Regionalliga Nord

Barthel: „Ich kann das nicht nachvollziehen!“

02. April 2020, 20:02 Uhr

Präsident Dirk Barthel kann die aktuell herrschende Unruhe um seinen AFC nicht verstehen. Foto: KBS-Picture.de

Er komme sich vor „wie Frau Merkel“, ist Dirk Barthel derzeit ein äußerst gefragter Gesprächspartner. Der Präsident von Altona 93 muss sich immer wieder und wieder erklären. Erklären, wie es so weit kommen konnte, wie aktuell an der Adolf-Jäger-Kampfbahn: Manager weg, Pressesprecher weg – und auch der Sponsor zieht sich am Saisonende zurück. Doch Barthel zeigt sich ganz gelassen – und sagt voller Überzeugung: „Dass es nach sechs gemeinsamen Jahren dazu kommt, dass jemand aufhört, ist ganz normal – das ist in Beziehungen genau so wie auch im Berufsleben. Wechsel gehören nun mal dazu.“ Und weiter: „Wir gucken positiv in die Zukunft und sehen das Ganze nicht so dramatisch.“

Da war die Welt noch in Ordnung: AFC-Coach Berkan Algan (2. v. li.) und Dirk Barthel (2. v. re.). Foto: KBS-Picture.de

Dabei klingt das, was sich gerade beim AFC abspielt, sehr dramatisch. „Es war keine gute Jahreshauptversammlung“, gesteht Barthel – und fügt an: „Es gab ein paar Themengebiete, die etwas schlechter gelaufen sind.“ Womit er wohl auch den Umgang mit der Liga-Mannschaft und insbesondere den mit Schatzmeisterin Jessica Weinert, die unter Tränen zurücktrat – Hauptgrund für Manager Klobedanz, seinen Posten zu räumen (HIER mehr dazu) –, meint. Doch der Erste Vorsitzende sieht das Positive – neben drei neuen Vorstandsmitgliedern: „Dass der Verein lebt, zeigt, dass zehn Prozent der Mitglieder an der Jahreshauptversammlung teilgenommen haben.“ Man wolle sich „konsolidieren und das Ziel“, so Barthel, „bleibt, dass der Liga-Fußball unbedingt so hochklassig wie möglich sein sollte – möglichst in der Regionalliga“. Genau das sei jedoch ein weiterer Knackpunkt gewesen: Denn laut Klobedanz solle dies künftig vermehrt mit Spielern aus den eigenen Reihen geschehen. Eine Idee, „die grundsätzlich auch wünschenswert und zu loben“ sei, so Klobedanz, „aber nicht, wenn keine der Mannschaften höher als Bezirksliga spielt“. Barthel finde die Vision, künftig wieder Eigengewächse wie Benjamin Lipke oder Jakob Sachs („Das sind Spieler, die von den Zuschauern verehrt wurden“) hervorzubringen, ebenfalls unterstützenswert. „Wir müssen wieder da hinkommen.“

Barthel findet "neue Idee gut"

Dass der Nachwuchs des AFC derart „abgestürzt“ sei, würde auch daran liegen, „dass in der Vergangenheit ein paar Fehler gemacht worden sind – das gebe ich zu“, erklärt Barthel. „Wir haben ein paar gute Jungs aus unserer A-Jugend verloren und es gab ein kleines Loch. Es mag auch sein, dass ad hoc noch niemand dabei ist. Aber wer weiß, wie es in einem Jahr aussieht?“, hofft er auf einen blitzartigen Aufschwung der Jugendteams und der Zweiten Mannschaft. Denn „ganz nüchtern betrachtet ist es so, dass selbst die Bezirksliga schon Geld kostet. Und klar ist das Ziel, die Mannschaft in die Landesliga zu bringen. Aber das ist eine Kosten- und Sponsorenfrage.“ Deshalb wolle man „versuchen, künftig wieder ein oder zwei Spieler aus der Jugend über die Zweite Herren in die Liga-Mannschaft zu führen. Das ist unsere Idee – und die finde ich gut.“ Auch durch die neue Anlage an der Baurstraße schaffe man „eine gewisse Wettbewerbsgleichheit“, so Barthel.

"Das wurde nun gebrochen"

Barthel will neue Eigengewächse rausbringen, die Liga aber dennoch "unbedingt hochklassig" halten. Foto: KBS-Picture.de

Zum Teil würden „persönliche Animositäten“ zu der aktuellen Situation beim AFC führen. Zum bevorstehenden Abschied von Manager Andreas Klobedanz sagt er: „Wir hatten sechs schöne Jahre. Leider konnten wir die Regionalliga nicht auf Dauer halten, obwohl wir meinen, einen ganz guten Etat zu haben, aber im Vergleich dazu sind andere Vereine in der Regionalliga eine Übermacht.“ Gar kein Verständnis habe er hingegen für die Entscheidung von Sponsor „Perlwitz Armaturen“, dem Club von der „AJK“ ebenfalls den Rücken zu kehren: „Es ist sehr bedauerlich und ich kann das auch nicht nachvollziehen. Vor acht Wochen saßen wir noch zusammen und haben besprochen, dass wir ligaunabhängig weitermachen. Das wurde nun gebrochen. Das tut mir in der Seele leid“, findet er klare Worte – und erklärt, angesprochen auf die finanziellen Mittel, die durch den Perlwitz-Ausstieg künftig fehlen werden: „Ich habe die Hoffnung, dass wir neue Wege und Netzwerke besteigen können.“ Abschließend ging Barthel noch einmal auf Trainer Berkan Algan ein. Wie sieht dessen Zukunft aus? „Berkan hat einen Vertrag, den wir gerade bis 2021 verlängert haben. Den soll er erfüllen. Ich weiß nicht, wie er mit der Situation umgeht. Aber ich weiß, dass wir wirklich tolle Jahre miteinander hatten – mit vielen Zuschauern und Erfolgen.“

Autor: Dennis Kormanjos