Oberliga

Woikes Wunsch und Willen: Es soll besser werden – aber das geht nicht von heute auf morgen

20. Januar 2020, 10:00 Uhr

Christian Woike (re., hier mit SVCN-Manager Oliver Schubert) weiß, was er mit dem Team erreichen will – aber auch, dass dies nicht im Handumdrehen von statten geht. Foto: Bode

Symbolcharakter sollte das Bild nach Möglichkeit nicht haben. Zumindest nicht, wenn es nach denen geht, die es mit dem SV Curslack-Neuengamme halten. Da stand Christian Woike nun am Samstagnachmittag im Anschluss an sein erstes Spiel als Trainer des SVCN auf dem Kunstrasen am Gramkowweg und fasste seine Erkenntnisse in Worte, als im Stadion des Oberligisten die Lichter ausgingen. Das Flutlicht sollte möglichst nicht ohne Grund zu lange brennen. Und so wurde es dunkel um Woike herum. Nur das Licht der Gastronomie am Ausgang strahlte noch, als der Neu-Coach der „Deichkicker“, der nach der Trennung von Matthias Wulff im Dezember 2019 selbst Anfang Januar 2020 installiert worden war, in der Dämmerung sein Fazit zum Spiel und der ersten Woche im neuen Amt zog und einen Ausblick auf die Restsaison wagte.

„Die Mannschaft hat sehr positiv reagiert und ist mir gegenüber die ganze Zeit sehr offen aufgetreten“, berichtete Woike nach dem Spiel auf die Frage, in welchem Zustand er die Truppe, die in der Oberliga bekanntlich im Laufe der aktuellen Spielzeit in die Abstiegszone abgerutscht ist, beim Trainingsauftakt am vergangenen Montag vorgefunden habe. „Die Jungs sind sehr motiviert bei den Übungen, sie zeigen sich sehr interessiert und sehr engagiert“, so der neue Übungsleiter, der – das stellten Manager Oliver Schubert in der vergangenen Woche und Präsident Hartmut Helmke im Rahmen des Testspiels gegen den SC Vier- und Marschlande noch einmal fest – „nur einer von zwei Trainern ist, mit denen wir bei der Suche nach einem Nachfolger für Matthias Wulff gesprochen haben.“ Der andere war Woikes Widerpart vom vergangenen Samstag, SCVM-Coach Thorsten Beyer.

„Ercetin ist ein Fixpunkt und Bulut ein Element, das die Mannschaft bisher nicht hatte“

Mit vereinten Kräften: Mustafa Ercetin (li.) und Özgür Bulut (li.) feierten am Wochenende ihre Premiere im Curslack-Trikot. Foto: Bode

Der wird, wie bekannt ist, nun nicht nur in dieser, sondern auch in der nächsten Saison weiterhin das Sagen bei den Fünfhausenern haben, während „Crille“ Woike unumwunden feststellt: „Ich fühle mich sehr gut aufgenommen und finde eine sehr willige Mannschaft vor.“ Die schickte der Neu-Trainer am Wochenende in der Defensive mit zwei Innenverteidigern (Marvin Schalitz und Oliver Franz) sowie zwei hoch stehenden Außenspielern (Özgür Bulut und Alan Orlando Murillo Salazar) aufs Feld. Der 19-jährige Murillo Salazar, in der Jugend beim Hamburger SV und dem Eimsbütteler TV am Ball, fungiert dabei vorerst als Gastspieler. „Er wird eine weitere Woche bei uns mittrainieren, dann werden wir eine Entscheidung treffen. Das Ganze hängt auch davon ab, wie sich die Verletzungsgeschichte im Kader verhält. Wir müssen schauen, was wir an Optionen haben und in welchem Zustand andere aus dem Urlaub oder der Verletzung zurückkommen“, so Woike. Bei zwei anderen ist es indes längst Fakt, dass sie ab sofort neu zum Kader zählen. Die Rede ist von den beiden Winter-Neuzugängen Mustafa Ercetin und Özgür Bulut – wobei letzterer noch eine Pflichtspiel-Sperre absitzt, die vier Spiele umfasst. „Wir wollen die beim Verband reduzieren lassen“, kündigt Woike einen Vorstoß an.

„Man hat bei beiden eindeutig gesehen, dass sie lange nicht mehr gespielt haben. Und Fußball auf der Playstation und Fußball trainieren ist nun einmal etwas anderes als Fußball spielen. Natürlich haben beide besondere Eigenschaften“, sagt Woike über die Neu-Neuengammer, ehe er dann präzisiert: „'Özi' ist mit seiner Emotionalität und seiner Explosivität ein Element, das die Mannschaft so bisher nicht hatte, zumal er auch auf verschiedenen Positionen spielen kann. 'Musti' ist, wenn er die Fitness und die Spielhärte hat, ein unheimlich ballsicherer Spieler. Sozusagen ein Fixpunkt, dem du immer den Ball geben kannst. Beide werden der Mannschaft gut tun.“ Aber: „Die nächsten vier Wochen werden auch den beiden gut tun. Ercetin hat seit Oktober nicht mehr gespielt, Bulut seit Anfang Dezember“, weiß auch „Crille“ dass seine beiden Zugänge nicht von heute auf morgen direkt am obersten Limit angekommen sein werden. Das freilich gilt nicht nur für Ercetin und Bulut, sondern für die gesamte Mannschaft. Woikes Wunsch und Willen, dass es besser wird, ist da – aber auch dieses Kunststück, die Mannschaft weiter zu entwickeln, sie neu zu pushen und ihr vor allem den neuen Spielstil ihres neuen Übungsleiters zu implementieren, geht nicht im Handumdrehen von statten.

„Ich halte nichts davon, wenn es nur einen verlängerten Arm auf dem Platz gibt“

Gastspieler Alan Orlando Murillo Salazar (vo.) wird noch eine weitere Woche beim SVCN mittrainieren. Foto: Bode

Denn so gesehen betritt Woike am Gramkowweg Neuland. Ein Umstand, der umgekehrt auch für das kickende Personal gilt – mit Ausnahme jender Spieler wie Bulut, Julian Künkel oder Gökhan Iscan, die schon beim SC Condor unter Woike aktiv waren. Vor allem mit Iscan suchte Woike vorm Anpfiff des Tests gegen den SCVM länger das Gespräch. „Da ging es nicht um die Mannschaft, sondern um die Art und Weise wie wir Dinge hier haben wollen. Ich muss mir von ihm auch noch erklären lassen, wie hier einige Dinge bisher abgelaufen sind und ablaufen“, so Woike, der seinen Ex-und-jetzt-wieder-Schützling in einer wichtigen Rolle sieht „wenn er auf dem Platz steht.“ Damit ist der aber fraglos nicht der Einzige, der zu den Stützen des Teams werden soll. „Ich glaube, dass es in der Mannschaft ein paar Leute gibt, die man als verlängerten Arm des Trainers auf dem Feld nehmen kann. Ich halte auch nichts davon, wenn es dazu nur einen Spieler gibt. Natürlich ist es bei Gökhan so, dass er weiß, wie ich Fußball spielen will und er einer ist, der in die Mannschaft hineinhorchen und Dinge so in die Truppe hereintragen kann, wie sie gemeint sind“, konstatiert Woike in der Hoffnung, dass die Rädchen beim SVCN unter seiner Regie nach und nach ineinander greifen werden. Damit am Ende Erfolg steht. Und das Flutlicht das einzige Licht ist, das am Gramkowweg erlischt...

Jan Knötzsch