, so Reincke. Wenngleich er auch gesteht, dass es ihm schon schwer falle, in der Kreisliga zu starten. „Die Bezirks- oder Landesliga wäre natürlich schon etwas anderes gewesen.“ Hinzu kommt, dass er sich durch die Corona-Auszeit kein eigenes Bild von der aktuellen Mannschaft unter Pflichtspielbedingungen machen könne und so viel „auf Mundpropaganda und Vertrauen“ setzen muss. Deshalb betont Reincke auch: „Für keinen anderen Verein würde ich das machen!“ Doch da wäre ja auch noch das Konzept, nach dem der Verein künftig wieder in anderen sportlichen Gefilden für Schlagzeilen sorgen möchte. „Hier ist wirklich was am Entstehen“, geht Reincke auf die neue Anlage mit drei Kunstrasenplätzen ein. Die schmucken LED-Flutlichtmasten stehen bereits, im September/Oktober soll dann auch das neue Prunkstück bezugsfähig sein. „Zumindest in dem Punkt spielt uns die Corona-Pause in die Karten.“

Weniger jedoch in Sachen Kaderplanung. Aus der aktuellen Mannschaft würde es bereits „viele Zusagen“ geben, zeigt sich Reincke darüber sehr erfreut. Was mögliche Neuzugänge angeht, sei es allerdings „nicht ganz so einfach“ – trotz eines Zugpferdes wie seine Person. Denn bei Reinckes letzter Station „ging es fast immer nur ums Geld“. Nun ist das komplette Gegenteil der Fall.

"Ganz Hamburg dachte, dass wir als 'No Names' nach vier Wochen wieder weg sind"

Apropos Teutonia 05: Die Meldung, dass die „Kreuzkirchler“ durch den Saisonabbruch in der Regionalliga Nord und aufgrund der Entscheidung des Norddeutschen Fußball-Verbandes, „die aufstiegsberechtigten Mannschaften, die auch für die jeweils nächsthöhere Spielklasse eine Meldung abgegeben haben, aufsteigen zu lassen“, tatsächlich eine Etage höher um Punkte kämpfen werden, ist für Reincke „eine Bestätigung unserer Arbeit gewesen“, nimmt er Sören Titze mit ins Boot. „Natürlich hätte man es gerne auf eine andere Weise geschafft – und ich bin mir auch sicher, dass wir es dieses Jahr gepackt hätten, nachdem wir beim ersten Anlauf kläglich gescheitert sind, wofür es aber auch Gründe gab, und beim zweiten Versuch nur ein Punkt auf Altona gefehlt hat“, so Reincke. Mit dem Kapitel Teutonia 05 hat er inzwischen jedoch abgeschlossen – und meint: „Ganz Hamburg dachte, dass wir als Trainer-‚No Names‘ in diesem Haifischbecken nach vier Wochen wieder weg sind.“ Letztlich hielt sich das Duo Titze/Reincke zweieinhalb Jahre an der Kreuzkirche, erreichte im ersten Jahr nach dem Aufstieg den dritten Platz und die Teilnahme an der Regionalliga-Aufstiegsrunde – nachdem weder Dassendorf noch Victoria eine Meldung abgaben – in der zweiten Spielzeit die Vize-Meisterschaft und steuerte nun als wiederum Tabellenzweiter hinter Dassendorf auf den Aufstieg zu, ehe es zur für viele Außenstehende überraschenden Trennung kam. Fakt ist, dass der Sprung in die Viertklassigkeit auch der Arbeit des Trainer-Gespanns zu verdanken ist.

"Natürlich ist der Aufstieg ein Thema, aber eben nicht planbar"

Im März mussten Reincke (li.) und Titze bei den Teutonen unter mysteriösen Umständen als Tabellenzweiter ihren Hut nehmen. Foto: KBS-Picture.de

Doch nun blickt Reincke nur noch nach vorne. So befindet man sich noch auf der Suche nach einem Co-Trainer. Einer rechten Hand, die dem 48-Jährigen bei dessen Arbeit unter die Arme greift. Gemeinsam will man den derzeitigen Tabellensiebten der Kreisliga 4 wieder in eine glorreichere Zukunft führen. „Wir sind und denken ambitioniert“, macht Reincke gar keinen Hehl daraus. Schließlich war er selbst über Jahre hinweg in ganz anderen Regionen unterwegs. „Natürlich ist der Aufstieg ein Thema, aber eben nicht planbar“, will er sich und dem Team Zeit geben. Denn: „Wir müssen eins nach dem anderen angehen und dürfen nichts überstürzen.“ Mit „zwei, drei guten Verstärkungen“ könne und wolle man aber schon eine vernünftige Rolle spielen – und an der Möllner Landstraße über kurz oder lang wieder etwas aufbauen und entstehen lassen. So, wie das mit der neuen Anlage bereits der Fall ist...

Autor: Dennis Kormanjos