Oberliga

„Wer Fehler macht, sollte daraus lernen – das habe ich jedes Mal, wenn ich auf die Bank verfrachtet worden bin“

19. Februar 2020, 09:49 Uhr

Oliver Gaedtke wechselte im Winter von BU zu Hansa Rostock II - und hofft dort auf den Durchbruch. Foto: Bode

Seit 2011 war der HSV Barmbek-Uhlenhorst sein sportliches Zuhause. Nun, nach insgesamt achteinhalb Jahren, hat sich Oliver Gaedtke dazu entschieden, den Hamburger Traditionsverein zu verlassen. Im Winter bot sich dem gerade mal 20-jährigen Keeper die Chance, zur Zweiten Mannschaft von Hansa Rostock zu wechseln. Da Gaedtkes Eltern gebürtig aus Rostock kommen, nahm er die Chance wahr – und hofft mit der „Kogge“ auf der Brust auf den Durchbruch. Wir haben mit ihm über den Wechsel, einen Ex-Profi als Torwarttrainer, seine Erlebnisse bei BU, die besonders positiven und auch negativen Momente während seiner Zeit in Barmbek – sowie über die künftigen Ziele gesprochen…

FussiFreunde: Was waren für dich die ausschlaggebenden Gründe, im Winter von BU zu Hansa Rostock II zu wechseln?

Mit gerade mal 20 Jahren hat Gaedtke (li.) - hier gegen HUFC-Akteur Raffael Kamalow - bereits 31 Oberliga-Einsätze zu Buche stehen. Foto: Bode

Oliver Gaedtke: „Ich finde, dass der FC Hansa Rostock ein sehr guter Verein ist, indem ich mich auf das nächste Level begeben kann. Mir haben die Ziele der Mannschaft beziehungsweise des Trainers gefallen. Zudem ist mein Torwarttrainer dort Dirk Orlishausen, der auch gleichzeitig die Profis trainiert. Er ist ein sehr guter Torwarttrainer und wird mir dabei helfen, mich weiter zu entwickeln. Ich bin BU dennoch sehr dankbar für die letzten achteinhalb Jahre, nur langsam muss ich den nächsten Schritt wagen und das war für mich Hansa Rostock II. Ohne meinem Torwarttrainer Fabian Lucassen wäre es auch nicht zu dem Wechsel gekommen, denn er hat mich da ins Gespräch gebracht.“

Du bist gerade mal 20 Jahre jung, hast aber schon 31 Oberliga- und diverse Landesliga-Einsätze auf dem Buckel. Trotzdem hat es nie so richtig zur unumstrittenen Nummer eins bei BU gelangt. Inwieweit hättest du dir in einigen Phasen vielleicht auch mehr Rückendeckung gewünscht?

Gaedtke: „Mehr Rückendeckung habe ich mir nie gewünscht! Ich fand es sehr lobenswert, dass von Anfang an immer offen mit mir gesprochen worden ist. Wer Fehler macht, sollte daraus lernen und das habe ich jedes Mal, wenn ich auf die Bank verfrachtet worden bin. Ich finde, dass Marco Stier in den Fällen richtig gehandelt und mir so eine ‚Auszeit‘ zwischendurch mal gut getan hat. Das letzte halbe Jahr auf der Bank hat mir auch viel gebracht. Ich konnte von Johannes Höcker viel mitnehmen. Er ist ein hervorragender Torwart, der mich im Training zu Höchstleistungen herausgefordert hat.“

Wie schwer ist dir denn der Abschied von so einem Traditionsverein wie BU gefallen?

Ex-KSC-Keeper Dirk Orlishausen ist nun Torwarttrainer bei Hansa Rostock - und auch von Oliver Gaedtke. Foto: KBS-Picture.de

Gaedtke: „Sehr schwer! BU ist ein großartiger Verein, mit dem ich immer verbunden sein werde. Achteinhalb Jahre sind eine lange Zeit, die ich niemals vergessen werde. Ich bin den Fans für ihre Unterstützung sehr dankbar! Sie haben immer alles gegeben und standen bei jedem Wetter am Rand und haben uns nach vorne gebrüllt. Dementsprechend wünsche ich dem Verein nur das Beste und hoffe, dass man die Saison erfolgreich beenden wird. Aber nicht nur der Abschied vom Verein ist mir schwer gefallen, sondern auch der von der Mannschaft! Das ist eine coole Truppe mit coolen Charakteren! Deshalb auch ein Dankeschön an die Spieler.“

Wenn du die NOFV-Oberliga Nord mit der Oberliga Hamburg vergleichen müsstest – welche Liga ist stärker und wo sind die gravierendsten Unterschiede?

Gaedtke: „Ehrlich gesagt kann ich das noch nicht so genau sagen, die Rückrunde beginnt erst am 23.02.2020. Ich kann nur von den Testspielen reden, aber da habe ich nicht alles von meinem neuen Verein gesehen, denn die Gegner, die wir hatten, waren jetzt nicht unbedingt die stärksten. Das, was ich gesehen habe, ist trotzdem nicht so großartig anders als in Hamburg. Ich bin dennoch gespannt, was noch so auf mich zukommt. Denn es werden mal andere Teams sein, die mich/uns herausfordern.“

Hansa II steht zurzeit hinter TeBe Berlin auf dem zweiten Tabellenplatz. Heißt das, dass in der Rückrunde der große Angriff auf die Spitze erfolgt und das Ziel der Aufstieg ist?

"Die Fans haben uns immer bei Wind und Wetter nach vorne gebrüllt", dankt Oliver Gaedtke (2. v. li.) dem BU-Anhang. Foto: Bode

Gaedtke: „Im Gespräch mit dem Trainer hat dieser mir gesagt, dass er gerne irgendwann mit der Mannschaft aufsteigen möchte, Grundvoraussetzung ist allerdings der Aufstieg der Profi-Mannschaft, da die Regularien besagen, dass immer zwei Ligen Unterschied sein müssen. So wie ich die Mannschaft kennengelernt habe, hat sie das Zeug dazu, aufzusteigen. Ich glaube fest daran, dass wir es schaffen können. Es wird aber ein langer Weg sein und den werden wir als Mannschaft gemeinsam gehen!“

Wenn du auf deine Zeit in Hamburg zurückblickst: Welche Spiele sind dir in besonders positiver und welche in eher negativer Erinnerung geblieben – und aus welchen Gründen?

Gaedtke: „Ich fange mal mit dem negativsten Spiel an, das mir immer in Erinnerung bleiben wird. Bei einem Spielstand von 3:0 für uns hat das gegnerische Team den Platz verlassen. Der Grund dafür war eine Aussage aus dem Publikum, die auch ich nicht angemessen fand. Aber fairerweise uns gegenüber hätte man das Spiel zu Ende bringen können. Ich finde Fußball soll verbinden und nichts anderes! Das Spiel, was mir immer positiv im Kopf bleiben wird, ist das Heimspiel gegen Altona 93. Als ich bei BU angefangen habe, war es von Tag eins an mein Traum, dieses Derby zu spielen. Es verspricht immer Leidenschaft, Spaß, große Emotionen und sehr viel Stimmung auf den Rängen. Auch wenn das Spiel 1:1 ausging, wird es für mich immer positiv in Erinnerung bleiben, weil das der Grund ist, warum ich Fußball spiele.“

Wenn wir mal auf deine Zukunft blicken: Inwieweit träumst du bei Hansa vom Sprung zur Liga-Mannschaft und wie realistisch ist das?

Bei Hansa II will Gaedtke (Mi.) nun auf sich aufmerksam machen. Foto: KBS-Picture.de

Gaedtke: „Ich werde mich vollkommen auf Hansa II konzentrieren, denn für die Truppe spiele ich jetzt und nicht für die Erste. Klar wäre es irgendwann schön, wenn der Trainer der Ersten kommt und fragt: ‚Hättest du nicht Lust, für uns zu spielen?‘ Aber so weit bin ich noch lange nicht. Ich werde alles geben, um mir diesen Traum zu erfüllen, aber bis dahin werde ich erstmal stolz für die Zweite Mannschaft auflaufen und mein Bestes geben. Ich werde an mir arbeiten, jedes Training alles geben und wer weiß: Vielleicht habe ich ja mal die Chance, für die Erste zu spielen. Aber der Weg ist noch sehr weit.“

Autor: Dennis Kormanjos