Oberliga

Selbstschutz nach Dauer-Frust: Bramfeld wütet, Tornesch triumphiert!

29. Februar 2020, 11:15 Uhr

Der Frust bei den schwarz gekleideten Bramfeldern war riesengroß - während Tornesch vor allem von der Schiri-Entscheidung zum 2:1 profitierte. Foto: Kruber

Aus Selbstschutz vor einer möglichen Sperre im Nachgang waren weder Carsten Henning noch Mirko Schulz zu einer Stellungnahme bereit. Das Bramfelder Trainer-Gespann fühlte sich vom Unparteiischen Gerrit Breetholt massiv benachteiligt. Neun Gelbe Karten hagelte es auf dem Grün gegen das Oberliga-Schlusslicht, auch Schulz wurde abseits des Geschehens mit dem gelben Karton bedacht. Hinzu kamen diverse äußerst strittige Entscheidungen - und eine, im wahrsten Sinne des Wortes, dämliche Aktion von Justin Sadownik, der sich wegen Ballwegschlagens die Ampelkarte einhandelte (59.) und seinen ohnehin schon arg dezimierten BSV - mit Lennard Bahn und Christian Westphal hatte man lediglich zwei Mann auf der Bank - in noch größere Bredouille brachte.

Hitzig ging es zwischen beiden Mannschaften an der Ellerneihe zu. Foto: Kruber

"Wir haben sicher auch von dem Platzverweis profitiert", wusste Tornesch-Trainer Thorben Reibe, dass Sadowniks Bärendienst für die Hausherren entscheidenden Einfluss auf den weiteren Verlauf hatte - und befand weiter: "Das 2:1 war ein bisschen glücklich. Da kann man auch abpfeifen und Foulspiel an den Torwart von Bramfeld geben", gestand er ehrlicherweise. "Aber so ist es halt häufig während einer Saison. Wir hatten sicherlich auch schon viele Situationen, wo wir ein bisschen Pech hatten. Diesmal hatten wir das Glück auf unserer Seite. So gleicht sich das im Endeffekt immer aus. Auch wenn Bramfeld das sicherlich ein bisschen anders sieht." Insbesondere BSV-Keeper Steven Pagenkop, der die Situation wie folgt schilderte: "Ich bin rausgelaufen und habe den Ball am 'Fünfer' abgefangen. Wir beide springen ineinander rein. Aber ich habe den Ball gehabt, verliere ihn dadurch - und der Gegenspieler macht ihn rein." In diesem Fall war es Lennart Dora, der Nutznießer war und zur erneuten Führung für die Gäste abstaubte (73.). Kurz zuvor scheiterte Kjell Ellerbrock noch per Handelfmeter am Außenpfosten (66.). Doch zurück zum umstrittenen Treffer: "Ich verstehe nicht, wie der Schiri das nicht sehen oder pfeifen kann! Ich bin klar vorher am Ball. Er springt in mich rein und macht das Tor", echauffierte sich Pagenkop.

Alles offen nach "sehr schlechter erster Halbzeit"

Cedric Stoppel (Mi.) erzielte den zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich. Foto: Kruber

Schon beim frühen Rückstand wurde der Bramfelder Torsteher von seinen Teamkameraden mehr oder minder im Stich gelassen. Wieder war es ein ruhender Ball, der von den Henning/Schulz-Schützlingen nicht geklärt werden konnte. Freund und Feind rauschten vorbei, Sadownik wollte klären - aber Christian Kulicke spritzte dazwischen und beförderte das Runde ins Eckige (13.). Und so führten die Unioner an der Ellernreihe - zu diesem Zeitpunkt glücklich. "Wir haben uns sehr schwer getan, sind sehr schlecht ins Spiel gekommen und hatten in der ersten Halbzeit nicht den richtigen Zugriff gehabt", befand Reibe, dessen Equipe in Person von Youngster Patrice Meyer trotz dessen beinahe sogar auf 2:0 stellte. Sein Schlenzer landete jedoch am Pfosten (16.). "Wir wollten bewusst etwas defensiver agieren, weil wir eigentlich davon ausgegangen sind, über schnelle Kontersituationen zu unseren Torchancen kommen. Aber das hat nicht ganz so gut geklappt, wie wir uns das vorgestellt haben", so Reibe. "Das hatte sicher auch damit zu tun, dass Bramfeld mit vielen Diagonalbällen agiert hat und wir gar nicht erst in die Zweikämpfe reingekommen sind. Dementsprechend konnten wir unsere Kontersituationen nicht so ausspielen, wie wir uns das vorgenommen haben. Aber wenn wir die mal hatten, wurde es gleich gefährlich." Dennoch sah er eine "insgesamt sehr schlechte erste Halbzeit", in der dem Gastgeber noch der Ausgleich gelang, als Raoul Bouveron zunächst noch hängenblieb, aber Cedric Stoppel den Abpraller aus 17 Metern flach ins Netz schweißte (33.). "Es war ein gerechtes 1:1 zur Pause", gab Reibe zu.

Reibe bringt "frischen Wind" rein und "freut" sich sehr

Tornesch-Torjäger Björn Dohrn (li.) markierte den Treffer zum 3:1-Schlusspunkt. Foto: Kruber

Nach dem Wechsel bot sich dem Tabellenletzten zunächst die Dreifachchance zum 2:1, ehe Sadownik for Segel streichen musste. "Wir haben in der zweiten Halbzeit etwas offensiver agiert, um ein bisschen mehr Zugriff aufs Spiel zu bekommen", verriet der Union-Coach, meinte aber auch: "Wir hatten Glück, dass wir auf der anderen Seite die Lattensituation überstanden haben", sprach er auf den Alu-Treffer von Bouveron an (48.). "Danach fand ich, dass wir die bessere Mannschaft waren. Wir haben sicher auch von der Gelb-Roten Karte des Gegners profitiert, hatten aber auch diverse Torchancen - unter anderem den verschossenen Elfer von Ellerbrock." Eben jener Ellerbrock machte seinen Fehlschluss aber nur wenig später wieder gut und sorgte in einem nun hitzigen Duell, in dem der Schiedsrichter alles andere als einen souveränen Eindruck hinterließ, durch eine mehr als nur umstrittene Entscheidung für das 2:1 des FCU, als er Pagenkop "abräumte" und Dora das Tor ermöglichte (73.). Kurz vor dem Ende erhöhte Goalgetter Björn Dohrn sogar noch auf 3:1 (87.) und sorgte für lange Gesichter an der Ellernreihe. Neben dem immens wichtigen Dreier, dem ersten nach zuvor elf sieglosen Spielen am Stück, freute sich Reibe vor allem über die Leistung zweier Jungspunde: Jean Patrice Meyer und Morris Louis von Winckelmann. "Wir hatten zwei A-Jugendliche in der Startelf, weil ich mal ein bisschen frischen Wind reinbringen wollte. Beide haben ein gutes Spiel gemacht. Das freut mich sehr!"

Autor: Dennis Kormanjos